Erforschen, wie sich Innovationen und Prozesse der Energiewende auf die Gesellschaft auswirken
Die Energiewende wird als Transformationsprozess, der mit einem tiefgreifenden Umbau und der Erweiterung unseres Energiesystems einhergeht, zu einer der größten gesellschaftlichen Herausforderung unserer Zeit. Die notwendigen Veränderungen betreffen nicht nur den technologischen und organisatorischen Prozess, sondern auch einen gesellschaftlichen Wandel. Unerlässlich sei daher für das Gelingen der Energiewende ein intensiver konstruktiver gesellschaftlicher Dialog, und eine Erforschung der Energiewende in ihrem Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel – so ein Förderaufruf des Bundeswirtschaftsministeriums. Bis 11.06.2019 können hier Projektskizzen eingereicht werden.
Bisher sei wenig erforscht, wie sich Innovationen und Prozesse der Energiewende auf die Gesellschaft auswirken. Deshalb bedürfe es weiterer Forschungsanstrengungen unter Einbeziehung vieler Handlungsfelder, um sozio-ökonomische Herausforderungen und Folgen des anstehenden Transformationsprozesses zu erkennen und somit bei der Gestaltung des Energiewendeprozesses angemessen zu berücksichtigen.
Eine gesellschaftsbezogene Energiewendeforschung sollte mittels transdisziplinärer Zusammenarbeit gesellschaftliche Zielkonflikte identifizieren und Lösungskonzepte erarbeiten, heißt es weiter in der Pressemitteilung des BMWi. Gefragt seien darüber hinaus langfristige Leitbilder und Roadmaps sowie Dialoge, die eine gemeinsame Umsetzung der Energiewende unter Einbeziehung aller Akteure erlauben. Mit interaktiver Fachkommunikation und transparentem Vorgehen sollen die Forschenden über Fortschritte und Rückschläge bei der wissenschaftlichen Untersuchung und Bewertung des Transformationsprozesses flankierend berichten.
Forschungsvorhaben mit system- und technologieübergreifendem Charakter zur Gesellschaft im Kontext der Energiewende
Diese Möglichkeiten und Herausforderungen erforderten eine dezidierte Forschung und Entwicklung und das in Zusammenarbeit unterschiedlicher Forschungsdisziplinen und Akteure. Der Aufruf richtet sich explizit an Forschungsvorhaben mit system- und technologieübergreifendem Charakter zur Gesellschaft im Kontext der Energiewende. Die Projektvorschläge sollen sich nicht auf einen einzelnen Technologiebereich reduzieren lassen. Gleichzeitig müssen sie einen deutlichen Mehrwert für die Energieforschung haben.
Förderberechtigt sind beispielsweise sektorübergreifende Analysen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Energiewende, die Erforschung von Akzeptanz und Mitwirkung im Transformationsprozess oder auch die sozio-ökonomische Erforschung der Folgen von Strukturwandelmaßnahmen.
Wer wird gefördert?
„Projektvorschläge können von transdisziplinären Konsortien eingereicht werden, die Partner aus unterschiedlichen Forschungsdisziplinen umfassen. Die Projektvorschläge sollten sich durch eine Zusammenarbeit von mindestens drei Fachdisziplinen auszeichnen. Mindestens ein Akteur sollte aus dem sozialwissenschaftlichen, kommunikationswissenschaftlichen oder geisteswissenschaftlichen Forschungsumfeld kommen. Die Einbindung weiterer Partner aus den Bereichen Energie und Umwelt ist wünschenswert.
Bei Projekten, die auch regulatorische Fragen berühren, ist die Einbeziehung eines Akteurs aus dem Bereich der Rechtswissenschaften von Vorteil. Um den gesellschaftsbezogenen Ansatz des Projektes sicherzustellen und den Transfer der Forschungsergebnisse in Politik und Gesellschaft zu befördern, wird die Einbindung von Multiplikatoren bzw. Praxisakteuren (bspw. Verbände, Zivilgesellschaftliche Organisationen, öffentliche Verwaltung, Privatsektor) empfohlen. Antragsberechtigt sind gemäß Förderbekanntmachung Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit FuE-Kapazitäten in Deutschland sowie Gebietskörperschaften und Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung.
