Es lebe der Verbrenner
Die Wochenzeitung Die ZEIT beschäftigte sich mit dem frommen Wunsch der Wolfsburger Dieselbetrüger („Wir schaffen es noch einmal, den Automarkt zu revolutionieren“, so der neue VW-E-Mob-Boss Thomas Ulbrich kürzlich unfreiwillig komisch) irgendwann (etwa 2026 soll die letzte Verbrenner-Produktionsstraße in Betrieb gehen…) nur noch E-Autos zusammen zu schrauben und zwar ohne jeden CO2-Fußabdruck. Die besten Minister seien immer die ehemaligen Minister, pflegt Ex-Minister Klaus Töpfer gern zu scherzen, in diesem Fall trifft das auf Sigmar Gabriel zu: Der sagte in Wolfsburg, es hätte die VW-Pläne schon vor 20 Jahren gebraucht. Die Autoindustrie habe das aber selbst verhindert (von Beifall war in den Autogipfel-Berichten nichts zu lesen). NGOs feiern das Ende des Verbrenners, nicht zur Kenntnis nehmend, dass das Ableben des Zerknalltreibers (vulgo Selbstzünders) gar nicht nötig ist. Treibstoffe wie Oxymethylenether (kurz: OME) oder n-Octanol aus Wasser, Wind und Kohlendioxid, in den klassischen Verbrenner gegeben, treiben ihr Vehikel nahezu rückstandsfrei an. Längst müsste sich bis an den Harzabhang herumgesprochen haben, dass die Elektro-Kutschen zwar keinen Auspuff haben, diesen aber (zumindest derzeit noch) zu großen Teilen ins Kohlekraftwerk verlagern. Dass Batterien kaum recycling-fähig sind, steht auf einem ganz anderen Blatt, auf einem dritten die problematische Herkunft der Inhaltsstoffe (Menschenrechte!). E-Mobilität ist eine Übergangstechnik – nichts weiter. (Auch deshalb, weil schwere Baumaschinen, Lkw und oder Großraumflugzeuge nicht mit Strom betrieben werden können.) Aber wir einstige Klimamusterknaben laufen, wie soeben in Katowice wieder zu beobachten, schon wieder hinter der Blechmusik her – peinlich – lächerlich. Weil die angeblich so mächtige Autolobby („Arbeitsplätze!“, Arbeitsplätze!“) die hasenfüßigen Politiker wie Karnickel (wie passend!) vor der Schlange hypnotisiert. Es fehlt nicht am Wissen, es fehlt am Tun. Und am Mut. – Gerhard Hofmann –