COP24 eröffnet: Ein bisschen mehr Geld für Klimaschutz
In Kattowitz ist die UNO-Klimakonferenz COP24 offiziell eröffnet worden. Bis Mitte Dezember verhandeln Delegierte aus rund 200 Ländern über eine Begrenzung der Erderwärmung. Es geht um die Umsetzung der 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele. Die Erderwärmung soll demnach auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt werden. Der Kieler Klimaforscher Latif nannte die Konferenz im Deutschlandfunk einen „Lackmustest für die Weltgemeinschaft“.
Schon vor Beginn der Konferenz hatte die Weltbank den Entwicklungsländern im Kampf gegen den Klimawandel 200 Milliarden Dollar an Hilfen zugesagt – doppelt so viel wie bisher. Das Geld werde von 2021 bis 2025 fließen, erklärte ein Sprecher. Die Bundesregierung hat angekündigt, 1,5 Milliarden Euro für den weltweiten Klimaschutz bereitzustellen – ebenfalls doppelt so viel wie bisher. Der Beitrag zur Wiederauffüllung des Grünen Klimafonds der Vereinten Nationen soll auf 1,5 Milliarden Euro verdoppelt werden. Aus dem Fonds werden Klimaschutzprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern finanziert.
Latif: In Kattowitz werde sich zeigen, ob sie in der Lage sei, globale Probleme zu lösen. Er forderte, den Klimaschutz nicht ideologisch zu betrachten, sondern als Innovationsmotor Nummer eins für die deutsche Wirtschaft. Dann würden auch viele Menschen mitgehen. Es sei „ein verheerendes Signal“, dass Deutschland derzeit nicht aus der Kohle aussteige. Die Entscheidungsträger wüssten dies, aber sie steckten fest im System. Am Ende des Tages regiere immer noch die Ökonomie.
Müller: „Deutschland wird Rückstand aufholen“
Bundesentwicklungsminister Müller sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, auch ohne konkretes Datum für den Kohleausstieg solle ein „starkes Signal“ gesendet werden. Der CSU-Politiker zeigte sich zuversichtlich, dass Deutschland in den kommenden Jahren seinen Rückstand bei der CO2-Einsparung aufholen werde. Der Klimaschutz sei die Überlebensfrage der Menschheit, sagte Müller ebenso wie später UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Die Erde werde mit drei, vier Grad plus zurechtkommen. Menschliches Leben, wie wir es kennen, werde dann aber kaum mehr möglich sein.
Schulze: „Nicht von den USA beirren lassen“
Bundesumweltministerin Schulze appellierte in der „Süddeutschen Zeitung“ an die Staatengemeinschaft, sich nicht davon beirren lassen, wenn sich große Länder wie die USA oder Brasilien vom Kampf gegen den Klimawandel abwendeten. Diese Staaten würden irgendwann wiederkommen, sagte die SPD-Politikerin. Die Vernunft lasse sich nicht dauerhaft aufhalten. Schulze und Müller vertreten Deutschland bei der UNO-Klimakonferenz in Kattowitz in Polen. Sie zeigte sich dennoch optimistisch: „Wir gehen nicht mit leeren Händen nach Kattowitz. Wir können hier in Deutschland zeigen, wie wirtschaftlicher Erfolg und engagierter Klimaschutz gemeinsam vorangehen kann.“
Erwartungen gering
„Deutschland tut sich derweil eher schwer, seine alten Verpflichtungen zu erfüllen“, schreibt ARD-Klimaexperte Werner Eckert auf tagesschau.de. „Anders als geplant, wird die Umweltministerin nun bei der Klimakonferenz auch ohne Kohleausstiegsplan auftreten müssen. Die Kanzlerin hat – wie viele andere Regierungen in diesen Tagen – Innenpolitik vor Außenpolitik gesetzt und die Kohlekommission zum Nachsitzen geschickt: ‚Es geht nicht darum, als erstes irgendwelche Ausstiegsdaten zu beschließen, sondern es geht darum, Menschen Hoffnung zu geben, Zuversicht zu geben, um ihnen dann die Sicherheit zu geben.'“
Die Erwartungen an das Treffen in Kattowitz seien daher nicht allzu hoch. Trotz Rekordhitze und Trockenheit in weiten Teilen der Welt, weiter steigenden Temperaturen und anderen Extremwetterereignissen, welche die Forscher zumindest in den Zusammenhang mit dem Klimawandel stellen, habe das Thema derzeit nicht eben Hochkonjunktur. Vor dem Treffen hätten der Weltklimarat IPCC, die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und das UN-Umweltprogramm (UNEP) eindringlich gemahnt: Um eine katastrophale Erderwärmung noch zu verhindern, müsse die Menschheit schnell und entschieden umsteuern. Philip Drost hat für die UNEP die „Klimalücke“ vermessen: den Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ergebnis: Es müsste dreimal mehr getan werden in Sachen Klimaschutz.
Eckert: „Selbst, was die Staaten im gefeierten Klimaabkommen von Paris beschlossen haben, reicht im Schnitt nicht aus, um das gemeinsam erklärte Ziel auch zu erreichen. Den Anstieg der Temperaturen auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Effektiv kommen derzeit mindestens 3,2 Grad zustande. Die Chancen, dass schon in Kattowitz neue Zusagen dazukommen, ist gering.“
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