„Erneuerbare-Energien-Vorhaben in den Tagebauregionen“

Endlich öffentlich: Die große BMWi Studie zur EE-Nutzung in den Kohlerevieren

Das Bundeswirtschaftsministerium hat endlich seinen bereits 2017 begonnenen groß angelegten Projektbericht Erneuerbare Energien- Vorhaben in den Tagebauregionen veröffentlicht. Die Zeitung für kommunale Wirtschaft: „Ein Konsortium aus u.a. Prognos, IFOK und dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, welche sozioökonomischen Perspektiven sich durch den Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen in den vier großen, deutschen Kohlerevieren ergeben.“

Braunkohle-Tagebau Welzow Süd vor BKW Schwarze Pumpe – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Das Bundeswirtschaftsministerium hat endlich seinen bereits 2017 begonnenen groß angelegten Projektbericht Erneuerbare Energien- Vorhaben in den Tagebauregionen veröffentlicht. Die Zeitung für kommunale Wirtschaft: „Ein Konsortium aus u.a. Prognos, IFOK und dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, welche sozioökonomischen Perspektiven sich durch den Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen in den vier großen, deutschen Kohlerevieren ergeben.“

Auf der Basis geplanten Zubauzahlen im Zeitraum von 2018 bis 2030 ergibt sich allein in der Lausitz ein Wertschöpfungspotenzial in Höhe von 120 Mio. Euro. „Die umfangreichen Datenerfassungen und Analysen sind eine sehr gute Grundlage für die notwendige weitere politische und Wirtschaftliche Entwicklung dieser großen Chancen für die Regionen und die Energiewende. Das kann nun diskutiert und vor allem vertieft werden, denn es gibt viel zu tun will man die genannten Potenziale heben (und noch viel mehr wenn man das wirklich will)“, so Karl-Heinz Remmers auf solarpraxis.de.

[note Die Studie „Erneuerbare-Energien-Vorhaben in den Tagebauregionen“ wurde als eine von vier Studien des Bundeswirtschaftsministeriums zum Thema Strukturwandel in den Braunkohleregionen vergeben. Die Studie untersucht die Tagebauregionen Rheinisches Revier, Mitteldeutsches Revier und Lausitzer Revier (Tagebauflächen und angrenzende Kreise). Sie ermittelt Potenziale für Windenergie und Photovoltaik, auch in Form von Wind-PV-Hybridlösungen, geht auf PtX-Technologien ein und leitet mögliche Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekte ab. Weiterhin werden rechtliche Instrumente zur Erschließung der Potenziale und zur Erhöhung regionaler Teilhabe bei der Umsetzung von Projekten im Erneuerbaren-Energien-Bereich analysiert. Im Rahmen des Vorhabens wurde eine umfassende GIS-basierte Datenbank entwickelt, die eine geeignete Basis für weitere und vertiefte Analysen in dem Zusammenhang darstellen kann. Das Bundeswirtschaftsministerium stellt diese Daten auf Anfrage zur Verfügung. Download (PDF, 10MB)]

Braunkohle mit Blatteinschluss – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Remmers: „Wir konnten die Studie mit unserem Solarwissen begleiten und Impulse für ein Angehen der Chancen einbringen. Gleichzeitig sehen wir massive Potenziale oberhalb der doch vorsichtig abgeschätzten Flächenmöglichkeiten. Doch dazu wird politischer Wille von Bund und Ländern benötigt- die EU hat den nötigen Flankenschutz mit Rahmensetzungen für die Konversionsgebiete Kohle auf dem Radar und mit dem 32-Prozent-Ziel bis 2030 auch gerade gestern eine große Aufgabe gestellt. So – wie die Studie sagt (s.u.): ‚Die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen dieser Studie wurden mit Fokus auf die Fallstudie Lausitz erstellt. Sie gelten jedoch in weiten Teilen für alle Reviere. Für die konzentrierte Errichtung von PV-, Wind- oder Hybridkraftwerken im größeren Maßstab braucht es neben Instrumenten auch Vorreiter, die – unter der Voraussetzung signifikanter ökonomischer Teilhabe – diese umsetzen wollen und können.'“

