35 Kilometer nordöstlich von Rügen größter Offshore-Windpark der deutschen Ostsee in Betrieb genommen
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in ihrer Festrede, die erneuerbaren Energien seien aus der Nische heraus ins Zentrum der Energieversorgung gerückt. „Arkona setzt Maßstäbe“, sagte Bundeskanzlerin Merkel bei der offiziellen Inbetriebnahme. Der Windpark hat eine Leistung von 385 Megawatt – so viel, wie für die Versorgung von 400.000 Haushalten mit Strom nötig ist, teilte das Bundespresseamt am 16.04.2019 mit.
Die Kanzlerin forderte mehr Tempo beim Ausbau der Stromleitungen von der Küste nach Süddeutschland. Dies sei nötig für die gewünschte Förderung der Erneuerbaren Energien. Merkel regte zudem an, den Strom angesichts des stockenden Trassenausbaus künftig verstärkt für eine industrielle Nutzung in Norddeutschland einzusetzen. Technologiebereiche wie Cloud-Computing und IT-Server könnten sehr gut an der Küste aufgebaut werden.
Höher als der Kölner Dom
Der Offshore-Windpark Arkona ist ein Projekt des norwegischen Anteilseigners Equinor und des deutschen Anteilseigners EON. Über eine Meeresfläche von 39 Quadratkilometern bis zur Insel Bornholm verteilt, wird die optimale Windausbeute sichergestellt.
Eon und Euqinor teilen sich die Investitionskosten von rund 1,2 Milliarden Euro. Etwa 70 Prozent der Summe flossen laut Eon in Aufträge in Deutschland. In den vergangenen Monaten wurden 60 Windanlagen mit einer Nabenhöhe von gut 100 Metern errichtet.
Mit den Rotoren, die einen Durchmesser von 154 Metern haben, ragen die Windräder etwa 175 Meter in den Himmel. Die Turbinen bestehen aus einem 100 Meter hohen Turm, drei Rotorblättern und dem Turbinenhaus.
Zum Vergleich: Die Spitze der Rotorblätter ist etwa 30 Meter höher als der Kölner Dom. Die Windanlagen stehen auf Stahlfundamenten einer Rostocker Firma in Wassertiefen von mehr als 35 Metern.
Umspannstation auf dem Seeweg angeliefert
Den Netzanschluss besorgte der für Ostdeutschland verantwortliche Netzbetreiber 50Hertz, ein Tochterunternehmen des belgischen Eliakonzerns. Die Umspannstation auf See, das Herzstück des Windparks, stammt aus Frankreich. Sie wiegt 5.000 Tonnen und wurde über einen 2.500 Kilometer weiten Seetransit durch STX Europe aus St. Nazaire angeliefert.
Windparks helfen, CO2 einzusparen
Windparks auf See emittieren keine Klimagase. Allein der Betrieb des Parks Arkona spart jedes Jahr 1,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid ein. Ein Nachteil von Offshore-Anlagen ist allerdings, dass sie nur an der Hälfte der Stunden eines Jahres ein Maximum an Strom liefern.
Kanzlerin Merkel verwies darauf, dass nicht nur der Energiebereich, sondern auch die Sektoren Verkehr und Gebäude zum Ziel einer CO2-Minderung von 55 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 beitragen müssten.
Windkraft – eine Erfolgsgeschichte
Im Jahr 2010 ging in der Nordsee, 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum, das Pionierfeld Alpha Ventus in Betrieb. Technisch und wirtschaftlich ist Offshore-Windkraft seitdem zur Erfolgsgeschichte geworden. Fast zwei Dutzend Windparks wurden in nur zehn Jahren gebaut. Mehr als 22 Offshore-Anlagen mit 1.300 Windrädern und einer Leistung von 6,4 Gigawatt drehen sich auf Nord- und Ostsee. Das entspricht der Leistung von etwa sechs bis sieben großen Atomkraft- oder Kohlekraftwerken.
Die Windparks und die einzelnen Windkraftwerke werden nicht nur immer leistungsfähiger und größer, sondern auch immer wirtschaftlicher. Alpha Ventus startete mit zwölf Fünf-Megawatt-Anlagen. Heute sind Windkraftwerke mit acht Megawatt am Markt und solche mit zehn Megawatt in Sichtweite.
Im vergangenen Jahr lieferten Offshore-Anlagen rund 19 Terawattstunden Strom. In diesem Jahr ist erneut mit höherer Produktion zu rechnen. Die Windparks liefern zuverlässig, die Leistung ist gut vorhersehbar, an 363 Tagen drehen sich die Rotoren und erreichen 4.500 Volllaststunden. Das sind fast doppelt so viele wie die der Windkraft an Land. Damit dürften fast ein Fünftel des gesamten deutschen Windstroms auf See erzeugt werden.
Minister aus Norwegen und Frankreich nahmen teil
An der Inbetriebnahme des Windparks Arkona nahmen auch die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, der Energieminister von Norwegen, Kjell Borge Freiberg, der französische Minister für Umwelt und Energie, Francois de Rugy sowie die Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Teyssen (Eon), Jon Erik Reinhardsen (Equinor), und Christiaand Peeters (50Hertz) teil.
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