KIT schiebt „Wissensdialog für die Energiewende“ an

„Umbau des deutschen Energiesystems verständlicher und partizipativer machen“

Mit dem Ziel, den Umbau des deutschen Energiesystems der Öffentlichkeit auf neue Weise zugänglich zu machen und zugleich neue Wege der Teilhabe zu erschließen, startet das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ab Juni das Projekt „Energietransformation im Dialog“. Das Projekt, auf vier Jahre angelegt und mit Sondermitteln der Helmholtz-Gemeinschaft gefördert, soll ab 2020 unter dem Dach des entstehenden „Karlsruher Transformationszentrums für nachhaltige Zukünfte“ verstetigt werden.

– Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Die „Energiewende“ genannte Integration der Sektoren Elektrizität, Wärme und Mobilität in ein übergreifendes, von erneuerbaren Energieträgern gespeistes Netz mit zentralen wie dezentralen Strukturelementen ist nicht zuletzt eine enorme gesellschaftliche Herausforderung. Die großmaßstäbliche Errichtung etwa von Windkraft- und Biomasse-Anlagen, der räumeverändernde Ausbau der Energienetze, aber auch Faktoren wie sich verändernde Nutzungsbedingungen und Preisgefüge betreffen Bürger und Verbraucher unmittelbar.

Formate für breite Öffentlichkeit und spezifische Akteursgruppen

Grundgedanke des jetzt gestarteten Projekts „Energietransformation im Dialog“ ist es, dass ein tiefgreifender Einschnitt in die Lebens- und Wirtschaftsweise einer Gesellschaft, wie eine Energiewende ihn darstellt, auf Dauer nur gelingen kann, wenn er mit einem guten Informationsstand der Betroffenen und mit realen Möglichkeiten der Teilhabe einhergeht. „Mit unserer Initiative möchten wir zu einer gesamtgesellschaftlichen Verständigung über die Energiewende beitragen – indem wir Informationen aufarbeiten und bereitstellen, Beratungs- und Weiterbildungsangebote machen und ganz unterschiedliche Akteure aus Forschung und Gesellschaft zusammenbringen“, sagt Co-Projektleiter Dr. Volker Stelzer vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT.

Zu diesem Zweck bereiten am KIT tätige Experten für Transdisziplinarität und Systemanalyse Wissenstransfer- und Beteiligungsformate vor. Mit unterschiedlicher Beteiligungsintensität und Reichweite richten sich diese Formate sowohl an die breite Öffentlichkeit als auch an spezifische Akteursgruppen – z. B. Energiewirtschaft, Industrie, Zivilgesellschaft und Verbraucherverbände, aber auch Lehrer, Energieberater, Studierende und sog. Early Adopters. Im Einzelnen vorgesehen sind:

  • Informations- und Erklärvideos
  • eine Tour „Nachhaltige Energie“
  • Energie-Szenario-Workshops
  • transdisziplinäre Projektseminare
  • Bürgerforen
  • Realexperimente.

„Karlsruher Transformationszentrum für nachhaltige Zukünfte“ wird bis 2020 aufgebaut

„Bei all diesen Maßnahmen ist für uns entscheidend, dass der Dialog über die Energiewende, wie wir ihn starten beziehungsweise intensivieren möchten, keine Einbahnstraße ist“, sagt Co-Projektleiter Andreas Seebacher vom KIT. „Es geht, anders gesagt, darum, Wissen zu vermitteln und Lernprozesse anzustoßen, jedoch ebenso darum, Impulse aus der Gesellschaft in die Forschung zurückzuspielen und dort fruchtbar zu machen.“ Das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des KIT kann hierbei zurückgreifen auf seine Erfahrungen, Kompetenzen und Strukturen im Zusammenhang der beiden international anerkannten, in Karlsruhe betriebenen Reallabore „Quartier Zukunft – Labor Stadt“ und „Reallabor 131 – KIT findet Stadt“.

Zur Verstetigung und Institutionalisierung des Projekts „Energietransformation im Dialog“ und weiterer Aktivitäten des bidirektionalen Wissenstransfers baut das KIT das „Karlsruher Transformationszentrum für nachhaltige Zukünfte“ (KAT) auf. „Ab 2020“, sagt Initiator Oliver Parodi vom KIT, „soll das KAT als eigenständige Einrichtung Infrastruktur und Kompetenzen für die Durchführung von Wissensdialogen, Weiterbildung und Beratung sowie für Forschung, Lehre und Innovationen zur Nachhaltigkeitstransformation bereithalten.“ Partner des Vorhabens sind unter anderem die Stadt Karlsruhe, die Stadtwerke Karlsruhe sowie die Karlsruher Energie- und Klimaagentur. Gemeinsam mit ihnen streben KIT und Helmholtz-Gemeinschaft an, mit dem KAT eines der weltweit ersten auf Dauer gestellten Reallabore – und damit einen Leuchtturm der Nachhaltigkeitstransformation – zu realisieren.

Das Projekt „Energietransformation im Dialog“ wird von der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren als eines von deutschlandweit drei besonders innovativen Projekten auf dem Feld des Wissenstransfers mit Sondermitteln gefördert. Die Fördersumme für die kommenden vier Jahre beläuft sich auf 1,2 Mio. Euro, je zur Hälfte gespeist aus Mitteln des Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft einerseits und des KIT andererseits.

[note Das KIT engagiert sich vielfältig und umfassend in der Forschung zur Transformation des Energiesystems. Diese erfolgt vielfach technikzentriert, in zunehmendem Maße aber auch – um der sozio-technischen Komplexität Rechnung zu tragen – unter sozial- und geisteswissenschaftlichen Gesichtspunkten.

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 26 000 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. ]

->Quelle: kit.edu/wissensdialog-fuer-die-energiewende