39. Internationales Wiener Motorensymposium: „E-Fuels“ sollen Benzin und Diesel aus Autotanks verdrängen
Zunehmend geraten Kraftstoffe in den Fokus der aktuellen Forschung für umweltfreundlichere Fahrzeugantriebe; Experten aus Wissenschaft und Industrie halten neue synthetische Treibstoffe, die herkömmliches Benzin oder Diesel ergänzen oder ganz ersetzen, für praktikable Lösungen, um den Verbrennungsmotor zu erhalten. Diese wären nachhaltig klimaneutral und praktisch schadstofffrei. Mehrere Vorträge beschäftigten sich beim Wiener Motorensymposium in der Hofburg mit so genannten „E-Fuels“, den mittels Strom aus Wasser und CO2 hergestellten Kraftstoffen für die Ära danach.
Prof. Robert Schlögl, Direktor am Max Plank-Institut für Chemische Energiekonversion in Mülheim/Ruhr (Foto: Mitte des Panels) berichtete über aktuelle Forschungen im Bereich Erneuerbarer Mobilität und beleuchtete das Potenzial synthetischer Kraftstoffe auf der Basis von Wasserstoff und CO2. Nach Überzeugung des Chemikers treten synthetische Kraftstoffe nicht in Konkurrenz mit der Elektromobilität, sondern ergänzen sie sinnvoll. Der Plug-in-Hybrid, betankt mit synthetischen Kraftstoffen, verbinde als universelle Antriebsplattform batterieelektrisches Fahren mit dem Einsatz Erneuerbarer Energie. Es geht laut Schlögl nicht um die Frage, ob synthetische Kraftstoffe einen Beitrag in der Mobilität leisten werden, sondern darum, wo sie sinnvoll in einem systemischen Konzept einzusetzen sind. Ihr größter Vorteil der hohen Energiedichte mache sie besonders für Hochlast-Anwendungen geeignet.
E-Fuels bieten auch Prof. Stefan Pischinger von der RWTH Aachen zufolge erhebliches Lösungspotenzial für die Emissionsprobleme von Dieselmotoren. Power-to-Gas- oder Power-to-Liquid-Kraftstoffe könnten aus Wasserstoff und CO2 hergestellt werden. Ein großer Vorteil sei die mögliche Nutzung in herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Bei aktuellen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass derartige Kraftstoffe großes Emissions-Reduktionspotenzial bieten, bei Ruß etwa um 96 Prozent. Auch die NOx-Emissionen hättten innermotorisch reduziert werden können, berichtete Pischinger.
In einem weiteren Vortrag präsentierten Martin Härtl (TU München) und Koautor Eberhard Jacob (Emissionskonzepte Motoren Krailling), die Ergebnisse eigener Versuche. Mit dem eigens hergestellten DMC+, einer Mischung von Dimethylcarbonat, Methylformiat und Ethanol, ist es im Rahmen der vorgestellten Arbeiten gelungen, einen umweltfreundlichen Blendkraftstoff zu entwickeln, der über gute Kältebeständigkeit und sehr hohe Klopffestigkeit verfüge und optimal für DI-Ottomotoren geeignet sei. Um CO2-neutrale und emissionsarme synthetische Kraftstoffe wie DMC+ mittelfristig zum Erfolg zu führen, seien flankierende Anstrengungen zur Erschließung einer klimaneutralen Rohstoffbasis („grüner Strom“) und zum Aufbau der nötigen Produktionskapazitäten auf Basis energetisch optimierter Herstellverfahren nötig, so die Vortragenden.