Eine MCC-Studie zeigt: Wenn die Staaten des Kontinents kooperieren und die Kosten weiter fallen, ist zugleich Wachstum möglich
Die Stromerzeugung auf dem afrikanischen Kontinent könnte bereits 2050 fast ausschließlich über erneuerbare Energien erfolgen – ohne dabei auf ein hohes Wirtschaftswachstum verzichten zu müssen. Voraussetzung dafür ist, dass die Staaten beim internationalen Stromnetzausbau und Stromhandel kooperieren, die vorhandene Wasserkraft zum Ausgleich der Schwankungen genutzt und frühzeitig lokales Know-how im Umgang mit der neuen Technologie aufgebaut wird. Das geht aus einer Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) hervor.
Gregor Schwerhoff und sein Kollege Mouhamadou Sy vom Internationalen Währungsfonds (IWF) haben die Arbeit „Developing Africa’s energy mix“ jetzt im Fachmagazin „Climate Policy“ veröffentlicht.
Mit den neuen Ergebnissen werde die Argumentation größtenteils entkräftet, wonach die afrikanische Klimapolitik vor allem auf CO2-Speicherung (CCS) und Biomasse setzen müsse. Ein Vergleich unterschiedlicher Klimapolitik-Szenarien durch so genannte „Integrated Assessment Models“ (IAM) in der neuen Studie widerspreche dem, so Schwerhoff.
Er zeige, dass die Preise für Erneuerbare schneller gefallen seien und die Möglichkeiten im Umgang mit den Schwankungen bei den erneuerbaren Energien sich stärker entwickelt hätten als zunächst angenommen. Somit sei das Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen, die globale Erwärmung auf weit unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, mit einem starken Wirtschaftswachstum in Afrika vereinbar.
„Aufgrund des niedrigen Einkommensniveaus der Länder in Afrika legen die politischen Entscheiderinnen und Entscheider großen Wert auf weiterhin niedrige Energiepreise“, sagt Leitautor Schwerhoff. „Die Modellergebnisse zeigen jedoch, dass die Preise für Erneuerbare so rapide sinken, dass sie viel schneller als zunächst gedacht unter das Vergleichslevel für fossile Brennstoffe sinken. Zudem verfügt Afrika über das weltweit höchste Potenzial für Erneuerbare.“
Eine wesentliche Hürde stellten jedoch die bislang vergleichsweise hohen Kapitalkosten der Erneuerbaren dar: Höhere Investitionsrisiken – beispielsweise durch politische Unsicherheiten – spiegelten sich in höheren Zinsen und damit höheren Kosten für Investoren wieder. Langfristig bedürfe es stabiler politischer und rechtlicher Rahmenbedingungen für Investoren in den jeweiligen Ländern, um die Kapitalkosten weiter zu senken. Auf der anderen Seite würden fossile Brennstoffe noch weniger attraktiv, wenn deren externe Kosten für die Gesellschaft wie etwa die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit oder die lokale Umweltqualität durch ausreichend hohe CO2-Preise abgebildet würden.
Auf dem Weg zur nahezu vollständigen Stromerzeugung durch Erneuerbare stellten zudem die Schwankungen bei der Stromerzeugung und der Netzausbau weitere Hürden dar. „
Die natürlichen Schwankungen bei der Stromerzeugung mit Erneuerbaren lassen sich durch überregionalen Austausch ausgleichen“, sagt Mouhamadou Sy. „In Afrika erfordert dies aber im besonderen Maße die Zusammenarbeit benachbarter Staaten. Das gilt auch für die nötigen Infrastrukturinvestitionen in den Netzausbau.“
Obwohl die Stromerzeugung auf dem afrikanischen Kontinent fast ausschließlich über erneuerbare Energien erfolgen könne, variiere zwischen den afrikanischen Ländern der jeweilige optimale Energiemix jedoch erheblich. „Kenia etwa ist schon jetzt globaler Marktführer für nicht netzgebundene Solaranlagen und kann sich auf den Ausbau der Stromversorgung für die ländliche Bevölkerung konzentrieren“, sagt Schwerhoff. „In Nigeria und Südafrika dagegen steht eine starke Industrie fossiler Ressourcen gegen einen allzu schnellen Umbau.“
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