BWE: 65-Prozent-Ziel der Bundesregierung nur mit mehr Offshore-Windenergie erreichbar
Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, 65 Prozent der deutschen Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 aus erneuerbaren Energien zu decken. Aus Sicht der Offshore-Branche unternimmt die Bundesregierung zu wenig, um dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Konkrete Schritte blieben bislang aus. Dringend notwendig sei eine zügige Erhöhung der Ausbaupfade für alle Erneuerbaren, darunter, wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben, ein schneller Sonderbeitrag für Offshore-Windenergie und eine Anhebung des Offshore-Ausbaudeckels, fordert der Bundesverband WindEnergie in seiner Pressemeldung vom 19.07.2018.
Das 65-Prozent-Ziel müsse durch ein Mengengerüst für den Ausbau glaubwürdig unterlegt werden. Der energiepolitische Stillstand der letzten Monate müsse beendet werden. Die Bundesregierung müsse nach der Sommerpause unverzüglich den Sonderbeitrag Offshore-Wind beschließen. Ansonsten könnten die selbstgesteckten Klimaziele nicht erreicht werden. Darin sei sich die Branche auch mit den Übertragungsnetzbetreibern einig, fordern die Branchenvertreter.
Die Offshore-Branche liefert
Aktuell laufe der Ausbau der Offshore-Windenergie bis 2020 nach Plan, heißt es. Zum Ende des ersten Halbjahres 2018 speisten insgesamt 1.169 Anlagen mit einer Leistung von 5.387 MW in das Netz ein. Fünf Projekte mit einer Leistung von 1.944 MW befänden sich im Bau. Davon würden voraussichtlich Anlagen mit einer Leistung von ca. 1.000 MW bis Ende des Jahres ans Netz gehen.
[note Der Anteil von Offshore-Windenergie an der gesamten Stromerzeugung steigerte sich gegenüber dem Vorjahreshalbjahr von 2,7 auf 2,9 Prozent (9,4 Mrd. kWh – Zahlen des BDEW). Der Anteil aller erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung lag im ersten Halbjahr 2018 erstmals vor der Braun- und Steinkohle.]
Anhebung der Ausbauziele und Sonderausschreibungen unverzichtbar zur Erreichung der Klimaziele
Aus Sicht der Branche müsse die Bundesregierung jetzt aktiv werden, wenn sie das 65-Prozent-Ziel ernst nehme. Dies stehe auch im Einklang mit den jüngsten Beschlüssen auf europäischer Ebene, wonach die erneuerbaren Energien einen Anteil von 32 Prozent am gesamten Energieverbrauch der EU bis 2030 erreichen sollten. Dafür müssten die Ausbauziele quer über alle erneuerbaren Technologien angehoben werden. Für die Windenergie auf See sei bis 2030 ein Ausbau von mindestens 20 GW erforderlich. Bis 2035 müssten mindestens 30 GW an Offshore-Leistung installiert werden. Das bestehende Ausbauziel von 15 GW bis 2030 werde den neuen Zielen der Bundesregierung nicht gerecht, kritisiert der Bundesverband WindEnergie.
Auch müssten die im Koalitionsvertrag beschlossenen und ursprünglich vor dem Sommer geplanten Sonderausschreibungen für erneuerbare Energien umgesetzt werden. Im Fall der Offshore-Windenergie sollte hier eine zügige Weichenstellung erfolgen, um zusätzliche Ausschreibungen in den Jahren 2019 und 2020 einzuführen. Darin sollten mindestens 1,5 GW Gesamtvolumen in Nord- und Ostsee enthalten sein, was über die Nutzung freier Netzanschlusskapazitäten realisierbar sein könnte.
Zudem sei ein höheres Ausbauvolumen im Bereich der Offshore-Windindustrie für die Beschäftigungssicherung und Wertschöpfung am Standort Deutschland von großer Bedeutung. Hersteller, Zulieferer, Betreiber und Investoren bräuchten eine klare industriepolitische Perspektive, genauso wie Planungssicherheit.
In der Windbranche arbeiten mittlerweile mehr als 27.000 Beschäftigte deren Unternehmen schnellstmöglich Planungssicherheit benötigten, wenn man nicht Gefahr laufen wolle, weitere Investitionen und Arbeitsplätze zu gefährden, wie eine aktuelle Branchenumfrage der IG Metall Küste zeige. Ein nachhaltig stabiler Heimatmarkt sei die Voraussetzung für steigende Exportaktivitäten der Offshore-Windindustrie, fordern Branchenvertreter.
Netzausbau, -optimierung und Sektorenkopplung weiter voranbringen
Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien hänge der Erfolg der Energiewende in Deutschland wesentlich vom Netzausbau und Fortschritten bei der Sektorenkopplung ab. Die Bundesregierung solle daher dem Ausbau der großen Übertragungsnetze Priorität einräumen und die vielen vorhandenen Vorschläge zur Netzoptimierung gesetzlich verankern. Aktuelle Studien der Deutschen Energieagentur dena und von AGORA Energiewende zeigten, dass durch Optimierungen im Netz ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energie effektiv möglich sei. Des Weiteren sollten schnellstmöglich regulatorische Hürden für die weitere Koppelung der Sektoren beseitigt werden. Dazu gehöre auch die Möglichkeit, Strom aus Offshore-Windenergie direkt für die unterschiedlichen Power-to-X Anwendungen einsetzbar zu machen.
[note Über die jährlichen Zahlen „Status des Offshore-Windenergieausbaus in Deutschland“
In der Analyse der Deutschen WindGuard werden seit 2012 die Ausbauzahlen für die Windenergie auf See gesondert von jenen der Windenergie an Land erhoben. Die Auftraggeber sind VDMA Power Systems, Bundes-verband WindEnergie BWE, die Stiftung Offshore-Windenergie und die Windenergie Agentur WAB sowie die Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie AGOW.]
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