Klima-Allianz Deutschland veröffentlicht Forderungen

„Wann, wenn nicht jetzt“ – Maßnahmen-Katalog Klimaschutz 2030 der deutschen Zivilgesellschaft

Mehr als sechzig Organisationen aus der Zivilgesellschaft, aus Kirchen, Unternehmen, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben ein umfassendes Forderungspapier erarbeitet, in dem die notwendigen Maßnahmen in allen klimapolitischen Handlungsfeldern – im Verkehrs- und Energiesektor und in der Landwirtschaft – beschrieben werden, damit Deutschland sein Klimaziel 2030 erreicht. Zentrale Forderungen an die Adresse der Bundesregierung sind: Der baldige Kohleausstieg, die schnelle Umsetzung der Verkehrs- und Agrarwende sowie ein ambitionierter CO2-Preis.

– Titel © Klima Allianz Deutschland

Am 15.11.2018 stellte die Klima-Allianz Deutschland in Berlin den 56-seitigen Maßnahmenkatalog  unter dem Titel „Wann, wenn nicht jetzt“ vor. „Deutschland wird das Klimaziel 2020 drastisch verfehlen. Für das 2030-Ziel ist das keine Option“, erklärte Antje von Broock, stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Deutschland hatte sich verpflichtet, den Treibhausgas-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken.

Die Bundesregierung hat bereits eingeräumt, dass dieses Ziel nicht mehr erreicht werden kann. Bis 2030 sollen die Emissionen dafür um 55 Prozent verringert werden.

Für schnellen Kohleausstieg

Um wenigstens das 2030-Klimaziel zu erreichen, müsste in Deutschland unter anderem der öffentliche Nahverkehr sowie der Fahrradverkehr deutlich ausgebaut werden, betonte die Klima-Allianz Deutschland. In der Landwirtschaft sei eine deutliche Reduzierung der Tierbestände unter anderem durch weniger Fleischkonsum nötig. Zudem sei ein rascher Kohleausstieg und ein deutlich ambitionierter Umstieg auf erneuerbare Energien wichtig. Die Klima-Allianz Deutschland sieht auch Gestaltungsspielraum für mehr Klimaschutz in den Bereichen Finanzwesen und Bildung.

Der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclub Deutschland, Gerd Lottsiepen, forderte eine ökologische Verkehrswende. Die Bundesregierung müsse konsequent ihre Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzen, etwa eine Verdopplung der Fahrgastzahlen bei der Bahn bis 2030. „Zu-Fuß-Gehen, Fahrradfahren, Busse und Bahnen müssen gefördert werden“, sagte Lottsiepen.

„Klasse statt Masse“

Bei der CO2-Reduktion in der Landwirtschaft sei die zentrale Herausforderung eine deutliche Reduzierung der Tierbestände, sagte der Geschäftsleiter Agrarpolitik von Bioland, Gerald Wehde: „Dies wird nur gelingen, wenn der inländische Konsum, aber auch der Export tierischer Lebensmittel, erheblich reduziert werden.“ Es gehe in der Ernährungs- und Agrarwende um „Klasse statt Masse“, sagte Wehde.

Zentral für das Erreichen der Klimaziele sei zudem ein rascher Kohleausstieg, betonte Broock: „Die älteste und klimaschädlichste Hälfte der Kraftwerke muss bereits kurzfristig vom Netz.“ Der Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, Michael Schäfer, sagte: „Wir brauchen in jedem Sektor an vielen Stellschrauben grundlegende Änderungen.“ Er kritisierte, die Klimapolitik der Bundesregierung bewege sich „im Tempo eines Faultiers. Wir brauchen aber das Tempo eines Geparden“, um den Klimawandel noch begrenzen zu können.

Unterzeichnet wurde der Maßnahmenkatalog von Umweltverbänden wie dem BUND, dem Naturschutzbund Deutschland und der Deutschen Umwelthilfe, von Entwicklungsorganisationen sowie kirchlichen Gruppen und Verbänden. Die Kirchen sind unter anderem mit der Caritas, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), den Diözesanräten mehrerer Bistümer, dem evangelischen Hilfswerk „Brot für die Welt“ und den fünf evangelischen Landeskirchen vertreten.

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