Besorgniserregende Verarmung der Waldökosysteme
ast 90 % der Waldfläche in Deutschland ist in einem naturschutzfachlich schlechten Zustand. So lautet das alarmierende Fazit einer aktuellen Studie der Naturwald Akademie. Die Autoren des am 25.04.2018 erschienenen „Alternativen Waldzustandsberichtes“ betonen, dass dieser Mangel an naturnahen Waldökosystemen zu einem starken Verlust der biologischen Vielfalt führt.
Ergebnis der Studie: Zahlreiche heimische Waldökosysteme drohen auszusterben. Denn auf den meisten deutschen Waldflächen wachsen nur wenige unterschiedliche Baumarten. Zudem sind es oft Baumarten, die dort natürlich nicht vorkommen würden. Besonders alarmierend ist der schlechte naturschutzfachliche Zustand bei drei für Deutschland typischen Waldtypen, die von Eichen und Buchen dominiert sind. Zu deren Schutz seien Maßnahmen dringend nötig, so die Autoren der Studie.
Die Analyse zeige auch, dass Deutschlands Wälder für ein ökologisches Gleichgewicht zu jung seien. Es fehlten alte Bäume. Alte Bäume mit mehr als 140 Jahren stärkten das Ökosystem Wald. Sie seien existentiell für das Leben von zahlreichen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, die nur auf oder mit ihnen leben könnten. In Deutschland dürften jedoch nur wenige Bäume alt werden. Lediglich auf 4,5 % naturnaher Waldflächen wüchsen Bäume, die älter als 140 Jahre sind. Und nur 0,2 % dieser ökologisch besonders wertvollen Waldflächen mit alten Baumbestand seien dauerhaft geschützt.
Mehr Schutz von Wäldern notwendig
Durch den Mangel an naturnahen Wäldern mit alten Bäumen gehe auch ein wichtiges Potenzial im Klimaschutz verloren. Denn im Holz alter Bäume könne langfristig mehr klimaschädliches Kohlendioxid gespeichert werden.
„Unsere Studie belegt, dass in Deutschland naturnahe Waldflächen für fast alle prägenden Waldtypen die Ausnahme sind – Bund und Länder sind deshalb gefordert. Sie müssen die besonders bedrohten und seltenen naturnahen Reste der Eichenwälder sofort unter Schutz stellen. Sonst sind diese wertvollen Wälder für Generationen verloren. Wir empfehlen außerdem einen Abholzungsstopp für über 140-jährige Bäume auf gefährdeten Waldflächen,“ sagt Torsten Welle, wissenschaftlicher Leiter der Naturwald Akademie.
Die Wissenschaftler der Naturwald Akademie haben Daten der 3. Bundeswaldinventur des staatlichen Thünen-Instituts und Daten des Bundesamts für Naturschutz ausgewertet. Sie haben sechs, für das Ökosystem Wald entscheidende und anerkannte, naturschutzfachliche Kriterien analysiert und diese in einem Waldzustandsindex zusammengefasst. Mit ihm kann der naturschutzfachliche Zustand des Waldes einfacher beschrieben und kommuniziert werden.
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