Merkel trifft Autobosse auf Krisengipfel – Porsche schickt Diesel ins Museum
Der Druck der abstürzenden Umfragewerte wird immer stärker. Neben der Maaßen-Affäre gelten vor allem der Abgasskandal samt drohender Diesel-Fahrverbote und die dreiste Weigerung der Kfz-Schmiede, trotz Milliardengewinnen nachzurüsten, als Grund für die Wählerflucht aus der großen Koalition. Also lenkt Bundeskanzlerin Angela Merkel Medienberichten zufolge ein: Sie will jetzt doch Hardware-Nachrüstungen, zunächst mindestens für ältere Diesel der Schadstoffklasse 5, damit diese nicht von Fahrverboten betroffen wären.
Selbst Unionspolitiker, wie etwa Hessens Ministerpräsident Bouffier (hat bald Wahlen), aber auch Baden-Württemberg und das BMU hatten zuletzt lauter gefordert, die Autobauer endlich zur Verantwortung zu ziehen, damit sie solche Lösungen von sich aus und auf ihre Kosten anböten. Doch bisher lehnten die Autokonzerne Hardware-Nachrüstungen von Selbstzünder-Motoren stur ab – als zu kompliziert, zu langwierig und zu teuer (wenn sie die Kosten übernähmen, wie beim Verursacher-Prinzip eigentlich üblich).
SPIEGEL: „Am Sonntag muss er liefern“). Doch Scheuer lehnt im Gegensatz zu Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) die Nachrüstung weiter ab.
bewiesen das Gegenteil. Das zwingt die Politik neben der Fahrverbotsangst nun zum Handeln. Merkel hat sich – endlich – nach Medienberichten für Hardware-Nachrüstungen entschieden und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) aufgefordert, entsprechend tätig zu werden (Wieder Abwrackprämie?
Vor dem Krisengipfel am 23.09.2018 in Berlin mit Harald Krüger (BMW), Dieter Zetsche (Daimler), Herbert Diess (Volkswagen), Bernd Mattes (VDA), sowie den Ministern Scheuer und Scholz schien eine neue Abwrackprämie – wie damals, 2009, schön geredet als „Umweltprämie“ – festzustehen: Fahrer alter Diesel (Klasse 5 und niedriger) sollen zum Kauf neuerer, angeblich schadstoffärmerer Autos animiert werden. Titel sinngemäß: „Programm zur Flottenerneuerung“. Aber: 2009 war die erste Abwrackprämie vor allem aus ökologischen Gründen sehr umstritten.
Bisher zeigten teils umfangreiche Rabatte eher „kosmetischer Art“ (Süddeutsche) kaum Wirkung – die wenigsten Autofahrer hätten zugegriffen. Volkswagen ist jetzt angeblich zu entsprechenden „sofort wirksamen Maßnahmen“ bereit, bleibt aber bei der Hardwarenachrüstung uneinsichtig: Man habe „weiterhin große Bedenken“, denn durch die Nachrüstung würden umgerüstete Fahrzeuge mehr verbrauchen, an Leistung verlieren und lauter werden.
Porsche steigt aus Diesel aus
Einer wartete den Gipfel gar nicht erst nicht ab: Porschechef Oliver Blume preschte vor. Der Zuffenhausener Premiumhersteller erklärte als erster deutscher Autokonzern gegenüber Bild am Sonntag („Ab sofort: Deutscher Autokonzern baut keine Diesel mehr“ – dabei hat Porsche seit langem keine Dieselmotoren mehr angeboten und auch nie welche gebaut): „Von Porsche wird es künftig keinen Diesel mehr geben.“ Man wolle sich künftig auf das konzentrieren, was man gut könne: „Emotionale, leistungsstarke Benziner, Hybride und ab 2019 reine Elektrofahrzeuge.“ Porsche habe – so Blume – nie selbst Dieselmotoren entwickelt und produziert. Dennoch habe der Dieselskandal das Image von Porsche beschädigt: „Die Dieselkrise hat uns viel Ärger bereitet“ (Blume).
[note Solarify meint: Allmählich scheint es – nicht nur bei VW, dort fällt es nur besonders auf – zur Grundausstattung zu gehören, dass man um den heißen Brei herumredet. Es geht ums Geld, das die unehrlichen Autobosse – immerhin sitzt einer in U-Haft – nicht ausgeben wollen.]
->Quellen:
- sueddeutsche.de/merkel-trifft-autobosse-zum-krisengipfel
- spiegel.de/merkel-fuer-nachruestung-alter-dieselautos
- zeit.de/abgasskandal-volkswagen-gericht-klaeger-entschaediung
- sueddeutsche.de/porsche-steigt-aus-diesel-produktion-aus
- sueddeutsche.de/diesel-offenbar-doch-gut-nachruestbar
- bild.de/deutscher-autokonzern-baut-keine-diesel-mehr
- zdf.de/vorstandschef-oliver-blume-porsche-steigt-aus-diesel-aus
- tagesschau.de/diesel