UNO-Flüchtlingshilfe zieht Bilanz
Es ist ein Jahr der erschütternden Superlative: in Bangladesch entstand das größte Flüchtlingslager der Welt, Venezuela erlebt die größte Fluchtbewegung in der modernen Geschichte Lateinamerikas und im Jemen hat sich nahezu unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit die derzeit größte humanitäre Krise der Welt entwickelt, so eine Medienmitteilung der UNO-Flüchtlingshilfe, der nationale Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Weltweit sind mehr als 68,5 Millionen Menschen aktuell auf der Flucht, Tendenz steigend. Gleichzeitig entwickelt sich die öffentliche Diskussion über Flüchtlinge in Deutschland emotionaler und weniger faktenorientiert. Der Begriff „Klimamigration“ ist zu Unrecht in den Hintergrund gerückt.
Klimamigration – „Durch den Klimawandel ausgelöste oder verstärkte Extremwetterereignisse wie Stürme, Fluten und Dürren gefährden die Lebensgrundlage vieler Menschen plötzlich und unmittelbar: Die Infrastruktur und das sozioökonomische Gefüge können erheblich gestört werden. Schleichende Umweltveränderungen wie die Versalzung von Böden und der Anstieg des Meeresspiegels haben langfristige Folgen für die wirtschaftliche Situation, Gesundheit und Sicherheit der Menschen vor Ort. Und auch gewaltsame Konflikte können durch die Folgen des Klimawandels ausgelöst oder verschärft werden. Besonders stark davon betroffen sind viele Entwicklungsländer. Sie stehen vor der Herausforderung, trotz Ressourcen- und Kapazitätsmangel die direkten Folgen des Klimawandels abwehren, verringern oder zumindest abfedern zu müssen. Dadurch sehen sich Menschen teilweise zur Abwanderung gezwungen, zum Beispiel vom Land in die Stadt. Menschen, die von den negativen Folgen der weltweiten Erwärmung besonders betroffen sind, nutzen unter anderem Migration, häufig auch vorübergehend, als Anpassungsstrategie. Diese Art der Migration und die oft temporäre Vertreibung, etwa durch Extremwetterereignisse, aber auch durch den Klimawandel verursachte Umsiedlungen werden unter dem Begriff „klimawandelbedingte menschliche Mobilität“ zusammengefasst.Die Faktoren, die zu einer Migrationsentscheidung führen, sind dabei so vielschichtig wie die Folgen des Klimawandels selbst. Häufig stehen neben den klimatischen Veränderungen auch wirtschaftliche, politische, soziokulturelle oder demographische Gründe im Vordergrund. Umwelt- und Klimaeinflüsse können diese Faktoren noch verstärken. Auch Umweltveränderungen wie natürliche tektonische Hebungen und Senkungen oder Umweltverschmutzung können Migrationsentscheidungen beeinflussen, stehen aber nicht im Zusammenhang mit dem Klimawandel.“ (Aus der Internetseite des BMZ)
„Wir haben ein extremes Jahr hinter uns. Die weltweiten Krisen sind komplex, politische Lösungen kaum in Sicht. Dabei wollen die meisten Geflüchteten einfach zurück in ihre Heimat. Neben der Nothilfe, besonders jetzt im Winter, müssen wir als Weltgemeinschaft diesen Menschen auch Perspektiven bieten“, fordert Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe in Bonn.
Bangladesch: Rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge haben ihr Leben riskiert und sind vor der Gewalt in Myanmar geflohen. Sie kommen in den Flüchtlingslagern Kutupalong und Nayapara im Südosten Bangladeschs unter. Kutupalong ist mittlerweile das größte Flüchtlingslager der Welt, mehr als 900.000 Menschen leben dort. Dabei liegt es in einer für Naturkatastrophen anfälligen Region.
Venezuela: Mehr als drei Millionen Venezolaner sind auf der Flucht. Entlang der Routen sind UNHCR-Mitarbeiter im Einsatz: Sie verteilen Trinkwasser und Hilfspakete an die flüchtenden Menschen. In den Nachbarländern arbeitet der UNHCR mit den Behörden zusammen, um Neuankömmlinge zu registrieren. Denn dann stehen sie unter dem Schutz der Genfer Flüchtlingskonvention und haben Zugang zu Lebensmitteln und Gesundheitsversorgung, Bildung und Arbeit.
Jemen: Über 20 Millionen Menschen im Jemen – 67 Prozent der Bevölkerung – sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Das vom Bürgerkrieg erschütterte Land steht kurz vor einer Hungersnot. 1,8 Millionen Kinder sind extrem mangelernährt – 400.000 von ihnen gelten bereits als unterernährt. Aktuell liegt dort ein Schwerpunkt der Hilfsmaßnahmen auf der Winterhilfe. Decken, Winterkleidung und Baumaterial zur Isolierung und Reparatur von Unterkünften werden verteilt. Familien erhalten außerdem finanzielle Hilfen, damit sie sich Brennmaterial zum Kochen und Heizen kaufen können.
Südsudan: Die UNO-Flüchtlingshilfe unterstützt darüber hinaus Projekte des UNHCR im Südsudan, wo nach mehr als fünf Jahren Bürgerkrieg über 2,2 Millionen Menschen in die Nachbarländer geflüchtet und weitere knapp zwei Millionen Menschen innerhalb des Südsudans geflohen sind.
Geflüchtete in Deutschland: 2018 förderte die UNO-Flüchtlingshilfe auch in Deutschland viele Flüchtlingsprojekte: soziale und psychologische Hilfen sowie Therapien, Rechtsberatung für Asylsuchende sind Schwerpunkte der Arbeit. Hinzu kommen Projekte, die einen wichtigen Beitrag für eine gute Integration leisten, zum Beispiel Patenschafts- und Mentoren-Programme sowie Bildungsprojekte für Flüchtlingskinder.
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