Neue Initiative: EU soll klimaneutral werden
Die EU-Kommission will ab 2050 keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Als erste Volkswirtschaft der Welt soll Europa klimaneutral werden, sagte EU-Umweltkommissar Cañete in Brüssel bei der Ankündigung einer entsprechenden Strategie. Diese bedeutet die völlige Abkehr von Öl, Kohle und Gas in Wirtschaft, Energieversorgung und Verkehr. Zudem müsse Kohlendioxid in der Luft etwa durch die Aufforstung von Wäldern reduziert werden, meinte Cañete im Rahmen einer Pressekonferenz. Das Ziel sei erreichbar – und wenn man es schaffe, würden andere Länder folgen.
[note Medienmitteilung der EU: „Heute hat die Europäische Kommission eine strategische, langfristige Vision für eine wohlhabende, moderne, wettbewerbsfähige und klimaneutrale Wirtschaft – Ein sauberer Planet für alle – verabschiedet.“]
290 Mrd. für Umbau – aber ähnliche Ersparnisse
Doch dass so eine Umstellung nicht einfach wird, weiß auch die EU-Kommission. Der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft müsse sozial gerecht gestaltet werden. Die EU-Kommission rechnet für den klimafreundlichen Umbau der europäischen Wirtschaft mit Kosten von bis zu 290 Milliarden Euro im Jahr. Laut Cañete wird dies aber an anderer Stelle aufgewogen. Durch sauberere Luft würden jährlich Gesundheitskosten von rund 200 Milliarden Euro wegfallen. Und die Kosten für Energie-Importe könnten in ähnlicher Höhe reduziert werden, weil weniger Öl und Gas importiert werden müssen.
Auf die Aufforderung des Europäischen Rates vom März 2018 präsentierte die Kommission ihre Vision für eine klimaneutrale Zukunft, die beinahe alle EU-Politikbereiche umfasst und mit den Zielen des Übereinkommens von Paris im Einklang steht, den Temperaturanstieg deutlich unter 2 °C zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, um ihn auf 1, 5 °C zu begrenzen. Die EU muss bis 2050 Klimaneutralität erreichen, wenn sie für die Welt wegweisend sein will.
Nicht Zielwerte vorgeben, sondern Vision und Orientierung vermitteln
Zweck dieser langfristigen Strategie ist es nicht, Zielwerte vorzugeben. Sie soll vielmehr eine Vision und Orientierung vermitteln, dafür planen und Akteure, Forscher, Unternehmer und Bürger inspirieren und in die Lage versetzen, neue, innovative Industrien, Unternehmen und damit verbundene Arbeitsplätze zu entwickeln. Unsere Bürgerinnen und Bürger haben uns einen klaren Auftrag erteilt: Laut dem letzten Eurobarometer-Sonderbericht (November 2018) sind 93 % der europäischen Bürgerinnen und Bürger davon überzeugt, dass der Klimawandel menschengemacht ist, und 85 % stimmen zu, dass Klimaschutz und effizientere Energienutzung in Europa Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze schaffen können. „Mit der heute vorgestellten Vision kann die EU darüber informieren, wie wir gemeinsam zu einem sauberen Planeten kommen können, und zeigen, dass die Umgestaltung unserer Wirtschaft notwendig und vorteilhaft ist“.
Die langfristige Strategie betrachtet, welche Optionen den Mitgliedstaaten, Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern zur Wahl stehen und wie diese zur Modernisierung unserer Wirtschaft beitragen und die Lebensqualität der EU-Bevölkerung verbessern können. Sie soll sicherstellen, dass dieser Wandel sozial gerecht ist. Außerdem soll sie die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft und -Industrie auf den Weltmärkten verbessern sowie für hochwertige Arbeitsplätze und nachhaltiges Wachstum in Europa sorgen und gleichzeitig zu Lösungen bei anderen Umweltproblemen beitragen wie Luftqualität und Verlust von Biodiversität.
Für den Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft sind gemeinsame Maßnahmen in sieben strategischen Bereichen erforderlich:
- Energieeffizienz,
- Nutzung Erneuerbarer Energien,
- saubere, sichere und vernetzte Mobilität,
- wettbewerbsfähige Industrie und
- Kreislaufwirtschaft, Infrastruktur und Netzverbindungen,
- Biowirtschaft und natürliche CO2-Senken sowie
- CO2-Abscheidung und -Speicherung für die verbleibenden Emissionen.
„Die Umsetzung all dieser strategischen Prioritäten trägt dazu bei, dass unsere Vision Realität wird“, so die EU-Medienmitteilung. Mit der Veröffentlichung der Strategie will die EU-Kommission wenige Tage vor der Weltklimakonferenz in Kattowitz ein Signal senden. In der polnischen Stadt wird ab kommender Woche über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens beraten.
Folgt: Die nächsten Schritte