Das Wichtigste der Studie in Kürze

  1. Die verstärkte Nutzung von Erneuerbaren Energien (EE) und Power-to-X-(PtX)-Anlagen kann einen Beitrag zu einem ökonomisch erfolgreichen Strukturwandel leisten. Am Beispiel der Lausitz zeigt die Studie, dass mit der Ausweitung der Bereiche erneuerbare Energien und Energieeffizienz im Strom- und Wärmesektor sowie Beiträgen zur Mobilitätswende Beschäftigungspotenziale von mindestens mehreren hundert, ggf. sogar einigen tausend Arbeitsplätzen gehoben werden können.
  2. Ein verstärkter Ausbau von Photovoltaik und Windenergie auf den Tagebauflächen, insbesondere im Verbund als so genannte hybride Großkraftwerke, bietet besondere Chancen. Hybridkraftwerke können die frei werdende Netzkapazität sowie die vorhandenen Kompetenzen in den Revieren nutzen, und sie können synchron zur schrittweisen Verringerung der Kohleverstromung errichtet werden. Zudem bieten sie die Basis für eine verstärkte Errichtung von PtX-Anlagen. Für die Fallstudie Lau-sitz ergeben sich allein durch Planung, Errichtung und Betrieb der hier genannten Technologien Beschäftigungseffekte von bis zu 1.000 Vollzeitäquivalenten – unabhängig von weiteren möglichen Potenzialen aus der Herstellung
  3. Für die Inwertsetzung der technologischen sowie regionalökonomischen Potenziale sind spezifische Maßnahmen notwendig. Akteure aus Bund, Ländern und Kommunen müssen zusammenwirken. Instrumente zur räumlichen Steuerung der Anlagen in die Reviere sind zu prüfen (z. B. Sonderausschreibungen, planerische Maßnahmen). Auch ist eine größtmögliche ökonomische Teilhabe vor Ort durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen (z. B. Einnahmen aus Abgaben oder Gebühren, Investitionsbeteiligung etc.). Diese Maßnahmen sollen Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region halten und damit die Akzeptanz steigern.
  4. Ansiedelungen großer, beschäftigungsintensiver Einheiten wie z. B. Industrieunternehmen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen oder Bundes-/Landesbehörden sind in ihren Realisierungschancen auszuloten. Zu beachten ist allerdings, dass große Industrieunternehmen einer (in der Regel globalen) Marktlogik unterliegen. Mit Blick auf die Entwicklung der gesamten Regionen, ihrer vorherrschenden KMU-Struktur sowie der Breite und Vielfalt der Energiewende-Potenziale kann eine kleinteiligere und verteiltere Forschungs- und Wirtschaftsförderstrategie eine höhere Resilienz aufweisen.
  5. Die Erschließung geeigneter Flächenpotenziale kann nur in den Regionen erfolgen. Die Frage der Verfügbarkeit und planungsrechtlichen Sicherung geeigneter Flächen muss gemeinsam mit den regionalen Akteuren beantwortet werden. Sie erfordert die Auseinandersetzung mit Nutzungskonflikten, insbesondere mit dem Natur- und Artenschutz, aber auch möglichen Synergien mit anderen Nachnutzungsoptionen. Auch sind mögliche Unterstützer zu identifizieren und als Partner einzubeziehen.
  6. Die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen dieser Studie wurden mit Fokus auf die Fallstudie Lausitz erstellt. Sie gelten jedoch in weiten Teilen für alle Reviere. Für die konzentrierte Errichtung von PV-, Wind- oder Hybridkraftwerken im größeren Maßstab braucht es neben Instrumenten auch Vorreiter, die – unter der Voraussetzung signifikanter ökonomischer Teilhabe – diese umsetzen wollen und können.
  7. Für die gezielte und individuelle Erschließung der weiteren Bandbreite an Energie-wende-Bereichen empfehlen wir einen spezifischen Förder-Fonds, der den Kommunen in den Revieren die individuelle Zusammensetzung der für sie geeigneten Klimaschutzmaßnahmen und eine auskömmliche Finanzierung ermöglicht.

->Quellen: