Aline Robert: Aus französischer Sicht kaum schlechterer Zeitpunkt
Aline Robert: „Die Mitteilung hätte aus französischer Sicht kaum zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen können: Der Bericht wurde (bildlich gesprochen) inmitten der Proteste der gegen hohe Kraftstoffpreise demonstrierenden sogenannten gelben Westen vorgestellt. ‚Wir sind aktuell nicht in der Lage, das Klimaproblem zu lösen,‘ warnte Satya Tripathi, stellvertretender Generalsekretär von UN Environment. „Alles, was wir auf diesem Planeten lieben – die Biodiversität, die Friedlichkeit, die Wälder, all die schönen Orte: Alles ist in Gefahr,‘ fügte er hinzu.
Die Emissionen erreichten laut Bericht über die Umweltemissionslücke im vergangenen Jahr 53,5 Gigatonnen CO2-Äquivalent und zerstörten damit das vorherige Stabilitätsniveau, das einige Beobachter schon zu der Annahme veranlasst hatte, die Emissionen würden nun zurückgehen.
Klimaversprechen von Paris werden nicht eingehalten
Die Lücke zwischen den aktuellen Emissionen und den verringerten CO2-Senkungen, die erforderlich wären, um die globale Erwärmung auf ein akzeptables Niveau zu begrenzen, wird immer größer. Die Emissionen der meisten Länder steigen weiter an, und nur 49 von ihnen haben ihren vorhergesagten ‚Emissions-Scheitelpunkt‘ überschritten. Laut dem im Oktober veröffentlichten IPCC-Bericht dürfen die jeweiligen Höchstwerte jedoch ab 2020 weltweit nicht mehr weiter ansteigen, wenn die globale Erwärmung unter 1,5° C gehalten werden soll.
Es ist auch klar: Nur sehr wenige G20-Staaten erfüllen ihre bei der COP21 in Paris gemachten nationalen Zusagen. Dies sind bisher Brasilien (das unter dem neuen Präsidenten Bolsonaro seine weitere Beteiligung am Pariser Abkommen allerdings überdenkt), China, Japan, Indien, Russland und die Türkei. Keines der anderen Länder, einschließlich der EU-Mitgliedstaaten, erfüllt seine Verpflichtungen – wenn auch festgehalten werden muss, dass die Zusagen der Europäer die ehrgeizigsten sind.
‚Wir müssen diese nationalen Verpflichtungen stärken,‘ fordert Anne Olhoff, Leiterin des Climate Resilient Development Programme beim UNEP. Sie betont auch, weltweit wisse man, was auf technischer Ebene zu tun ist. Es mangele eher an politischem Willen.
Ein kleiner Trost in dieser Flut an schlechten Nachrichten ist dabei lediglich, dass der Bericht eine Diskrepanz zwischen den CO2-Emissionen und der Wachstumsrate des globalen BIP aufzeigt. Dies verdeutliche, dass die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen und die Zerstörung von Wäldern kein integraler Bestandteil der Schaffung von Wohlstand sei.
Lösungsvorschläge – Abbau der Fossil-Subventionen, Ausbau der Erneuerbaren und CO2-Besteuerung
Zu den im Bericht genannten Lösungen gehören ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien, verbesserte Energieeffizienz und verstärkter Waldschutz. Dies seien die drei Schlüsselbereiche, die es ermöglichen könnten, die CO2-Emissionen bis 2030 auf ein Niveau von ’nur‘ noch 30-32 Gigatonnen CO2 pro Jahr zu begrenzen.
‚Viele Länder haben verstanden, dass erneuerbare Energien signifikante Vorteile für Umwelt, Energieunabhängigkeit und Gesundheit mit sich bringen,‘ glaubt auch Prof. Niklas Höhne vom New Climate Institute.
Eine weitere wichtige Lösung sei die Besteuerung. Auf lediglich zehn Prozent der fossilen Brennstoffe werde ein Preis für ihren CO2-Ausstoß erhoben, erklärt Kurt Van Dender von der OECD. Darüber hinaus fließen immer noch 0,5 Prozent des weltweiten BIP in Subventionen für den Verbrauch von Kohlenwasserstoffen, fügt er hinzu. Im ‚Klimakampf‘ müsse es aber darum gehen, ‚inklusive Steuerreformen durchzuführen und ebenso Kohlenstoff zu verteuern‘, so der OECD-Experte. Er warnte – vermutlich mit Blick auf die Gelbe-Westen-Proteste in Frankreich – auch, man müsse mit den Bürgern kommunizieren und Vertrauen aufbauen. Wie dies genau geschehen soll, ließ er hingegen offen.“
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