Ein Milliarde-Dollar-Tsunami alle zehn Jahre – Zahl der Europäer, die in gefährdete Regionen reisen, steigt
Es ist zu erwarten, so die Wissenschaftlicher, dass im Schnitt alle zehn Jahre mehr als eine Milliarde Dollar an wirtschaftlichen Verlusten in der Tourismusbranche durch Tsunamis verursacht werden. Der auf Strände bezogene Geschäftsanteil des Tourismus an jedem Reiseziel der Welt wurde auf Basis von Tourismusdaten auf Landes-, Provinz- und Kreisebene entwickelt. „Es war wichtig, die neuesten und besten Tourismus- und Hoteldaten zu nutzen“, erklärt James Daniell, Experte für Naturkatastrophenrisiken und Teil der Forschungsgruppe am KIT. „Nicht nur internationaler, sondern auch Binnentourismus spielt eine große Rolle, um zu bestimmen, wie viele Menschen wo Urlaub machen. Denn Tourismus steht für mehr als sechs Milliarden Dollar an direkter und indirekter Wirtschaftsleistung weltweit.“ Die wirtschaftlichen Daten für Tourismus, Hotels und Umsätze wurden für mehr als 10.000 Länder, Provinzen und Landkreise in mehr als 200 Staaten weltweit von der Gruppe zusammengetragen. Dabei stellte sich heraus, dass immer mehr Reisende die gefährdeten Regionen Europas und der Welt als Ziel wählen.
Die Wissenschaftler untersuchten auch die Orte auf der Welt, bei denen die meisten Verluste im Verhältnis der lokalen Wirtschaftsleistung entstehen. Die Top 5 beinhaltet 1) Guam, 2) die Galapagos Inseln in Ecuador, 3) Vanuatu, 4) Tonga und 5) Valparaiso in Chile. „Diese Orte würden die größten Verluste erleiden, falls sie von einem großen Tsunami getroffen würden, da es sich größtenteils um kleine Inselstaaten handelt, die sehr stark vom Tourismus abhängig sind“, so Daniell.
Schützen sich Touristenziele gegen Tsunamis?
Ob Touristen in Zukunft woanders Urlaub machen, lasse sich schwer sagen, so Andreas Schäfer. „Jedes Land ist anders und es hängt stark von seiner Lage und Größe ab. Nach vergangenen Ereignissen, wie im Indischen Ozean, blieb ein beträchtlicher Anteil der Urlauber der ganzen Region fern und die Preise fielen durch den Verlust von Stränden, Schäden an Hotels und Problemen mit der Infrastruktur.“
“Im Verhältnis zu den großen weltweiten Einnahmen durch Strandtourismus fallen die Tsunamirisiken eher gering aus. Schließlich können mancherorts Jahrzehnte oder Jahrhunderte zwischen zwei großen Tsunamis vergehen. Allerdings können die Verluste für einzelne Ereignisse an manchen Orten gewaltig sein“, erläutert Schäfer. Auf den Malediven mussten in Folge des Tsunamis von 2004 mehr als 20Prozent aller Strandresorts schließen. In Phang Nga und Phuket in Thailand waren es jeweils zwei Drittel beziehungsweise ein Viertel der Hotels, die innerhalb eines halben Jahres schließen mussten.“Einige Länder, darunter Japan, verwenden gewaltige Geldsummen darauf, ihre Küsten beispielsweise durch gewaltige Tsunamimauern zu schützen. Allerdings sind solche Maßnahmen für die meisten Orte auf der Welt, die in der Regel auch deutlich ärmer sind, nicht möglich“, berichtet Schäfer. „Das Beste, was Hotels, Geschäfte und Gemeinde in der Nähe von Stränden tun können ist, sich angemessen vorzubereiten – zum Beispiel durch Notfall- und Evakuierungspläne, um die Leben von Anwohnern, Beschäftigten und Gästen zu schützen. Ich hoffe, dass unser Risikoindex einen ersten Schritt darstellt, um die Wahrnehmung von möglichen Tsunamirisken in einigen Orten zu stärken.“
Andreas Schäfer präsentierte diese Forschungsarbeit in der Session „Global and continental scale risk assessment for natural hazards“ bei der Jahreskonferenz der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) 2018 in Wien. Andreas Schäfer und James Daniell forschen beide am Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM), einem interdisziplinären Forschungszentrum für Katastrophenmanagement.
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