Kundenversprechen und eigene Vorsätze nicht erfüllt
Der Verkehrsausschuss des Bundestages sprach am 20.02.2019 mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn (DB) AG, Richard Lutz, und dem für Infrastruktur zuständigen Vorstandsmitglied Ronald Pofalla über die aktuelle Situation des Unternehmens. Dabei zeigte sich Lutz überzeugt, dass die Schiene alle Chancen habe, Verkehrsträger der Zukunft zu werden – so der parlamentseigene Pressedienst heute im bundestag. Gleichwohl gebe es aktuell „große betriebliche Herausforderungen“. So räumte er ein, dass die Bahn Kundenversprechen und eigene Vorsätze in punkto Betriebsqualität und Pünktlichkeit nicht einhalte. Eine Erkenntnis der im Jahr 2018 intensiv durchgeführten Ursachensuche laut Bahn-Chef: Unerwartete Kundenzuwächse im Personenfern- und Güterverkehr hätten „Wachstumsschmerzen“ verursacht.
Probleme entständen vor allem dort, wo die Infrastruktur dem Verkehrswachstum nicht folgen könne, so Lutz, gleiches gelte für Personal und Fahrzeuge. Die Ausweitung der Kapazität koste Geld. Es sei aber gut investiertes Geld, „weil es auf Wachstum, Beschäftigung und eine gute Zukunft des Verkehrsträgers Schiene einzahlt“. Solange es allerdings die Knappheiten bei der Infrastruktur gebe, müssten diese intelligent gemanagt werden, forderte Lutz. Es gelte, die Infrastruktur in Schuss zu halten und gleichzeitig in neue Fahrzeuge zu investieren. In den nächsten fünf Jahren seien dafür mehr als sieben Milliarden Euro eingeplant. Die Bahn brauche aber auch zusätzliches Personal. Seiner Aussage nach ist es für die Bahn trotz des angespannten Arbeitsmarktes in der gegenwärtigen Rekrutierungswelle kein Problem, die benötigten Mitarbeiter zu bekommen. Positiv auf die Anwerbung neuen Personals wirke sich auch die gestiegene Zufriedenheit der jetzigen Mitarbeiter aus. Die Kundenzufriedenheit sah Lutz auf relativ hohem Niveau. Mit Blick auf die Probleme bei der Pünktlichkeit wies der Bahn-Chef auf andere Verkehrsträger hin, bei denen es nicht besser aussehe: Im Flugverkehr gebe es riesige Probleme und auf den Straßen stehe man im Stau.
Pofalla machte vor den Abgeordneten deutlich, dass man an der Struktur eines integrierten Konzerns festhalten wolle. Dieses Model habe sich in Europa durchgesetzt, weil es aus der integrierten Steuerung heraus bessere Durchgriffsmöglichkeiten gebe. Aus seiner Sicht seien auch keine Zusammenlegungen einzelner Gesellschaften des Bahn-Konzerns nötig, sagte Pofalla. Man habe andere Maßnahmen ergriffen, die auf bessere Zusammenarbeit abzielten.
Auf Nachfrage erklärte Pofalla, die Bahn verfüge über ausreichende Planungskapazitäten vorhanden seien. Man sei sehr wohl in der Lage, auch erhöhte Bauvolumina planungstechnisch umzusetzen. Der Bahn-Vorstand äußerte sich auch zur Kritik des Bundesrechnungshofes (BRH) an den Leistungs- und Finanzierungsvereinbarungen (LuFV) des Bundes mit der Bahn (19/6200). In dem Bericht stimmen laut Pofalla mehrere Sachen nicht: So habe der BRH bemängelt, dass in der Laufzeit der LuFV II die angestrebte Zahl der zu erneuernden Brücken von 875 nicht erreicht werde. Nach seinem Kenntnisstand würden aber mindestens 900 Brücken saniert oder instandgesetzt. Die Wirklichkeit sei eine andere als der BRH-Bericht darstelle, sagte Pofalla. (hib/HAU)
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