Unterschiedliche Motoren – gleiches Problem
Elektrofahrzeuge haben laut Brueckner zudem viele andere Probleme mit konventionellen Fahrzeugen gemeinsam: Alle brauchen Straßen, Parkplätze und andere Infrastruktur, was sich vor allem in Städten problematisch auswirkt.
- Straßen teilen die Gemeinden und erschweren den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen für Menschen ohne Auto.
- Eine Verschiebung der Abhängigkeit der Menschen von Verbrennungsautos hin zu Elektroautos trägt auch wenig dazu bei, den sesshaften urbanen Lebensstil zu verbessern, da sie unseren Mangel an körperlicher Aktivität aufrechterhält.
- Andere Probleme beziehen sich auf Staus. In Australien seien die vermeidbaren sozialen Kosten von Verkehrsstaus 2015 auf umgerechnet mehr als 10 Milliarden Euro geschätzt plus jährlich 2 %. Angesichts der Entwicklung des Bevölkerungswachstums und der Verstädterung ist es unwahrscheinlich, dass Elektroautos die Probleme der städtischen Mobilität und der Infrastruktur lösen werden.
Technologie oder Regulierung könnten diese technischen und ökologischen Probleme lösen. Verbesserungen beim Recycling, bei der Innovation und bei der Ökologisierung von Batteriefabriken können einen großen Beitrag zur Verringerung der Auswirkungen der Batterieherstellung leisten. Zertifizierungssysteme könnten dazu beitragen, die Wertschöpfungsketten von Batterien zu schonen sowie Konfliktmineralien und Menschenrechtsverletzungen zu vermeiden.
Ein neues Verkehrsparadigma
Doch obwohl der Klimawandel allein schon einen raschen Übergang zur Elektromobilität zu rechtfertigen scheint, könnte sich diese lediglich als Übergangstechnologie herausstellen. Denn Elektroautos werden wenig für die urbane Mobilität und Lebensfähigkeit leisten. Etablierte Automobilhersteller wie etwa Porsche arbeiten schon an neuen Verkehrsträgern, vor allem für überlastete und wachsende Märkte wie China.
Dennoch basiert ihre Vision nach wie vor auf Personenkraftwagen – sie setzt auf Elektroautos in Verbindung mit intelligenten Verkehrsleitsystemen, um Staus in der Stadt zu vermeiden. Anstatt, wie von Verkehrsexperten gefordert, auf weniger Autos, setzen die Automobilhersteller weiterhin auf individualisierten, wenn auch etwas umweltfreundlicheren Verkehr.
Angesichts weiter wachsender Bevölkerung kann laut Brueckner „ein Paradigmenwechsel im Verkehrswesen erforderlich sein – ein Paradigmenwechsel, der auf die Stadtgestaltung zur Lösung von Verkehrsproblemen abzielt. In Kopenhagen etwa übertrifft die Zahl der Fahrräder die der Autos im Stadtzentrum, das in den nächsten zehn Jahren autofrei sein soll. Auch viele andere Städte, darunter Oslo in Norwegen und Chengdu in China, sind auf dem Weg zur Autofreiheit.“