Nobelpreis für Vater der Zwei-Grad-Grenze

William Nordhaus und Paul Romer geehrt – Zeichen für das Klima

Zwei amerikanische Ökonomen, William Nordhaus, 77, und Paul Romer, 62, erhalten den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften 2018. Beide werden dafür geehrt, dass sie zwei globale, langfristige Phänomene in die ökonomische Analyse einbezogen haben: Nordhaus entwickelte mit einem Modell die Integration des Klimawandels in makroökonomische Analysen und Romer untersuchte den Einfluss neuer Ideen auf die „Integration technologischer Innovationen in die langfristige makroökonomische Analyse“, so die Schwedische Akademie: „Nordhaus und Romer haben Methoden entwickelt, um einige der grundlegendsten und drängendsten Fragen unserer Zeit zu beantworten, wie wir langfristig dauerhaftes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum schaffen.“

Romer und die Charter Cities

Romer, derzeit von der New York University Stern School of Business beurlaubt, gründete 2011 das NYU Stern Urbanization Project, das angewandte Forschung über die vielen Möglichkeiten betreibt, wie politische Entscheidungsträger in den Entwicklungsländern das Wachstum von Städten nutzen können, um wirtschaftliche Chancen zu schaffen und soziale Reformen durchzuführen. Er leitete auch das Marron Institute of Urban Management der NYU. Dieses vertieft das grundlegende Verständnis von Städten, indem es mit bürgerlichen Innovatoren zusammenarbeitet, um das Stadtmanagement zu verbessern und Städte sicherer, gesünder, mobiler und integrativer zu machen.

2009 erregte Romer Aufsehen mit seinem Vorschlag zur Gründung sogenannter Charter Cities in wachstums- und strukturschwachen Ländern als Mittel zur Armutsbekämpfung. Das Konzept baut darauf auf, dass eine Regierung ein nichtbesiedeltes Stück Land auswählt, es komplett an eine ausländische Regierung abgibt, also unter dessen Legislative, Judikative und Exekutive zu stellen. Romer fasst das Konzept mit dem Satz „Kanada entwickelt ein Hongkong in Kuba“ zusammen. In dieser künstlich geschaffenen Sonderzone soll ein Wachstumsmotor entstehen, der Auslandsinvestitionen anziehen soll. Romers Charter Cities wurden vielfach als neoimperialistisch oder -kolonialistisch abgelehnt.

2 Grad – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Nordhaus und die Zwei-Grad-Grenze

Über Jahrzehnte entwickelte Nordhaus ein Modell, das von klimapolitischen Analytikern genutzt wird, um Verläufe für die effiziente Reduzierung von Treibhausgasemissionen abzuschätzen, einschließlich einer Schätzung der sozialen Kosten von Kohlenstoff. In weiteren Untersuchungen benannte er Anreize für Länder einzeln und gemeinsam an der Begrenzung des Klimawandels zu arbeiten. Nordhaus nutzte seine Modelle und sein wirtschaftliches Wissen, um die Rolle der Abzinsung zukünftiger Klimaschäden, das Risiko katastrophaler Schäden und die Rolle des technologischen Wandels im Energiesystem zu beleuchten. Aufgrund der Transparenz und Einfachheit seines Ansatzes werden seine Modelle weltweit genutzt, um klimapolitische Optionen zu analysieren.

In seinen ersten Veröffentlichungen machte Nordhaus sehr früh Projektionen des Klimawandels. Durch die Betrachtung des Problems hat er Meilensteine wie die Zwei-Grad-Grenze eingeführt (siehe: solarify.eu/zwei-grad-grenze), dis bisher einzige Richtgröße für die Erderwärmung, welche die aktuellen Klimaverhandlungen stützt, und auch Ideen wie Geo-Engineering vorhergesehen.

[note Die Zwei-Grad-Grenze, irrtümlicherweise allzu oft als Zwei-Grad-„Ziel“ bezeichnet, ist eine Linie für den (inzwischen unumstritten) menschengemachten Klimawandel, welche die Erderwärmung bei Androhung existenzieller Folgen keineswegs nur für die Südseeinsulaner nicht überschreiten darf. 1977 veröffentlichte Nordhaus eine Grafik mit einer als Zwei-Grad-Grenze bezeichneten Linie – er fügte dieser Grenze eine Zeitachse, die natürlichen Schwankungsbreiten samt einer nach oben verlaufenden Temperaturkurve hinzu: 2040 schnitten beide einander. Nordhaus führte die Zwei-Grad-Grenze allerdings nicht als wertebasiertes Ziel einer künftigen Klimapolitik ein, sondern er benutzte sie als gedankliche Grundlage für davon ausgehende Kosten-Nutzen-Analysen (siehe: onlinelibrary.wiley.com/abstract).]

->Quellen: