Wenige schwere Naturkatastrophen im Halbjahr – Gesamtschäden unter dem Durchschnitt
Höhere Schäden entstehen zudem meist in der zweiten Jahreshälfte. 2017 führte die Hurrikan-Serie mit den Stürmen Harvey, Irma und Maria dazu, dass die Gesamtschäden des Jahres 340 Mrd. Euro erreichten – Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands von Munich Re: „Es ist gut, dass nach extremen Katastrophen mit Rekordschäden wieder eine Phase mit geringen Schäden zu verzeichnen war. Bei Betrachtung eines kurzen Zeitraums ist das natürlich stark zufallsbedingt. Wichtig ist, langfristige Entwicklungen zu kennen. Wir müssen deshalb weiter jede Anstrengung unternehmen, die Hintergründe von Naturkatastrophen zu verstehen und mit klugen Präventionsmaßnahmen Schäden vorzubeugen. Wie sinnvoll das ist, zeigen Statistiken zu Hochwasserschäden in Europa, die durch Investitionen in Schutzmaßnahmen tendenziell zurückgegangen sind.“
Die Naturkatastrophen-Bilanz des 1. Halbjahres 2018 im Überblick:
- Die Gesamtschäden von 28,5 Mrd. Euro betrugen etwa die Hälfte des Vorjahreswertes und des preisbereinigten Durchschnitts der vergangenen 30 Jahre (56 Mrd. Euro und 59 Mrd. Euro).
- Der Anteil der versicherten Schäden lag bei 15 Mrd. Euro, weniger als im Vorjahr (22 Mrd. Euro), aber ähnlich hoch wie im Schnitt der ersten sechs Monate der vergangenen 30 Jahre (17,5 Mrd. US$).
- Trotzdem kamen rund 3.000 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben (Vorjahr 5.540). Insbesondere der Rückgang im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt von 28.000 ist erfreulich.
- 430 relevante Naturkatastrophen wurden im ersten Halbjahr 2018 in der NatCatSERVICE-Datenbank registriert, mehr als im langfristigen Durchschnitt (250) und im Vorjahr (380). (Hier mehr)
Winterschäden prägen die Schadenbilanz
Stürme und Kältewellen in Europa und Nordamerika im Winter haben die Statistik der ersten Jahreshälfte geprägt: Schadenträchtigstes Ereignis war Wintersturm Friederike, der Mitte Januar mit Windgeschwindigkeiten bis 150 km/h im Flachland und 200 in den Bergen über Großbritannien, Nordfrankreich, die Beneluxländer und Deutschland hinweg zog. Tausende Gebäude und Autos wurden beschädigt. In Deutschland wurde der Zugfernverkehr eingestellt, da umgestürzte Bäume vielerorts die Oberleitungen umgerissen hatten. Der Gesamtschaden betrug 2,2 Mrd. € (2,7 Mrd. US$), davon waren wegen der hohen Versicherungsdichte in Europa gegen Sturmschäden 1,7 Mrd. € (2,1 Mrd. US$) versichert. Etwa zwei Drittel der Schäden entfielen auf Deutschland. Wenige Wochen zuvor hatte in denselben Regionen bereits Wintersturm Eleanor (in Deutschland Burglind genannt) einen Schaden nahe der Milliardengrenze verursacht.
Mit klirrender Kälte und Schnee hielt der Winter Europa und Nordamerika bis weit in den März hinein im Griff. In Nordamerika ereigneten sich Ende Februar bis Mitte März gleich mehrere großflächige Schneestürme, „Nor’easter“ genannt. Dabei handelt es sich um große Sturmtiefs, die sich von Südwesten kommend entlang der Ostküste bewegen und Starkwind aus Nordosten gegen die Küste führen. Sie bringen häufig starken Schneefall und können längere Frostperioden im Osten Nordamerikas einläuten. Schwerwiegendstes Ereignis war ein Blizzard in der ersten Märzwoche mit Gesamtschäden von 1,9 Mrd. Euro, davon waren 1,4 Mrd. Euro versichert.
Insgesamt betrugen die Winterschäden in Europa 3,9 Mrd. € (4,8 Mrd. US$), davon waren 2,9 Mrd. € (3,6 Mrd. US$) versichert. In Nordamerika brachte die Bilanz des Winters in der ersten Jahreshälfte einen Schaden von 3,3 Mrd. Euro mit einem versicherten Anteil von 2,3 Mrd. Euro.
Folgt: Gewitter und Dürre in Europa