„Bayern pennt“
Raimund Kamm, bayerischer Landesvorsitzender des Bundesverbandes WindEnergie und des Forums Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik, hat ein streitbares Resümee der bayerischen Energiepolitik gezogen: „Großartige Fortschritte bei der weltweiten Energiewende“, aber: „Bayern pennt“.
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„Zahlen und Veröffentlichungen des ersten Quartals 2018 zeigen großartige Fortschritte bei der weltweiten Energiewende. Sie reichen allerdings noch nicht. Bemerkenswert, dass sie überwiegend durch die Preissenkungen bei Photovoltaik und Windkraft angetrieben werden. Bayern allerdings pennt.“
1. Windkraft war im 1. Quartal (knapp) Deutschlands zweitgrößte Stromquelle
Erneuerbare Energien zusammen denken –
und zusammen arbeiten lassen.
„Bioenergie, evtl. Geothermie, Photovoltaik, Wasser- und Windkraft ergänzen einander. Im Winter sind die Tage kurz, und nur wenig PV-Strom wird erzeugt. Niederschläge bleiben als Schnee liegen und treiben nicht die Wasserturbinen an. Dafür weht im Herbst und im Winter viel Wind. Im Frühjahr steigen die Solarstrom- und die Wasserkraftproduktion. Die Windkraft wird schwächer. Die Bioenergie hingegen hat ihren Treibstoff „auf Halde“ und kann ihre Produktion unabhängig von Tages- und Jahreszeit sowie vom Wetter steuern.
2. Ohne öffentliche Beachtung wurde weiter schrecklicher Atommüll produziert
In jedem großen Atomreaktor werden an jedem Betriebstag durch das Spalten von Uran und das Erbrüten von Plutonium rund 70 Kilogramm hochaktiver Atommüll erzeugt. Etwa ein Prozent davon ist Plutonium, ca. 700 Gramm pro Tag in einem Reaktor. Es heißt, schon das Einatmen von nur einem Millionstel Gramm führe zu Lungenkrebs. Mit dem im ersten Quartal 2018 im immer noch laufenden Block C des Atomreaktors in Gundremmingen erzeugten Atommüll kann man alle Menschen auf unserer Erde umbringen. Unvorstellbar wahnsinnig.
Einmal im Jahr werden bei der Revision aus den Reaktoren verbrauchte Spaltelemente herausgenommen und ins Abklingbecken befördert. Nach 5 – 10 Jahren sollen diese Spaltelemente dann in Castoren umgepackt und in die Zwischenlager transportiert werden. Im ersten Quartal 2018 wurden drei Castoren in Gundremmingen befüllt und ins Zwischenlager gefahren. Dort stehen jetzt 58 Castoren mit je 52 verbrauchten Spaltelementen. Dieser Atommüll muss zum weiteren Abklingen über eine Million Jahre isoliert gelagert werden. Aber wie und wo?
Eine gute Nachricht: Auch das AKW Gundremmingen hat keine risikogerechte Haftpflichtversicherung. Die Wahrscheinlichkeit eines Großunfalls ist (hoffentlich) gering. Die Auswirkungen wären jedoch riesig und fast unbezahlbar. Zur Erinnerung: In Fukushima blies der Wind die meiste Radioaktivität aufs Meer. In der Hauptwindrichtung von Gundremmingen ist aber kein Meer sondern liegen Großstädte wie Augsburg, München und Nürnberg und natürlich viele kleinere Gemeinden. Die gute Nachricht also: Es gab im ersten Vierteljahr 2018 keinen Großunfall.
3. Weltweit wurde im ersten Quartal 2018 kein neuer AKW-Bau begonnen – in Japan laufen jetzt vier Reaktoren wieder
Im ersten Quartal nahmen die Russen zwei Atomreaktoren neu in Betrieb: LENINGRAD 2-1 und ROSTOV-4. Am einen war 10 und am anderen 8 Jahre gebaut worden. Bemerkenswert und erfreulich: Im ersten Vierteljahr hat kein Land mit dem Bau eines AKW begonnen. Quelle.
In Japan wurde ein fünfter Reaktor wieder in Betrieb genommen und nach einer Woche wegen eines Lecks wieder abgeschaltet. Quelle.
4. Endlich: CO2-Preise in Europa steigen
Innerhalb eines Jahres ist der CO2-Preis auf bald das Dreifache gestiegen (auf 273 %). Von 4,84 €/t CO2 am 03.04.17 auf 13,2 €/t CO2 am 29.03.18 um (17:38 Uhr).
Folgt: Erstmals seit vielen Jahren schrumpft weltweit die Zahl der Baubeginne von Kohlekraftwerken