Appell der Deutschen Allianz Klimawandel & Gesundheit an Kohlekommission
In einem Offenen Brief an die Kommission „Wachstum, Beschäftigung, Strukturwandel“ des Bundestags fordert die Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit den raschen Ausstieg aus den fossilen Energien. Der Klimawandel sei „ein medizinischer Notfall“ heißt es in einer Medienmitteilung der Allianz, die erklärt: „Kohleausstieg ist Gesundheits- und Klimaschutz zugleich“. Die Mitglieder der sogenannten Kohlekommission werden aufgerufen, „die gesundheitlichen Schäden der Kohlenutzung und des Klimawandels zu bedenken, und sich auf einen zügigen und umfassenden Kohleausstieg zu einigen“.
Zu den Unterzeichnern gehört auch der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) mit 18.000 Mitgliedern, der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP), der Hausärzteverband Oberbergischer Kreis, die AG Gesundes Klima der Kritischen Mediziner*innen, MigraMed München e.V. sowie die europäische Health and Environment Alliance (HEAL).
„Bei der Debatte um Kohle-Ausstieg und Klimawandel werden die gesundheitlichen Risiken in Deutschland noch sträflich vernachlässigt“, so Dr. med. Martin Herrmann, Sprecher der Allianz. „Dabei sprechen die führenden Gesundheitsorganisationen bereits vom Klimawandel als einem medizinischen Notfall, der dabei ist, die Fortschritte der letzten Jahrzehnte zunichte zu machen.“ Die WHO sieht den Klimawandel als größte Bedrohung für die globale Gesundheit in diesem Jahrhundert an. „Als Ärzte stehen wir in der Pflicht, für die Gesundheit unserer Patienten und für gesunde Lebensbedingungen einzutreten”, so Dr. med. Ralph Krolewski vom Hausärzteverband Oberbergischer Kreis. „Dazu gehört, die planetaren Grenzen zu achten und Klima und Umwelt als Grundlage von Gesundheit und Wohlergehen (SDG3) hier vor Ort wie auch für zukünftige Generationen zu schützen.“ Dr. Silvia Pleschka, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Allergiker – und Astmabundes: „Steigende Temperaturen und sich verändernde Klimabedingungen führen zu hitzebedingter Sterblichkeit, verstärken Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen sowie Asthmaleiden und sorgen für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Für viele Allergiker und Asthmatiker steigt die Belastung mit Pollen durch veränderte Klimabedingungen und neue Allergene wie z.B. Ambrosia deutlich an“, so . „Gleichzeitig begünstigt Luftverschmutzung durch die Verbrennung fossiler Energien chronische Atemwegserkrankungen.“
Auch nicht-übertragbare Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Diabetes werden von der zur Luftverschmutzung beitragenden Kohleverbrennung verstärkt. Besonders bedroht sind vulnerable Personengruppen wie Kinder, Schwangere und ältere sowie ökonomisch und sozial benachteiligte Menschen. Zudem haben Extremwetterereignisse neben physischen auch psychische Schäden zur Folge. Wirtschaftlich führen die mit Kohleverbrennung und Klimawandel verbundenen Gesundheitsauswirkungen zu deutlichen Produktivitätseinbußen und Kosten. So werden die vermeidbaren Gesundheitskosten durch Kohleabgase aus deutschen Kraftwerken auf zwischen 6,2 bis 11,9 Milliarden Euro jährlich beziffert. (HEAL Studie 2017) „Prävention geht vor Therapie: Kohleausstieg jetzt – für gute Luft und gesundes Klima!“ so die Medienmitteilung der Allianz.
[note Der Offene Brief
Ihr Votum ist entscheidend für den Zeitpunkt des Ausstiegs aus der Kohle. Als Angehörige der Gesundheitsberufe – Ärzte, Therapeuten, Pflegende – appellieren wir an Sie, bei Ihrer Entscheidung die möglichen Konsequenzen für die menschliche Gesundheit zu berücksichtigen. Bereits jetzt schädigt der Klimawandel in vielfältiger Weise die Gesundheit unzähliger Menschen und droht, die Fortschritte bei der globalen Gesundheit und der Entwicklung der letzten Jahrzehnte zunichte zu machen. Die medizinische Fachwelt spricht bereits vom Klimawandel als einem sich abzeichnenden medizinischen Notfall, als zentrale Herausforderung für die Gesundheitssysteme weltweit.
Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit ist ein Bündnis von Einzelpersonen und Organisationen aus dem Gesundheitsbereich. Als Vertreter gesundheitsbezogener Berufe und Organisationen aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft sehen wir die dringende Notwendigkeit zum Handeln, um die weitere Erderwa?rmung auf möglichst 1.5 °C zu begrenzen (Pariser Klimaabkommen). Denn wir alle sorgen uns um eine lebenswerte, gesunde Zukunft der nachfolgenden Generationen. Klimaschutz ist zugleich Gesundheitsschutz.
Steigende Temperaturen führen zu hitzebedingter Sterblichkeit und vermehrten Allergien, verstärken Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen sowie Asthmaleiden und sorgen für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Sie bedrohen insbesondere vulnerable Personengruppen wie Kinder, Schwangere und ältere sowie ökonomisch und sozial benachteiligte Menschen. Zudem haben Extremwetterereignisse neben den physischen auch psychische Schäden zur Folge. 2
Neben dem Verkehr trägt insbesondere auch die Kohleverbrennung maßgeblich zur Luftverschmutzung bei. Diese ist ein erheblicher Risikofaktor für nicht-übertragbare Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen. Luftverschmutzung trägt deutlich zur Krankheitslast und vorzeitigem Tod bei. Die Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung führen zu Produktivitätseinbußen und sind wirtschaftlich kostspielig: Die geschätzte Gesamthöhe der vermeidbaren Gesundheitskosten in Bezug auf Kohleabgase aus deutschen Kraftwerken liegt zwischen 6,2 bis 11,9 Milliarden Euro jährlich. (HEAL Studie 2017)
Gleichzeitig hat die Umstellung der Stromerzeugung von Kohle und anderen fossilen Energieträgern auf erneuerbare Quellen viele positive gesundheitliche Folgen und führt u.a. zu einer Verringerung der Behandlungs- und Medikamentenkosten im Zusammenhang mit Krankheiten der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems.
Prävention geht vor Therapie. Krankheiten sind rechtzeitig zu behandeln und zwar an ihren Wurzeln. Die Kohleförderung als Krankheitsursache – unmittelbar durch Umweltlasten wie mittelbar durch den Klimawandel – muss daher so schnell wie möglich beendet werden.
Wir appellieren deshalb an Sie, den gesundheitlichen Aspekten bei Ihrer Entscheidung Rechnung zu tragen. Wir schließen uns damit den zahlreichen Institutionen und Organisationen aus der ganzen Welt an, die aus Gründen des Gesundheitsschutzes auf einen raschen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern, beginnend mit einem Ausstieg aus der Kohle, drängen. Dies soll in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen geschehen. Der schnelle Kohleausstieg ist eine unabdingbare Sofortmaßnahme, um Leben, Gesundheit und Klima gleichermaßen zu schützen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Martin Herrmann Sprecher der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit
Mitzeichnende Organisationen:
Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP)
Hausärzteverband Oberbergischer Kreis
AG Gesundes Klima der Kritischen Mediziner*innen
MigraMed München e.V.
Health and Environment Alliance (HEAL)]
Die Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit wurde im Oktober 2017 von einer Gruppe engagierter Einzelpersonen aus dem Gesundheitsbereich gegründet. Sie ist nac eigenen Angaben „ein wachsendes Netzwerk aus ganz Deutschland, welches bestehende Projekte und Initiativen zum Thema Klimawandel und Gesundheit vernetzen und stärken will, aber auch eigene Prioritäten und strategische Ziele verfolgt“. Mit ihrer Arbeit will die Allianz erreichen, dass:
– der Klimawandel von einer kritischen Menge von Akteuren als wichtige Herausforderung für den Gesundheitssektor anerkannt wird
– dass Klimaschutz unter Priorisierung der damit verbundenen Gesundheitschancen im Gesundheitswesen umgesetzt wird
– dass der Gesundheitssektor Führung und Verantwortung übernimmt in der gesamtgesellschaftlichen Transformation zu einer klimaneutralen Gesellschaft.
->Quellen und mehr: