IASS-Wissenschaftler schlagen globales Register und einheitliches Monitoring vor
Die Ozeane sind für den Erhalt unserer menschlichen Lebensgrundlagen eine wichtige Ressource. Ihr Schutz ist eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, die zusammen die Agenda 2030 bilden. Um das Ziel Nummer 14, also die nachhaltige Nutzung und Entwicklung der Weltmeere, zu erreichen, wurden in den vergangenen Jahren viele freiwillige Selbstverpflichtungen getroffen – vor allem von Regierungen, aber auch im privaten Bereich, von der Wissenschaft und Nicht-Regierungsorganisationen. Zwei Wissenschaftler des IASS, Barbara Neumann und Sebastian Unger, haben diese freiwilligen Selbstverpflichtungen untersucht.
Sie kommen zu dem Schluss, dass solche Vereinbarungen großes Potenzial für eine nachhaltigere Meeres-Governance haben können, ein einheitliches globales System zur Registrierung und für das Monitoring der Umsetzung jedoch Voraussetzungen für ihren Erfolg seien. Ihre Forschungsergebnisse und Empfehlungen zur Verbesserung des bestehenden Systems wurden jetzt in Science veröffentlicht.
Vor allem im Rahmen von zwei internationalen Prozessen würden freiwillige Selbstverpflichtungen zum Meeresschutz getroffen: Der „UN Ocean Conference“ der Vereinten Nationen und der „Our Ocean“-Konferenzreihe, die durch den ehemaligen Außenminister der USA, John Kerry, 2014 ins Leben gerufen wurde. In Folge der „UN Ocean Conference“, die erstmalig im Juni 2017 auf Initiative von Schweden und Fidschi in New York stattgefunden hatte, wurden bis November 2018 fast 1.500 freiwillige Vereinbarungen abgeschlossen, bei denen es unter anderem um Maßnahmen gegen Meeresverschmutzung, die Schaffung vom Meeresschutzgebieten oder um verstärkte Meeresforschung geht. Auf der „Our Ocean“-Konferenz in Malta im Jahr 2017 sind 437 solche Selbstverpflichtungen eingegangen worden, eine Reihe davon mit konkreten finanziellen Zusagen.
Transparentes System der Überprüfung unabdingbar
Diese freiwilligen Verpflichtungen könnten das Bewusstsein für die Bedeutung des Schutzes der Meere fördern, das Engagement für die Ozeane stärken und sie könnten die Bereitschaft von Staaten sowie dem öffentlichen und privaten Sektor verstärken, zum Schutz der Ozeane aktiv zu werden. Allerdings: Ohne ein effektives und transparentes System der Überprüfung sei kaum feststellbar, welche vereinbarten Selbstverpflichtungen tatsächlich umgesetzt wurden und mit welchem Erfolg. Effektivität und Nutzen der vereinbarten Maßnahmen könnten ohne ein solches System nicht sichergestellt werden.
Notwendig seien zentrale und einheitliche Kriterien, um die Vereinbarungen vergleichbar und den Erfolg messbar zu machen sowie um zu verhindern, dass sie in verschiedenen Prozessen gleichzeitig registriert würden. Sowohl bei der „UN Ocean Conference“ als auch bei der „Our Ocean“-Konferenzreihe“ seien zwar Kriterien definiert worden, die bei der Anmeldung von Vereinbarungen berücksichtigt werden müssten, aber beide Prozesse seien weder in Bezug auf die erhobenen Daten noch in Bezug auf die Standards der Aufnahme harmonisiert. Zudem fehle die Möglichkeit, die erhobenen Daten in Relation zu vorhandenen Umweltdaten zu setzen und somit Trends bei der Erreichung des UN-Nachhaltigkeitsziels für die Meere zu erkennen.
Umfassende Post-2020 Strategie ermöglichen
Ein Nebeneinander der verschiedenen Prozesse, mit verschiedenen Ziele und unterschiedlichen Standards, verhindere Vergleichbarkeit und Überprüfbarkeit der Vereinbarungen, so dass deren Potenzial nicht ausreichend zur Wirkung kommen könne. Außerdem könnten Schlussfolgerungen, welche politischen Schritte gegangen werden sollten oder wo ergänzende Maßnahmen notwendig seien, nur gezogen werden, wenn eine Gesamtschau des Stands aller Vereinbarungen vorliege.
Barbara Neumann und Sebastian Unger schlagen deshalb ein einheitliches, umfassendes und globales Register für freiwillige Vereinbarungen zum Meeresschutz vor. Die bestehenden Systeme der „UN Ocean Conference“ und „Our Ocean“-Konferenzreihe könnten als Ausgangspunkt eines solchen Registers dienen. Um Trends zu identifizieren und den Grad der Zielerreichung zu messen, sollte dieses neue System mit vorhandenen Daten zum Zustand der Meere verknüpft werden und darüber hinaus perspektivisch Synergien mit anderen Informationssystemen suchen, etwa denen über das Pariser Klimaabkommen oder zum Schutz der Biodiversität. Dies sollte nach Meinung der Wissenschaftler eingebunden sein in eine umfassende Post-2020 Strategie um die Umsetzung des Ozean-Ziels in der Dekade bis 2030 durch die Weltgemeinschaft zu ermöglichen.
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