Wer reich ist, kann kalt machen
Einem wenig beachteten Energiethema hat die internationale Energieagentur jetzt unter dem Titel „The Future of Cooling“ einen kompletten Bericht gewidmet: die Raumkühlung. Denn der weltweite Stromverbrauch für Klimaanlagen und Ventilatoren ist bereits heute enorm. Ohne Gegenmaßnahmen könnte er bis 2050 auf das Dreifache steigen. Darauf weist das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in seinen am 16.07.2018 erschienen Energie-Perspektiven 2/2018 hin.
Im Vorwort schreibt IEA-Exekutiv-Direktor Fatih Birol: „Die Welt steht vor einer drohenden ‚kalten Krise‘. Der Einsatz von Klimaanlagen und elektrischen Ventilatoren zur Kühlung macht heute fast 20% des gesamten Stromverbrauchs in Gebäuden auf der ganzen Welt aus. Und dieser Trend wird mit der zunehmenden Konzentration des weltweiten wirtschaftlichen und demografischen Wachstums in den heißeren Ländern weiter zunehmen.“
Die Internationale Energieagentur (IEA) beleuchtet einige der „blinden Flecken der Energiepolitik“: Klimaanlagen und Ventilatoren seien derzeit insgesamt für enorme zehn Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich. Die dabei entstehenden Kohlendioxidemissionen entsprechen denen von ganz Japan. Dabei können heute nur acht Prozent der 2,8 Milliarden Menschen, die in den heißesten Regionen der Erde leben, gekühlte Räume genießen. In den USA und Japan sind es dagegen neun von zehn Einwohnern. In den heißen Regionen wird daher mit steigendem Wohlstand die Nachfrage nach Kühlung nach oben schießen. Raumkühlung werde – nach der Industrie – die zweitgrößte Ursache für den Anstieg der weltweiten Stromnachfrage werden. Dies sei „einer der kritischsten blinden Flecke in der heutigen Energiedebatte“, warnt Birol. Gibt es heute weltweit 1,6 Milliarden Klimaanlagen, werden es 5,6 Milliarden bis zum Jahr 2050 sein, so die Prognose – also jede Sekunde vier neue Anlagen.
Bis 2050 könnte sich der weltweite Energiebedarf für Klimaanlagen damit verdreifachen. Er entspräche dann dem gesamten heutigen Stromverbrauch in China. Der Stromverbrauch der Geräte variiere stark; Klimaanlagen in Japan und Europa zum Beispiel sseien rund 25 Prozent effizienter als in den USA und China. Die Lösung sieht Birol „in erster Linie in der Verbesserung der Effizienz von Klimaanlagen, die das Wachstum des kältebedingten Strombedarfs schnell bremsen kann. Tatsächlich liegt die Chance für eine effiziente Kühlung in den derzeitigen Ineffizienzen des Marktes.“
Maßnahmen wie strenge Mindestanforderungen an die Energieeffizienz seien bekannt und hätten sich bewährt, um die Effizienz der Anlagen schnell und kostengünstig zu steigern. Längerfristig könne der Grundbedarf an Kühlung auch durch ein besseres Gebäudedesign und strengere Bauvorschriften sowie durch höhere Energieeffizienzsteigerungen in bestehenden Gebäuden stark reduziert werden. Die Regierungen müssten daher mehr für Effizienz tun, eines der wichtigsten Instrumente, um die langfristigen Klimaziele zu erreichen und auch die energiebedingte Luftverschmutzung zu reduzieren.
Birol: „Im Rahmen der Modernisierung der IEA haben wir unsere Arbeit auf dem Gebiet der Energieeffizienz erheblich ausgeweitet, indem wir Regierungen auf der ganzen Welt geholfen haben, Effizienzprobleme zu verstehen und die richtigen politischen Lösungen zu finden und umzusetzen.“
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