Greenpeace Energy will RWE Rhein-Braunkohle abkaufen

Übernahmevorschlag für Kraftwerke und Tagebaue – bis 2025 stilllegen und durch Erneuerbare ersetzen

In einer Pressekonferenz am  teilte Greenpeace Energy in Berlin mit, man wolle die Braunkohle-Tagebaue und -Kraftwerke des RWE-Konzerns im Rheinischen Revier ab 2020 stufenweise übernehmen und bis 2025 stilllegen. Im Gegenzug sollen auf den ehemaligen Tagebauflächen Windkraft- und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 8,2 Gigawatt entstehen.

Kohlekraftwerk Niederaußem, RWE – Foto © Franziska Vogt für Solarify

Greenpeace Energy will diesen Ausbau im Rahmen eines Bürgerenergie-Konzeptes umsetzen, an dem sich Bürger privat oder indirekt über Energiegesellschaften beteiligen können. Auch kommunale Körperschaften und private Unternehmen können sich finanziell engagieren. Dabei wird regionalen Interessenten ein Vorrang eingeräumt. „Was wir vorschlagen, ist eine Riesenchance für das Rheinische Revier – und bringt uns beim Klimaschutz einen großen Schritt voran“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy. „Unser Konzept ist finanziell fair für alle Seiten und so angelegt, dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden können.“

[note Im Oktober 2015 hatte die schwedische Greenpeace-Sektion Interesse am Lausitzer Braunkohlegeschäft bekundet und ein sogenanntes „Statement of Interest“ eingereicht; am 02.11.2015 wurde Greenpeace von der Ausschreibung ausgeschlossen. Die Citigroup, die für den Verkauf verantwortlich war, argumentierte, die Umweltschutzgruppe habe nicht die Absicht, wirklich als Bieter aufzutreten (siehe: solarify.eu/vattenfall-wirft-greenpeace-raus).]

Für das Gelingen sei eine Einigung mit RWE sowie staatliche Unterstützung des Strukturwandels wichtig, betont Tangermann. Greenpeace Energy hat dem Konzern und weiteren Beteiligten von der kommunalen Ebene bis zur Bundesregierung Gespräche zur Umsetzung dieses Plans angeboten.

Preis: 384 Millionen Euro

Konkret schlägt Greenpeace Energy vor, 2020 den Tagebau Hambach und die sechs ältesten und am wenigsten effizienten Kraftwerksblöcke stillzulegen, 2022 den Tagebau Inden und sechs weitere Kraftwerksblöcke, 2025 Garzweiler und die letzten drei Blöcke. „Insgesamt beläuft sich der Preis dafür auf rund 384 Millionen Euro“, sagt Fabian Huneke vom Analyseinstitut Energy Brainpool, das die Wirtschaftlichkeit des Projekts berechnet hat: Dies ergebe sich aus den Gewinnen, die mit den Kraftwerken noch am Strommarkt erzielt werden könnten, bis sie wegen steigender CO2-Preise unrentabel würden.

Für die anstehenden Aufgaben werden mehrere neue Gesellschaften gegründet: Eine Betreibergenossenschaft setzt das Bürgerenergie-Konzept um und errichtet auf allen geeigneten ehemaligen Tagebauflächen Windkraft- und Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 3,8 beziehungsweise 4,4 Gigawatt. Die grünen Kraftwerke erzeugen im Jahr 2030 mehr als 15 Terawattstunden Strom – rund ein Viertel dessen, was die Rheinische Braunkohle derzeit liefert. Allerdings sinkt die Stromerzeugung aus Braunkohle ohnehin stetig und würde Anfang der 2030er-Jahre unter das Niveau der dort neu geplanten Bürgerenergie-Anlagen fallen.

Folgt: Erneuerbarer Kraftwerkspark für € 7 Mrd.