Kommunale Energiewende gemeinsam mit Landwirtschaft

Erfahrungen kommunaler Vorreiter unverzichtbar

Das ländlich gelegene Reken ist Teil eines der größten Naturparks Nordrhein-Westfalens, der Hohen Mark. Dass der Erhalt dieser Naturlandschaft und somit auch der Klimaschutz den Rekenern am Herzen liegt, wird durch die vielfältigen Erneuerbaren-Energien-Projekte in der Gemeinde deutlich. Gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben vor Ort konnte die Gemeinde erfolgreiche Nahwärmeprojekte realisieren. Ein Forschungsprojekt erprobt zudem die intelligente Steuerung von Netzen zur hundertprozentigen dezentralen Energieversorgung. Die Agentur für Erneuerbare Energie stellte am 28.03.2018 das energetische Netzwerk der Gemeinde Reken vor.

Biogasanlagen und Windgenerator – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

„Eine verlässliche und effiziente Energieversorgung auf Basis von Wind, Sonne und Biomasse ist nicht nur ein Thema für Forschungsinstitute oder Energiewirtschaft, sondern sie erfordert auch die Erfahrungen der kommunalen Vorreiter“, sagt Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der AEE.

Die Gemeinde setzt auf einen Mix aus Erneuerbaren Energien in allen Sektoren. „Investitionen in Erneuerbare Energien haben hier eine lange Tradition. Neben der wirtschaftlichen Motivation möchten wir unserer Verantwortung bei der Energiewende gerecht werden“, so Bürgermeister Manuel Deitert. Das als fahrradfreundlichste Kommune Deutschlands ausgezeichnete Reken setzt aktuell auf den weiteren Ausbau der Photovoltaik und investiert in Elektro-Bikes. Ein Windprojekt, in welchem knapp ein Viertel der Gesamtkosten durch die Beteiligung Rekener Bürgerinnen und Bürger gedeckt wurde, konnte als Ausnahme im Flächennutzungsplan in kürzester Zeit angegangen werden. „Die rechtzeitige Einbindung der Anwohner erwirkte eine breite Akzeptanz“, sagt Deitert. Neben Sonne und Wind spielt die Bioenergie eine große Rolle in Reken. „Ein vorbildliches Nahwärmeprojekt in unserer Gemeinde ist das der Familie Benning in Reken-Hülsten“, betont Deitert.

Bei der Diversifizierung ihres 72 Hektar großen landwirtschaftlichen Betriebs in Reken Hülsten entschieden sich Ulrike und Hermann-Josef Benning, neben dem Gemüseanbau auf Erneuerbare Energien zu setzen.

„Ursprünglich als Nebenbetrieb geplant, zeigte sich nach und nach das große Entwicklungspotenzial der Bioenergie. Inzwischen ist sie der Haupterwerbszweig unseres Betriebes“, fassen die Bennings ihre Erfahrungen zusammen. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Reken errichtete die Benning Agrar-Energie  GmbH 2008 das erste Satelliten-BHKW am Frei- und Hallenbad im Ortsteil Groß-Reken. Von ihrer Biogasanlage im Ortsteil Hülsten wird das 250 kW-BHKW über eine 3,5 km lange Mikrogasleitung mit Biogas versorgt. Mittlerweile ist diese Leitung zu einem Mikrogasnetz von 10 km Länge mit vier Satelliten-BHKWs angewachsen.

Durch alle Bioenergieanlagen zusammen werden in Reken pro Jahr ca. 1,2 Millionen Liter Heizöl ersetzt. Dabei wird eine Strommenge in Höhe von ca. 25 Millionen kWh erzeugt – und das nahezu klimaneutral.  Die Strommenge entspricht in etwa dem Jahresbedarf aller Privathaushalte in Reken. Ein 735 kW-BHKW zur bedarfsgerechten Stromeinspeisung wird in einigen Wochen in das System eingebunden. „Die Entscheidung für den Schritt in die Flexibilisierung war vor dem Hintergrund der unsicheren politischen Lage eine große Herausforderung. Aber wir sind davon überzeugt, dass gerade wir mit Biogas nicht nur Grundlast liefern, sondern auch die Stromspitzen bedienen können. Außerdem möchten wir als Landwirte einen zukunftsfähigen Betrieb in die nächste Generation weitergeben können und dafür ist es als Energiewirt notwendig, flexibel und bedarfsgerecht am Strommarkt agieren zu können“.

Um die zukünftige Versorgungsinfrastruktur geht es auch bei der Arbeit im Rahmen des Projekts DESIGNETZ, welches 2017 gestartet ist und bei welchem Reken einer von 30 Standorten ist. Prioritär verfolgt DESIGNETZ das Ziel, Lösungsansätze für eine sichere, klimafreundliche und effiziente Stromversorgung zu entwickeln. Das Projekt untersucht, wie bei die zunehmende Einspeisung fluktuierender Erneuerbarer Energien im Verteilnetz mit möglichst geringem Ausbau ausgeglichen werden kann. „Reken ist seit langem aktiv, bringt sich in Forschungsprojekte ein und hilft so dabei, neue Erkenntnisse für die Umsetzung der Energiewende zu erarbeiten“, so Nils Boenigk.

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