Beispiel dafür, wie die neue Energiediplomatie funktionieren kann
Eine zweite Begegnung hatte ich bei einem Besuch in Jordanien. Jordanien ist für uns ein wichtiger Partner für Stabilität und Ausgleich in einer außerordentlich unruhigen Region. Jordanien hat darüber hinaus gerade auch gemessen an der eigenen Größe sehr sehr viele Flüchtlinge aufgenommen. Ich habe dort ein von Deutschland unterstütztes Projekt kennengelernt. Es geht um die dezentrale Versorgung eines Flüchtlingslagers mit Solarstrom. Durch diese innovative Nutzung von Solarenergie wird eine Gruppe von Personen mit Strom versorgt, die sonst keinen Zugang zum Netz hätten und denen damit die Erfüllung vieler elementarer Bedürfnisse verwehrt bliebe. Ich finde ein solches Projekt beispielhaft für die Möglichkeiten, die Erneuerbare Energien schaffen können. Jordanien kann auch in anderer Hinsicht beispielhaft sein. Es importiert einen Großteil seiner Energie und wendet dafür viel Geld auf. Aber es hat enormes Potential für Erneuerbare Energien – in diesem Fall besonders im Solarbereich. Das Land hat bereits gute Schritte zum Ausbau der Erneuerbaren Energien gemacht. Ich finde die Perspektive faszinierend, dass ein Land wie Jordanien künftig seinen Strom im eigenen Land herstellt, in der Erneuerbaren Industrie Ausbildung und Jobs schafft, inländische Wertschöpfungsketten aufbaut und so seine eigenen Entwicklungsziele selbst und autonom voranbringen kann. Und vielleicht kann es in Zukunft sogar Solarstrom exportieren und so eine Zusammenarbeit aufbauen auch mit den Nachbarn in der Region, die den Frieden sichern kann.
Auch darum geht es bei dieser Konferenz. Über diese Konzepte für eine von endlichen Ressourcen unabhängige Zukunft und über neue Formen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit müssen wir sprechen. Erneuerbare Energien sind reichlich und quasi überall vorhanden. Das verändert auch die außenpolitischen Beziehungen zwischen Ländern. Mit der Nutzung von Erneuerbaren Energien verliert die Abhängigkeit von Energie das Potenzial, als Macht- und Druckmittel missbraucht zu werden. Wir sehen die Zusammenarbeit bei der Energiepolitik heute als Plattformen für Kooperation, für Dialog und auch für den internationalen Austausch. So soll das heute auch hier sein.
Deshalb freue ich mich sehr, dass heute der Vize-Präsident der EU-Kommission Maroš Šef?ovi?, der Generaldirektor der internationalen Agentur für Erneuerbare Energien, Adnan Amin, der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur Fatih Birol heute bei uns sind. Ihre Institutionen sind ein Beispiel dafür, wie die neue Energiediplomatie funktionieren kann. Die Energiewende wird Spuren in der internationalen Ordnung hinterlassen, die wir heute überhaupt noch nicht überschauen können. Sie wird die geopolitischen Realitäten verändern. Daher haben wir gemeinsam mit Norwegen und den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Globale Kommission zu den geopolitischen Auswirkungen der Energiewende unter dem Dach der internationalen Agentur für erneuerbare Energien ins Leben gerufen. Die erste Sitzung dieser hochkarätig besetzten Kommission findet direkt im Anschluss an diesen Dialog statt, hier in Berlin. Ich bin auf die Ergebnisse schon jetzt gespannt.
Viel wurde in den vergangenen Jahren erreicht auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung und einer kooperativeren Energiepolitik weltweit. Wir haben damit erste Meilensteine gesetzt für Klimaschutz, für Wohlstand und für Versorgungssicherheit. Damit dürfen und wollen wir uns aber nicht zufrieden geben. Der aktuelle Energiemix beinhaltet häufig noch Öl, Kohle und Gas – an diesem Übergang müssen wir weiter arbeiten. Es bleiben auf dem Weg zur Vollendung der globalen Energiewende viele Aufgaben zu lösen – bei uns in Deutschland wie in aller Welt. Wir wollen zur Lösung dieser Aufgaben als verlässlicher Partner beitragen und heute einen Beitrag dazu auf dieser Konferenz leisten.
Ich wünsche Ihnen spannende und erfolgreiche Diskussionen auf Ihrem Weg zur weltweiten Energiewende. Herzlichen Dank!
->Quelle: bundesregierung.de/37-4-bmaa-energy