„Coradia iLint“: Erster Wasserstoffzug

Weltneuheit in Bremerhaven

Der nach Herstellerangaben weltweit erste mit elektrischer Energie aus Wasserstoff und Brennstoffzellen betriebene, von der französischen Firma Alstom in Salzgitter gebaute Zug startete am 16.09.2018 zu seiner Premierenfahrt. Zukünftig soll er die Städte Bremervörde, Cuxhaven, Bremerhaven und Buxtehude verbinden und bis 2022 sogar alle herkömmlichen Dieselloks auf der Strecke ersetzen. Die beiden Vorserienzüge mit dem Namen Coradia iLint waren im Juli vom Eisenbahnbundesamt zugelassen worden.

Der iLint wurde von den Alstom-Teams in Salzgitter (Deutschland), unserem Kompetenzzentrum für Regionalzüge, und in Tarbes (Frankreich), dem Kompetenzzentrum für Traktionssysteme, entwickelt. Das Projekt profitiert von der Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Mobilität und die Entwicklung des Coradia iLint wurde von der Bundesregierung im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) gefördert.

Erster Brennstoffzellenzug Coradia iLint_Alstom – Foto © Alstom/Michael Wittwer/Christoph BusseDer Coradia iLint ist der weltweit erste Personenzug, der von einer Wasserstoff-Brennstoffzelle angetrieben wird, die elektrischen Strom für die Traktion erzeugt. Dieser emissionsfreie Zug ist geräuscharm, wobei die Abgase nur aus Dampf und Kondenswasser bestehen. Die iLint zeichnet sich durch die Kombination verschiedener innovativer Elemente aus: saubere Energieumwandlung, flexible Energiespeicherung in Batterien und intelligentes Management von Traktionsleistung und verfügbarer Energie. Sie wurde speziell für den Betrieb auf nicht elektrifizierten Strecken entwickelt und ermöglicht einen sauberen, nachhaltigen Zugbetrieb bei gleichzeitig hoher Leistung.

1 Funktionsweise

Der Coradia iLint hat auf dem Dach einen Wasserstofftank und Brennstoffzellen. Die Zellen erzeugen durch den Kontakt mit Sauerstoff Elektrizität für den Zugantrieb. Überschüssige Energie aus diesem Prozess wird in Lithium-Ionen-Akkus im Zugboden gespeichert, damit der Zug bei der Beschleunigung mit Energie versorgt werden kann. Beim Bremsen werden sie automatisch wieder aufgeladen.

2 Reichweite und Geschwindigkeit

Der Zug fährt mit einer Füllung Wasserstoff bis zu 1.000 Kilometer weit und erreicht 140 km/h Höchstgeschwindigkeit, vergleichbar mit einer modernen Diesellok. Frühere Prototypen waren wirtschaftlich nicht rentabel. Der „Coradia iLint“ kostet, so alstom, deshalb zunächst auch mehr – über die Lebensdauer von 30 Jahren werde er sich jedoch bald amortisieren.

3 Hoffnung für das Klima

Wasserstoff und Brennstoffzelle gelten Experten zufolge als idealer Antrieb für Klimaschutz und Energiewende, da es das Speichern von Energie und emissionsfreies Fahren ermögliche. Ein einziger Brennstoffzellenzug vermeide pro Jahr etwa 700 Tonnen CO2, so die Theorie.

4 Geräuscharme Alternative

Ein weiterer Vorteil ist der verringerte Umgebungslärm: Der Elektromotor fährt nahezu lautlos. Zu hören sind laut alstom während der Fahrt nur das Abrollgeräusch der Räder und die Luftströmung.

5 Sicherheitssystem

Ob der neue Zug gefährlich sei, verneint der Hersteller. Für die Sicherheit sorge ein mehrstufiges Sicherheitssystem für die Tanks, das den Antrieb genauso sicher mache wie Dieseltanks.]

Allianz pro Schiene: Wasserstoff- und Batteriezüge „Anfang vom Ende des Diesels“

Die Betriebsaufnahme des weltweit ersten Wasserstoffzuges im regulären Fahrgastverkehr ist nach Auffassung der Allianz pro Schiene „ein Meilenstein im Klimaschutz“. Der Geschäftsführer des Verkehrsbündnisses, Dirk Flege, nannte die Premierenfahrt den „Anfang vom Ende des Dieselantriebs im Schienenpersonennahverkehr“. Der Wasserstoff-Brennstoffzellenzug Coradia iLint von Alstom fährt im Auftrag der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen von Cuxhaven über Bremerhaven und Bremervörde nach Buxtehude. Der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer, der an der in Bremervörde startenden Premierenfahrt teilnahm, verwies auf weitere Alternativen zum Dieselantrieb, die bald zum Einsatz kommen: Batteriezüge, die Nahdistanzen auch ohne Oberleitung elektrisch zurücklegen können.

Rund um Ulm will die Deutsche Bahn Mitte 2019 Bombardiers Batteriezug Talent 3 für den Alltagsbetrieb aufs Gleis schicken. In Österreich soll in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres der Akkuzug Cityjet eco von Siemens für die Österreichischen Bundesbahnen Passagiere befördern. Auch der Zughersteller Stadler bereitet Batteriezüge für die Serienproduktion vor.

Flege: „Alternative Antriebe stehen im Schienenpersonennahverkehr vor dem Durchbruch. Wenn die Politik mit auf den Zug aufspringt und die Markteinführung flankiert, können wir ab Ende 2024 im Nahverkehr deutschlandweit komplett auf den Dieselantrieb bei Neufahrzeugen verzichten.“ Die Bahnbranche traue sich diesen Schritt im Schulterschluss mit der Politik zu und habe bereits Ende April dieses Jahres zusammen mit dem Schienenverkehrsbeauftragten der Bundesregierung, Staatssekretär Enak Ferlemann, ein entsprechendes Positionspapier in Berlin vorgestellt.

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