Wie bewerten Sie die politische Lage in den USA und in Brasilien mit Blick auf den Klimawandel und die Entwicklungen in Katowice?
Sonja Peterson: Die USA sind mit Trump in einer sehr schwierigen Situation und das bleibt nicht ohne Folgen, schließlich sind die USA nach China der zweitgrößte CO2-Emittent. Ohne die USA wären alle großen Klimaziele unerreichbar. Aber ein Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen wäre aufgrund interner Prozesse erst nach der jetzigen Amtszeit von Trump möglich. Dann findet sich vielleicht ein neuer Präsident, der Trumps Entscheidung noch rückgängig bzw. aufhalten kann. Dennoch sendet Trumps Ankündigung natürlich ein drastisches Signal nach außen. Glücklicher Weise ist Trump allein nicht beispielgebend für die gesamte USA. Auf subnationaler Ebene, passiert mit Kalifornien als Vorreiter sehr viel im Sinne des Klimaschutzes. So machen viele Städte und Bundesstaaten trotz Trumps Äußerungen mit ihrer Klimapolitik weiter. Es ist sogar so, dass national die Emissionen gesunken sind.
Der Gas-Boom und das Fracking sowie die steigende Wettbewerbsfähigkeit der Erneuerbaren Energien tragen dazu bei, dass die Kohle marktbedingt zurückgedrängt wird. Insofern gibt es in den USA klimaschutztechnische Entwicklungen, die Trump nicht beeinflussen kann, und auch durch die Kongresswahlen ist das Repräsentantenhaus deutlich klimafreundlicher geworden. Aber natürlich bleibt es insgesamt schwierig, denn bei Trumps angekündigten Austritt aus dem Abkommen geht es eben nicht nur um eine Reduzierung der CO2-Emissionen in den USA, sondern auch um Absprachen. So wurde den Entwicklungsländern versprochen, sie finanziell zu unterstützen, wenn sie sich von fossilen Energieträgern verabschieden. Ohne die USA wird es sehr schwierig, die 2009 beschlossenen 100 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2020 für die Klimafinanzierung umzusetzen.
In Brasilien haben wir jetzt einen Präsidenten, der sich sicherlich alles andere als stark für den Klimaschutz machen wird. Hier ist natürlich aber das Bild an sich ein anderes. In Brasilien geht es vor allem um die Abholzungen, welche die größten Auswirkung auf das Klima haben. Außerdem befindet sich Brasilien in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, und in diesen Zeiten ist Waldschutz nicht einfach, egal unter welcher Regierung.
Claudia Kemfert: Die politische Lage auf der US-Bundesebene ist schlecht für jegliche Klimaabkommen. Glücklicherweise findet Klimaschutz – ganz losgelöst von der Bundesebene – auf regionaler Staatenebene statt. Die wirtschaftlichen Chancen durch Klimaschutz sind enorm, gerade in den USA. Das kann auch ein Präsident Trump nicht stoppen. Im Hinblick auf Brasilien besteht mehr Grund zur Sorge: Brasiliens Klimabilanz steht und fällt mit der Rodung oder besser Nicht-Rodung der Urwälder. Sollten künftig wieder mehr Tropen- und Urwälder abgeholzt oder gar verbrannt werden, wird der Klimawandel verstärkt. Das wäre dramatisch. Hoffentlich lässt sich der brasilianische Präsident in Katowice überzeugen, dass sein Land weiterhin als globaler Klimaschutz-Vorreiter antritt.
[note Das Interview wurde von der Agentur für Erneuerbare Energien geführt. Hierbei handelt es sich um den ersten Teil, der im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht wurde. Fortsetzung im Renews Dezember.]
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