Rennen um „strategisch wichtige Rohstoffe“
Die Europäische Union will eine eigene Lieferkette für „strategische Rohstoffe“ aufbauen, die für die Produktion von E-Auto-Batterien gebraucht werden. Jetzt prescht die EU mit Plänen für den Ausbau der Lithiumabbau-Kapazitäten sowie deren Raffinierung auf europäischem Gebiet vor. Denn mit der Elektrifizierung des Verkehrs beginnt der Wettlauf um die Entwicklung einer Wertschöpfungskette für die Batterieherstellung in Europa – schreibt Frédéric Simon am 22.11.2018 auf EURACTIV.com (übersetzt von Tim Steins)
Trotz eines eher schleppenden Starts hole die EU schnell auf: Vor einem Jahr habe die Kommission eine Europäische Batterie-Allianz gestartet, in der Automobilhersteller, Chemie- und Ingenieurexperten zusammenarbeiten, um den Wettbewerb mit asiatischen und amerikanischen Herstellern zu forcieren. Sie sollen eine komplette Wertschöpfungskette für die Autobatterie-Produktion in Europa aufbauen. Um diese Wertschöpfungskette weiter zu vervollständigen, will sich Europa nun auch den Zugang zu den Rohstoffen sichern, die für die Herstellung der neuesten Generation von Lithium-Ionen-Batterien benötigt werden.
„Wir arbeiten mit Hochdruck an diesen Batterien – und die Diskussionen konzentrieren sich dabei vor allem auf Kobalt, Lithium, Nickel und Kupfer,“ erläuterte kürzlich Maroš Šef?ovi?, Vizepräsident der Europäischen Kommission und verantwortlich für die Energieunion. Man wolle vor allem herausfinden, welche Rohstoffe auf europäischem Boden vorhanden sind und wie man diese möglichst nachhaltig gewinnen kann. „Es gibt neue Projekte für die Produktion in Europa. Minen werden eröffnet oder nehmen die Arbeit wieder auf. Es ist zu erwarten, dass noch mehr neue hinzukommen,“ prophezeite Šef?ovi? in einem Interview mit EURACTIV.com.
Auf EU-Ebene gehe es nun um die Erleichterung der Genehmigungsverfahren und die Sicherstellung von Kohärenz zwischen den verschiedenen Vorschriften, sagte Šef?ovi?. Dafür werde mit den Mitgliedstaaten in einer hochrangig besetzten Gruppe für Rohstoffe diskutiert.
Markt mit 250 Mrd. Euro/a
Einige Probleme seien bereits identifiziert worden, allen voran eine „Lücke“ bei der Lithium-Raffinierung innerhalb Europas. Die Kapazitäten in diesem Bereich müssten deutlich erhöht werden, so der Kommissar. Weitere Diskussionen zu dem Thema sollen in Brüssel noch „vor Weihnachten“ stattfinden. „Wir sind bereit, nicht nur die regulatorischen Aspekte, sondern auch die finanzielle Unterstützung zu diskutieren – sei es im Rahmen der wichtigen Projekte von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI) oder im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften mit der Europäischen Investitionsbank (EIB)“, sagte Šef?ovi?.
Der Bedarf an Batteriezellen in Europa wird nach Schätzungen der Europäischen Kommission bis 2025 auf 200 Gigawattstunden steigen. Dadurch entstehe ein Markt mit einem Volumen von schätzungsweise 250 Milliarden Euro jährlich.