Was wird gefördert? Forschungsvorhaben mit system- und technologieübergreifendem Charakter zur Gesellschaft im Kontext der Energiewende
Zum Thema Gesellschaft im Kontext der Energiewende ergeben sich vielversprechenden Möglichkeiten sowie Herausforderungen für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im gesamten Spektrum der Energietechnologien. Eine Förderung dieser Themen erfolgt im Regelfall im jeweiligen in der Förderbekanntmachung „Innovationen für die Energiewende“ aufgeführten energietechnologischen Forschungsbereich (s. Nr. 3.1 bis 3.13 der Förderbekanntmachung). Entsprechende technologiespezifische Projektvorschläge mit direktem Bezug zu gesellschaftlichen Fragen sind dort einzureichen und werden nicht in diesem Förderaufruf angesprochen.
Dagegen wendet sich dieser Aufruf explizit an Forschungsvorhaben mit system- und technologieübergreifendem Charakter zur Gesellschaft im Kontext der Energiewende. Die Projektvorschläge sollen sich nicht auf einen einzelnen Technologiebereich reduzieren lassen und müssen einen deutlichen Mehrwert für die Energieforschung haben. Gefördert werden beispielsweise Projekte, die die folgenden Fragestellungen und Themen mit Blick auf Energiewende und Gesellschaft zum Gegenstand haben:
- Sektorübergreifende Analyse der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Energiewende hinsichtlich ihrer technischen, ökonomischen, sozialen, institutionellen und gesetzlichen/regulatorischen Dimension
- Erforschung von Akzeptanz und Partizipation im Transformationsprozess für die Energiewende und Ableitung von Handlungsoptionen, beispielsweise systematische Untersuchung von Akzeptanz-, Konflikt- und Allianzstrukturen hinsichtlich der Akteure oder auch der regionalen und politischen Kontexte
- Sozio-ökonomische Erforschung der Folgen von Strukturwandelmaßnahmen in traditionellen Energieregionen einschließlich Handlungsoptionen, die Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft und Arbeitsplatzsicherung bzw. der Schaffung von Arbeitsplätzen (siehe z.B. Abschlussbericht der Kohlekommission) betreffen
- Untersuchung des Einflusses und der Folgen von Energiewendemaßnahmen (einschließlich Digitalisierung) auf das Arbeitsumfeld, die Arbeitsbedingungen und den Arbeitsmarkt incl. Ausbildung
- Erforschung und Erprobung von Simulations-, Visualisierungs- und Kommunikationsformen für Energiewendemaßnahmen unter enger Beteiligung (Partizipation) gesellschaftlicher Akteure
- übergreifende Untersuchungen zur Technikgestaltung, Technikfolgenabschätzung, Innovationsmanagement bis hin zu Aspekten der Markteinführung und -verbreitung von Innovationen einschließlich der Veränderung des energiebezogenen Verhaltens von Nutzern
- Analyse der Risiken, Hemmnisse und Akzeptanz von Datensammlungen/nutzung in der Digitalisierung der Energiewende (z.B. über intelligente Messsysteme, Plattformen, neue Geschäftsmodelle) unter Berücksichtigung der Aspekte wie Lebens- und Konsumgewohnheiten, Verhaltensänderungen von Prosumern und Verbrauchern sowie die Autonomie der Menschen/der Gesellschaft
- Erforschung der sozio-ökonomischen Effekte von finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten an Maßnahmen im Kontext der Energiewende, beispielsweise von Kommunen, Genossenschaften, Bürgerenergie.
- Nicht Gegenstand des Förderaufrufs ist die originäre Politikberatung.
Mit der Betreuung des Förderaufrufs hat das BMWi den Projektträger Jülich (PtJ) beauftragt. Die Projektkoordinatoren werden durch PtJ über das Ergebnis der Bewertung des jeweiligen Projektvorschlages schriftlich informiert und ggf. zur Antragstellung aufgefordert.
->Quellen: