Erfolgsgeschichte, an der auch deutsche Unternehmen beteiligt sind
Sein Energiewende-Kapitel hat Uruguay bereits vor vielen Jahrzehnten gestartet. 1945 wurde das erste von vier großen Wasserkraftwerken zur erneuerbaren Stromerzeugung errichtet. Es hat eine Leistung von 152 Megawatt (MW) und wurde nach dem ehemaligen Präsidenten „Dr. Gabriel Terra“ benannt. Planer des Kraftwerks war Adolf Ludin, ein deutscher Ingenieur und Spezialist auf dem Gebiet des Wasser- und Talsperrenbaus. Rund 70 Jahre später sollten erneut deutsche Unternehmen eine wichtige Rolle bei der uruguayischen Energiewende spielen, berichtet Joschua Katz in seinem Artikel auf energiezukunft.eu.
Zunächst entstanden in den darauffolgenden Jahrzehnten drei weitere Wasserkraftwerke. Im Jahr 1960 wurde das kleinste von ihnen gebaut. Baygorria besitzt eine Leistung von 108 MW. Knapp zwanzig Jahre später entstand das mit einer Gesamtleistung von 1.890 MW größte Wasserkraftwerk Salto Grande. In das uruguayische Netz fließen davon 945 MW, der Rest in das argentinische. Das vierte und letzte große Kraftwerke Constitución wurde 1982 errichtet und besitzt eine Leistung von 333 MW.
38 Prozent Windenergie
Heutzutage ist Uruguays Energiemix deutlich breiter aufgestellt. Neben der Wasserkraft – die im Jahr 2017 immer noch einen Anteil von 50 Prozent an der gesamten Stromerzeugung besaß – spielt inzwischen die Windenergie eine entscheidende Rolle. 2017 deckten Windkraftanlagen noch 22 Prozent der Stromerzeugung, inzwischen sind es schon 38 Prozent. Der Anteil der Erneuerbaren ist dabei insgesamt auf 98 Prozent geklettert, die ländliche Elektrifizierung liegt bei 99,7 Prozent. Diese aktuellen Zahlen stellte der uruguayische Minister für Industrie, Energie und Bergbau Guillermo Moncecchi in der vergangenen Woche auf dem EUREF-Campus in Berlin vor.
Im Jahr 2018 waren insgesamt 43 Windparks mit einer Gesamtleistung von rund 1.500 MW an das uruguayische Stromnetz angeschlossen. Die meisten besitzen eine Erzeugungsleistung von mehr als 50 MW, der Parque Eólico Pampa erreicht sogar insgesamt 141,6 MW. Die Betreiber profitieren dabei von ausgezeichneten Windbedingungen in Uruguay.
Enercon hat den Windausbau mitgestaltet
Beim Windausbau hat die uruguayische Regierung schon früh auf das Ausschreibungsmodell gesetzt, die ersten Runden wurden bereits 2006 durchgeführt. Da diese sehr erfolgreich verliefen, erhöhte man die ausgeschriebenen Mengen in den nächsten Jahren kontinuierlich. Für die Projekte galt dabei die Auflage, dass einzelne Komponenten in Uruguay hergestellt werden müssen. Deshalb errichtete Enercon schon vor einigen Jahren ein eigenes Werk in dem südamerikanischen Land. In den Folgejahren baute der deutsche Windenergie-Hersteller dutzende Anlagen mit einer Gesamtleistung von 150 Megawatt. Im Jahr 2009 wurde sogar ein Verband gegründet, der Unternehmen aus dem Windenergiesektor miteinander vernetzen und gemeinsame Projekte fördern sollte.
Windenergie-Potenzial fast erschöpft
Uruguay hat sich das Thema der Windenergie also groß auf die Fahne geschrieben. Trotzdem stößt das flächenmäßig eher kleine Land in diesem Bereich allmählich an seine Grenzen. Nach Expertenmeinung ist das Potenzial für große Windparks im Landesinneren inzwischen komplett ausgeschöpft. In den Berg- und Küstenregionen gebe es jedoch noch Flächen, auf denen weitere Windkraftanlagen installiert werden könnten.
Auch wenn der Windertrag in Uruguay ausgesprochen gut ist, wollte die Regierung den Strommix nicht zu einseitig gestalten. Deshalb erreichten Photovoltaikanlagen im Jahr 2017 einen Anteil von zwei Prozent an der Stromerzeugung, Biomassekraftwerke sogar 21 Prozent. Den Rest steuerten Gas- und Ölkraftwerke bei. In jedem Fall ist das kleine südamerikanische Land inzwischen ein echter Energiewende-Vorreiter. Uruguay zeigt eindrucksvoll, dass die fluktuierenden Erneuerbaren Energien durchaus eine sichere Stromversorgung gewährleisten können. Die Systemintegration regenerativer Erzeugungsleistung wird hier im großen Stil erfolgreich umgesetzt. – jk –
->Quelle: energiezukunft.eu/politik/wie-uruguay-seine-energiewende-vollendet/jk