Asien-Pazifik – bis 2048 keine nutzbaren Fischbestände mehr in der Region
„Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen trugen von 1990 bis 2010 zu einem raschen durchschnittlichen jährlichen Wirtschaftswachstum von 7,6 % in der Region Asien-Pazifik bei, von dem mehr als 4,5 Milliarden Menschen profitierten. Dieses Wachstum hatte wiederum unterschiedliche Auswirkungen auf die Biodiversität und die Ökosystemleistungen“, sagte Madhav Karki (Nepal), Ko-Vorsitzender der Asien-Pazifik-Bewertung (mit Sonali Senaratna Sellamuttu aus Sri Lanka). „Die biologische Vielfalt der Region ist beispiellosen Bedrohungen ausgesetzt, von extremen Wetterereignissen und dem Anstieg des Meeresspiegels bis hin zu invasiven gebietsfremden Arten, der Intensivierung der Landwirtschaft und der Zunahme von Abfall und Umweltverschmutzung. In dem Bericht heißt es, dass es zwar insgesamt einen Rückgang der biologischen Vielfalt gegeben hat, dass es aber auch einige wichtige Erfolge in Bezug auf die biologische Vielfalt gegeben hat, wie zum Beispiel die Zunahme von Schutzgebieten. In den letzten 25 Jahren sind die Meeresschutzgebiete in der Region um fast 14 % und die terrestrischen Schutzgebiete um 0,3 % gestiegen. Die Waldfläche nahm um 2,5 % zu, wobei die höchsten Zuwächse in Nordostasien (22,9 %) und in Südasien (5,8 %) zu verzeichnen waren.“
Es gibt jedoch Bedenken, dass diese Bemühungen nicht ausreichen, um den Verlust der biologischen Vielfalt und den Wertverlust der Naturbeiträge für die Menschen in der Region aufzuhalten. Nicht-nachhaltige Aquakulturpraktiken, Überfischung und zerstörerische Ernten bedrohen Küsten- und Meeresökosysteme, wobei Prognosen zufolge bis 2048 keine nutzbaren Fischbestände in der Region vorhanden sein werden, wenn die derzeitigen Fangmethoden fortgesetzt werden. Auch der Zustand vieler Zwischengezeiten-Bereiche verschlechtern sich aufgrund menschlicher Aktivitäten rapide, wobei viele Korallenriffe von kritischer ökologischer, kultureller und wirtschaftlicher Bedeutung bereits ernsthaft bedroht sind – einige Riffe, insbesondere in Süd- und Südostasien, sogar bereits verloren gegangen sind. Dem Bericht zufolge werden bis 2050 bis zu 90 % der Korallen selbst unter konservativen Klimaszenarien stark geschädigt sein.
Der Klimawandel und die damit verbundenen Extrem-Ereignisse stellen eine große Bedrohung dar, vor allem für Küstenökosysteme, niedrig gelegene Meeresanrainer-Zonen und Inseln. Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Artenverteilung, die Populationsstärke, den Zeitpunkt von Fortpflanzung und Migration aus. Erhöhte Häufigkeiten von Schädlings- und Krankheitsausbrüchen infolge dieser Veränderungen können zusätzliche negative Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion und das menschliche Wohlbefinden haben, wobei sich die Auswirkungen voraussichtlich verschlechtern werden.
Wälder, alpine Ökosysteme, Binnengewässer und Feuchtgebiete sowie Küstengebiete werden als die am stärksten bedrohten Ökosysteme im asiatisch-pazifischen Raum identifiziert. Die zunehmende Vielfalt und Häufigkeit invasiver gebietsfremder Arten wird als einer der gravierendsten Faktoren für die Veränderung der Ökosysteme und den Verlust der biologischen Vielfalt in der Region hervorgehoben.
Europa und Zentralasien – 66 % Lebensraumtypen mit „ungünstigem Erhaltungszustand“
Ein wesentlicher Trend in Europa und Zentralasien ist die zunehmende Intensität der konventionellen Land- und Forstwirtschaft, die zu einem Rückgang der Biodiversität führt. Es gibt auch Beispiele für nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Praktiken, die der biologischen Vielfalt und dem Beitrag der Natur für die Menschen in der Region zugute kommen. Die materiellen Beiträge der Natur für die Menschen wie Nahrung und Energie wurden zu Lasten von regulierenden Beiträgen wie Bestäubung und Bodenbildung und immateriellen Beiträgen wie kulturellen Erfahrungen oder Möglichkeiten zur Entwicklung eines Ortsgefühls gefördert.
„Die Menschen in der Region verbrauchen mehr nachwachsende Rohstoffe als die Region produziert“, sagt Prof. Markus Fischer aus der Schweiz, (Ko-Vorsitzender der Europa- und Zentralasien-Bewertung mit Prof. Mark Rounsevell aus Großbritannien), „obwohl dies durch höhere Biokapazitäten in Osteuropa und den nördlichen Teilen West- und Mitteleuropas etwas ausgeglichen wird“.
In der Europäischen Union weisen unter den Bewertungen des Erhaltungszustands von Arten und Lebensraumtypen von Interesse nur 7 % der marinen Arten und 9 % der marinen Lebensraumtypen einen „günstigen Erhaltungszustand“ auf. Darüber hinaus weisen 27 % der Arten- und 66 % der Lebensraum-Typenbewertungen einen „ungünstigen Erhaltungszustand“ auf, während die anderen als „unbekannt“ eingestuft werden.
Die Autoren stellen fest, dass weiteres Wirtschaftswachstum nur durch Entkoppelung der Degradierung der biologischen Vielfalt und der Fähigkeit der Natur, einen Beitrag für die Menschen zu leisten, nachhaltige Entwicklung ermöglichen kann. Diese sei jedoch noch nicht erfolgt und würde tiefgreifende politische Veränderungen und Steuerreformen auf globaler und nationaler Ebene erfordern.
Der Verzicht auf traditionelle Landnutzungssysteme und der Verlust der damit verbundenen indigenen und lokalen Kenntnisse und Praktiken ist in Europa und Zentralasien weit verbreitet, so der Bericht. Produktionsbasierte Subventionen, die das Wachstum in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Rohstoffgewinnung vorantreiben, verschärfen in der Regel widersprüchliche Landnutzungsprobleme, die sich häufig auf das verfügbare Territorium der traditionellen Nutzer auswirken. Die Erhaltung der traditionellen Landnutzung und des Lebensstils in Europa und Zentralasien hängt stark von der institutionellen Angemessenheit und der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit ab.
Folgt: SDGs in Gefahr