Fraunhofer-Studie für Greenpeace: Bundesregierung muss Energieversorgung modernisieren, um Klimaziele zu erreichen
Deutschland kann bis 2030 nahezu vollständig aus der Verbrennung von Kohle ausstiegen, ohne dass die Stromversorgung gefährdet ist. Nur so erreiche das Land seine Klimaziele, sagte eine Greenpeace-Medienmitteilung am 28.09.2018. Eine Studie unter dem Titel „2030 kohlefrei“ des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) im Auftrag der Umweltschützer kommt zu dem Ergebnis: Würden bis 2030 alle Kohlekraftwerke durch Solar-, Windenergieanlagen und Gaskraftwerke ersetzt, ließe sich das Klimaziel für 2020 erreichen.
Bis 2030 würde der CO2-Ausstoß zudem weit genug sinken, damit Deutschland einen fairen Beitrag zum Ziel des Pariser Klimaabkommens leistet, den globalen Temperaturanstieg bei 1,5 Grad zu stabilisieren. Die Stromversorgung bliebe dabei weiter sicher. Das zeigt das am 28.09.2018 vorgestellte IEE-Energieszenario „2030 kohlefrei“.
„Nur der Kohleausstieg macht die deutsche Energiewende auch zu einem Erfolg für den Schutz des Klimas“, sagt Greenpeace-Energieexpertin Anike Peters. „Die sauberen Alternativen zur schmutzigen Kohle sind längst da, jetzt muss die Regierung auch den politischen Mut aufbringen. Der wachsende friedliche Protest um den Hambacher Wald zeigt, dass viele Menschen endlich wirksame Schritte von der Politik erwarten. Parallel zum Drosseln und Abschalten der ältesten Braunkohleblöcke muss der Strukturwandel in den Revieren sozialverträglich gestaltet werden.“ Die Studie online hier.
Schon 2020 ältestes KKW-Drittel stilllegen
Im Fraunhofer-Szenario wird das älteste Drittel (6,1 Gigawatt) der besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke bereits 2020 stillgelegt (Niederaußem , Lippendorf, Boxberg , Weisweiler, Neurath, Jänschwalde, Schkopau, Foto re.), alle verbleibenden Braunkohlemeiler (7,4 Gigawatt), die älter als 20 Jahre sind, werden in ihrer Leistung gedrosselt. Diese Drosselung wird 2025 auf alle Braunkohleblöcke ausgeweitet, Steinkohlekraftwerke älter als 40 Jahre werden zeitgleich stillgelegt bis Deutschland 2030 komplett kohlefrei versorgt wird. Parallel werden Solar- und Windkraft in einer europäischen Energiewende dynamisch ausgebaut und der CO2-Preis steigt bis 2030 auf 40 Euro pro Tonne. Moderne Gaskraftwerke mit einer Kapazität von etwa 10 Gigawatt ersetzen die bisherige Wärmeversorgung aus Kohle.
„Deutschland kann sich ab 2030 sicher und kohlefrei mit Energie versorgen“, sagt Fraunhofer-Wissenschaftler Norman Gerhardt. „Das bereits verloren geglaubte Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent zu senken wird so noch erreicht, der Beitrag zum Pariser Klimaabkommen sichergestellt.“
Kohleausstieg würde Hambacher Forst retten
Aus dem Fraunhofer-Szenario abgeleitete Kohlemengen für einzelne Kraftwerke zeigen, dass in den Tagebauen Hambach und Garzweiler deutlich weniger Braunkohle ausgebeutet werden müsste als RWE bislang plant. Um die Kraftwerke Niederaußem und Neurath entlang des Ausstiegpfads mit Kohle zu versorgen, müsste der Hambacher Wald nicht zerstört werden.
Trotz der enormen Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren Energien kommt Deutschland beim Klimaschutz nicht voran. Mit 905 Millionen Tonnen lag der CO2-Ausstoß im vergangenen Jahr etwa so hoch wie 2009. Das liegt auch an den wachsenden Mengen Kohlestrom, die Energiekonzerne wie RWE ins europäische Ausland exportieren. Zwischen 2011 und 2017 haben sich Deutschlands Stromexporte annähernd auf 55 Terawatt-Stunden verzehnfacht, knapp 10 Prozent der Gesamtproduktion.
[note Solarify merkt an: Das Wort „sozialverträglich“ kommt in der Studie nur ein einziges Mal vor (im Vorwort von Anike Peters), das Wort „Arbeitsplätze“ gar nicht – ein Mangel an der verdienstvollen Arbeit, der ihre Akzeptanz schmälert.]
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