Auftaktkonferenz der Forschungsinitiative „Energiewende im Verkehr“
„Der Verkehrssektor ist unter Klimagesichtspunkten unser Sorgenkind“, sagte Ulrich Benterbusch vom BMWi zum Auftakt der Auftaktkonferenz der Forschungsinitiative „Energiewende im Verkehr“ am 07.02.2019 in Berlin. Im Rahmen dieser Initiative fördert das BMWi mit rund 87 Millionen Euro über die kommenden drei Jahre Forschung, Entwicklung und Demonstration innovativer Technologien und Konzepte für synthetische Kraftstoffe. Benterbusch forderte, die Energiewende dürfe „nicht nur den Strom betreffen“. Die Klimaziele müssten erreicht werden, im europäischen, rechtsverbindlichen Rahmen; demnach müssten die nicht im Zertifikatehandel (ETS) erfassten Emissionen – darunter auch die verkehrsbedingten – bis 2030 um 38 Prozent sinken – das sei ein „dickes Brett“.
Die Ergebnisse aus den 150 Förderprojekten der Initiative sollen die Kopplung der Sektoren Strom und Verkehr vorantreiben und eine deutliche Senkung von Treibhausgasemissionen ermöglichen. Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär im BMWi: „Alternative Kraftstoffe sind insbesondere bei großen Transportmengen und Entfernungen, wie im Luftverkehr oder in der Schifffahrt, eine vielversprechende Option zur Umsetzung der Energiewende im Verkehrssektor. Zudem erweitert die damit verbundene Kopplung der Infrastrukturen für Energie und Verkehr die politischen Handlungsoptionen. Wir unterstützen innovative Forschungsansätze zur Sektorenkopplung, damit die erforderlichen Fortschritte rasch in die Anwendung kommen.“
- „Erstmals Fokus auf Technologie- und Innovationstransfer vor allem durch ‚Reallabore der Energiewende‘ als neue Fördersäule zur Marktvorbereitung für innovative Lösungen (noch haben wir nicht alle, die wir brauchen). Gleichzeitig wird der dynamische Praxistransfer durch Startups verbessert.
- Neuausrichtung auf systemübergreifende Fragestellungen der Energiewende, wie Sektorkopplung und Digitalisierung mit dem Ziel, neue Geschäftsmodelle im Markt zu etablieren
- Bessere Vernetzung der Förderinstrumente und der Akteure untereinander
- Engere europäische und internationale Kooperation.“
Benterbusch betonte das Interesse seines Hauses, „den Verbrennungsmotor im Markt zu halten“, denn er könne mit synthetischen Kraftstoffen klimaneutral weiter betrieben werden, das erhalte am Ende auch Arbeitsplätze. Natürlich bräuchten die E-Fuels mehr Erneuerbare Energien. Ihre schlechtere Effizienz, an der noch gearbeitet werden müsse, werde aber ausgeglichen durch bessere Speicherbarkeit und leichtere Transportfähigkeit.
Aus einer Medienmitteilung des BMWi: „Insgesamt starten in der Forschungsinitiative Energiewende im Verkehr 16 Projekte als Kooperationen zwischen Industrie und Forschung. Sie befassen sich mit der Herstellung oder Nutzung innovativer, strombasierter Kraftstoffe – darunter Methanol, Ethanol, OME, Kerosin, synthetisch hergestelltes Erdgas und Biogas mit Wasserstoffanteilen. Einige der alternativen Kraftstoffe können direkt dem Kraftstoff in heutigen Autos, Lkw, Flugzeugen oder Schiffen beigemischt werden, andere erfordern eine Anpassung der Motorentechnologie.“
Wissenschaftliche Begleitforschung (BEniVer) spanne ein gemeinsames Dach über die technischen Verbundprojekte mit dem Ziel, zu koordinieren und Synergien zu erschließen. Für das Jahr 2022 sei eine Roadmap geplant, die auf Basis der Forschungsergebnisse Handlungsempfehlungen für die Entwicklung, Produktion und Markteinführung von nachhaltigen Kraftstoffen geben solle.
„In der Stromwende sind wir Weltspitze; in anderen Bereichen läuft es nicht ganz so stürmisch“, sagte Prof. Ulrich Wagner von der TU München. Nach wie vor kämen die meisten Emissionen aus dem Auspuff. Wagner verglich den Elektroantrieb mit den synthetischen Kraftstoffen: Der elektrische Antrieb sei zwar unbestritten am effizientesten, allerdings geringer speicherbar als E-Fuels. Wagner ging auf die schwedische Studie „The Life Cycle Energy Consumption and Greenhouse Gas Emissions from Lithium-Ion Batteries“ des IVL (Swedish Environmental Research Institute) ein (siehe solarify.eu/e-autos-unterm-strich-doch-klimasuender?), die Ende 2017 viel Medienaufsehen erregt hatte. Wagner heute: „Die ökologische Bewertung der schwedischen Studie ist nicht haltbar – es handelt sich um eine Momentaufnahme eines kleinen Demonstrators.“
Wagner zufolge emittiert ein „normaler“ Benziner 169 Gramm pro Kilometer, ein mit PV-Strom angetriebener Pkw 17 g/km, eine mit PtL- oder PV-Diesel laufendes Auto 66 g/km und ein ebensolcher Diesel 77 g/km. Jedenfalls amortisiert sich ein E-Auto gegenüber einem Verbrenner weit früher, als die Schwedenstudie das festgestellt zu haben glaubte.
Henrik Erämetsä vom finnischen Biosprit-Unternehmen Neste erklärte, dass Peak Oil nicht engetreten sei und auch nicht eintreten werde: Die derzeit bekannten im Boden liegenden Ölreserven etwa reichten aus, um 2.800 Gt CO2 zu emittieren, wir dürften uns aber nur noch 420 Gt erlauben, wenn wir die Zwei Grad nicht überschreiten wollen.
Am Ende seines Beitrags nannte Erämetsä drei Dinge, die Unternehmen brauchen, damit sie investieren: „Gute Rahmenbedingungen!“
Die Forschungsinitiative Energiewende im Verkehr setzt auf drei Programmen auf: dem Energieforschungsprogramm der Bundesregierung sowie dem Maritimen Forschungsprogramm und dem Programm Neue Fahrzeug- und Systemtechnologien des BMWi.
Die präsentierten Projekte
BEnlVer
C3-Mobility
CombiFuel
E2Fue!s
FlexDME
ISystem4EFue!
KEROSyN100
LeanStoicH2
MEEMO
MENA-Fuels
MethQuest
PiasmaFuel
PowerFuel
SHARC
SolareKraftstoffe
SynLink
->Quellen: