Nabu: „Absichtliches Foulspiel an Klima und Natur“
Angesichts der Umwelt-Fehlleistungen etwa in der Landwirtschaft und beim Verkehr hätte der NABU nach eigenen Angaben 2018 „ganze Dinosaurierherden vergeben“ können. Beim Streit um die Braunkohle und den Hambacher Wald zeigte der RWE-Chef aber, dass an ihm als Umwelt-Dinosaurier kein Weg vorbei geht. Deshalb zeichnete der NABU den Vorstandsvorsitzenden der RWE AG mit dem Negativ-Preis „Dinosaurier des Jahres“ aus. „Während international auf Klimakonferenzen und national in der Kohlekommission um konkreten Klimaschutz gerungen wird, hat sich Rolf Martin Schmitz mit seiner unzeitgemäßen Machtdemonstration im Streit um die Rodung des Hambacher Waldes selbst ins Abseits gestellt“, begründet NABU-Präsident Olaf Tschimpke die Wahl zum Dinosaurier des Jahres.
Der RWE-Boss habe mit der Rodung des Waldes Tatsachen schaffen wollen – ohne Rücksicht auf die laufenden Verhandlungen in der Kohlekommission über einen geregelten Kohle-Ausstieg und die Folgen für Natur und Umwelt. Vorausgegangen waren massive Proteste aus weiten Teilen der Bevölkerung. Erst durch ein Gerichtsurteil im Eilverfahren wurde die Abholzung des Waldes vorerst gestoppt. Die endgültige Entscheidung steht noch aus.
Stimmungsmache statt Zukunftsentwürfe
Der Essener Energiekonzern zählt mit seinen Kohle-Kraftwerken zu den größten Luftverschmutzern Europas. Mit seinem Beharren auf Rodung des Hambacher Waldes hat RWE die ohnehin aufgeheizte Debatte um den in Deutschland nicht vorankommenden Klimaschutz zusätzlich polarisiert. „Rolf Martin Schmitz nahm ein Scheitern der Kohlekommission in Kauf, indem er vorzeitig Fakten schaffen wollte. Das war ein bewusstes Foulspiel auf Kosten von Klima und Natur. Auch ein Branchen-Dinosaurier muss einmal die Zeichen der Zeit erkennen“, so Tschimpke.
Mit dem „Dinosaurier des Jahres“, einer 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, zeichnet der NABU seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die sich durch besonders rückschrittliches öffentliches Engagement in Sachen Natur- und Umweltschutz hervorgetan haben. Preisträger 2017 war Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied für die Blockade einer umweltverträglichen Agrarpolitik, im Jahr davor erhielt Bayer-Chef Werner Baumann die Trophäe für die damals bereits angebahnte Fusion mit Monsanto.
Ziel müsse es sein, den Menschen in den Kohleregionen Alternativen aufzuzeigen. Mit der öffentlichen Stimmungsmache gegen Kohlekommission und Umweltschützer habe der RWE-Chef den Verhandlungen über einen Kohleausstieg geschadet. Hinzu komme eine Geringschätzung der Natur, in diesem Fall von besonders wertvollen und alten Wäldern.
Ohne Kohleausstieg Klimaschutzziele nicht erreichbar
„Dass der RWE-Konzern nicht als Natur- und Klimaschützer in die Geschichte eingehen wird, ist uns klar. Aber die Vehemenz, mit der Herr Schmitz an der Zerstörung eines jahrhundertealten Waldes festgehalten hat, zeigt, dass er keinen Wert auf den Erhalt von Natur und Artenvielfalt legt“, findet der NABU-Präsident. Anders sei es nicht zu erklären, dass er bewusst in Kauf nehme, wertvolle Lebensräume der Bechsteinfledermaus und des Großen Mausohrs mit der Rodung des Hambacher Waldes unwiederbringlich zu zerstören.
Bereits dreimal in den vergangenen zwölf Jahren ging der Dinosaurier des Jahres an einen RWE-Vorstandsvorsitzenden. 2010 erhielt der damalige RWE-Chef Jürgen Großmann den Negativ-Preis für die Aufkündigung des Atomkonsenses und seine Lobbyarbeit für die AKW-Laufzeitverlängerung. 2006 wurde sein Vorgänger Harry Roels für den Antrag auf Laufzeitverlängerung für den Schrott-Atomreaktor Biblis A zum „Dinosaurier des Jahres“ gekürt.
Mit Blick auf den Klimaschutz ist es für viele Menschen nicht nachvollziehbar, dass immer noch Wälder, die große Kohlenstoffspeicher sind, für den Braunkohleabbau zerstört werden und dann im Zuge der Kohleverstromung noch mehr schädliches Treibhausgas in die Umwelt gelangt. „Während andere große Konzerne erkannt haben, dass Nachhaltigkeit ein Schlüssel zum Erfolg und für breite Akzeptanz in der Öffentlichkeit ist, handelt die RWE-Spitze immer noch wie von vorgestern und wenig weitsichtig. Denn auch RWE weiß: Am Kohleausstieg führt kein Weg vorbei, wenn Deutschland die Klimaziele aus dem Pariser Abkommen erfüllen will“, stellt Tschimpke fest.
->Quelle: nabu.de/2018/12/25693