Zeitungsstimmen
Der Kölner Stadtanzeiger: „Die Bundesregierung fährt mit leichtem Gepäck nach Kattowitz. Eigentlich wollte sie zur Klimakonferenz ein Datum für den Kohleausstieg präsentieren, doch das gibt es noch nicht. Das Signal ist verheerend: Wenn selbst das reiche Deutschland nicht den sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohle schafft – wer dann?“.
Die Neue Osnabrücker Zeitung ist optimistischer: „Die heute in Kattowitz beginnende UN-Klimakonferenz kann wegweisende Beschlüsse hervorbringen. Sicher ist das aber bei Weitem nicht. Eines darf nicht passieren. Es werden Vorschriften geschaffen, die anschließend nur Deutschland pedantisch umsetzt. Gefordert ist ein verpflichtendes Regelbuch für den internationalen Vergleich. Ansonsten können wir nationale deutsche Alleingänge nur als Tropfen auf den heißen Stein sehen, und sie schaden uns eher, als dass sie nutzen“.
[note Mojib Latif: „Dieser Durchbruch kommt einfach nicht“ – Mit großer Skepsis blickt Latif auf den Klimagipfel. Jahr für Jahr steige der Gehalt an Kohlendioxid in der Luft und erreiche neue Höchstwerte. „Insofern stimmt nicht nur die Geschwindigkeit nicht beim Klimaschutz, sondern die ganze Richtung stimmt nicht“, sagte Latif im DLF. „In Kattowitz, das ist ja die 24. Weltklimakonferenz, und man hofft dann immer wieder auf einen Durchbruch, aber dieser Durchbruch, der kommt einfach nicht, und dann fängt man wieder von vorne an und man kann fast verzweifeln. Aber man muss auch sagen, es gibt keine andere Möglichkeit. Wir haben es beim Klimawandel mit einem globalen Problem zu tun. Deswegen lösen alle Länder gemeinsam oder gar nicht. Und das ist der Knackpunkt: Es kommt nichts dabei heraus. Insofern wäre es wichtig, dass einige Länder vorangehen, wie zum Beispiel Deutschland, aber genau das passiert nicht.
Die Frage ist, ob es sich um Verzicht handelt oder nicht um einen Gewinn. Die Menschen haben immer Angst vor Veränderung und ich denke, wenn wir beispielsweise versuchen, die Erneuerbaren Energien stärker in den Markt einzuführen, als das der Fall ist, wenn wir versuchen, so schnell wie möglich aus der Kohle auszusteigen, wenn wir versuchen, die Automobile so sauber wie möglich zu machen, dann sollte man das nicht ideologisch betrachten, sondern einfach als Innovationsmotor für die deutsche Wirtschaft. Ich glaube, wenn man das tut, dann würden auch viele Menschen mitgehen, weil am Ende des Tages nutzt das der deutschen Wirtschaft und sorgt dafür, dass auch in einigen Jahrzehnten Deutschland noch wohlhabend ist.
Das Problem ist, dass wir die Ursachen nicht sehen können. Das ist das große Problem: die Erderwärmung. Es ist nicht die Luftqualität, sondern es ist die Erderwärmung, die schleichende Erderwärmung, die dann zu den bekannten Auswirkungen führt, zu mehr Wetterextremen, zu steigenden Meeresspiegeln und weiteren Auswirkungen wie zum Beispiel der Versauerung der Meere.“
Dass die Bundesregierung, es nicht geschafft habe, die gesteckten Ziele der CO2-Reduzierung zu erreichen, habe vor allen Dingen drei Ursachen: „Auf der einen Seite hängen wir immer noch der Kohle nach. Wir schaffen es einfach nicht, insbesondere aus der Braunkohle auszusteigen. Das ist natürlich ein verheerendes Signal, weil die Klimakonferenz in Kattowitz findet in Polen statt. Polen ist ein Kohleland und kann sich natürlich wunderbar hinter Deutschland verstecken und sagt, ja wieso, Deutschland steigt nicht aus, warum sollen wir denn unseren Kohleverbrauch reduzieren. Nur um eine Zahl zu nennen: Wenn Sie Braunkohle verbrennen, entsteht fast doppelt so viel CO2 pro Energieeinheit, als wenn Sie Erdgas verbrennen. Das heißt, es reicht nicht nur, jetzt zu reduzieren, sondern wir müssen wirklich relativ kurzfristig insbesondere in Deutschland aus der Kohle aussteigen.
Meine Erfahrung ist einfach, ich kann den sogenannten Entscheidungsträgern, egal ob es in der Politik oder in der Wirtschaft ist, nichts mehr beibringen. Die wissen alles. Aber sie stecken irgendwie fest im System, können sich nicht bewegen, aus welchen Gründen auch immer. Die Politik hat einfach Angst, Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen. Aber ich kann nur sagen, und das sagen alle Ökonomen auch, wenn man zu spät kommt, dann bestraft einen das Leben. Dann werden andere die alternativen Techniken entwickeln, die alternativen Fahrzeuge beispielsweise, und dann wird Deutschland das Nachsehen haben. Das heißt, für mich ist ganz wichtig, dass Klimaschutz nicht irgendwie ideologisch betrachtet wird, nicht ideologisch diskutiert wird, sondern Klimaschutz ist der Innovationsmotor Nummer eins, der dafür sorgt, dass Deutschland auch in Zukunft wettbewerbsfähig ist.
Es wird zwar immer das Gegenteil behauptet, dass man Ökonomie und Ökologie miteinander versöhnen muss. Aber am Ende des Tages regiert doch die Ökonomie. Das muss man so deutlich sagen. Insgesamt wird der Umweltschutz immer noch etwas belächelt.“]
Folgt: Georg Ehring: „Keine guten Aussichten unter der Dunstglocke von Kattowitz“