Erneuerbarer Kohlenstoff aus Recycling von Kunststoffen und anderen Produkten der organischen Chemie
Die Politik setzt zurzeit vor allem auf das Recycling, um fossile Ressourcen zu schonen. Das Recycling von im Umlauf befindlichen Kunststoffen und anderen Produkten der organischen Chemie im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft („Circular Economy“) ist zweifelsohne eine wichtige Quelle für erneuerbaren Kohlenstoff, die noch erheblich ausgebaut werden kann und sollte.
Man sollte allerdings nicht der Illusion erliegen, mit Recycling den Großteil des Kohlenstoffs nachhaltig bereit stellen zu können. Man darf aus Recycling dabei kein Dogma machen, das keine Nachhaltigkeitsüberprüfung mehr braucht. So sollte z. B. der erhebliche Energiebedarf des Recyclings vollständig durch erneuerbaren Energie gedeckt werden, um nicht indirekt zusätzliches fossiles CO2 freizusetzen.
Welche Mengen in welchen Qualitäten von recyclingfähigen Kunststoffen und anderen Produkten können real gesammelt und verwertet werden? Welche Produkteigenschaften lassen sich mit den recyclierten Kunststoffen erzielen und wie viel Neuware muss beigemischt werden? Diskussionen um die großvolumige Nutzung von Altkunststoffen als Bahnschwellen oder Pflastersteine zeigen die mühsame Suche nach geeigneten Anwendungen von Werkstoffen mit geringerer Qualität.
Steht der Aufwand hier noch im Verhältnis zum Nutzen? Wie sieht die Ökobilanz im Vergleich zum Einsatz anderer erneuerbarer Kohlenstoffe aus? Wie können die Abfall- und Verwertungsströme kontrolliert und standardisiert werden? Geht man den Schritt vom mechanischen zum chemischen Recycling, dem Zerlegen der Kunststoffe in chemische Bausteine, so ist das Anwendungsspektrum der Zwischenprodukte weitaus größer und die zu erwarteten Qualitätseinbußen sind deutlich geringer oder gar nicht vorhanden.
Ganz neu sind biotechnologische Verfahren zur Aufarbeitung von Abfällen der Chemie- und Kunststoffindustrie. Aber auch hier müssen Nachhaltigkeitsanalysen zeigen, wie sich diese neuen Technologien im Vergleich zu anderen Pfaden bewähren.
Die Rolle des sog. thermischen Recyclings, das heute beim Recycling de facto eine dominierende Stellung einnimmt, wird sich mit dem Umstieg auf erneuerbaren Kohlenstoff ändern, da es ja keinen zusätzlichen fossilen Kohlenstoff freisetzt. Bei Abfallströmen, die nur mit erheblichem Aufwand mechanisch oder chemisch recycelt werden können, kann die thermische Nutzung auch in einer nachhaltigen Wirtschaft Bestand haben und zugleich durch die Nutzung der kohlenstoffreichen Abgase zum stofflichen Recycling beitragen.
Folgt: Erneuerbarer Kohlenstoff aus allen Arten von Biomasse