Elektrobusse weit umweltfreundlicher

In China sparen sie mehr Diesel als alle Elektroautos zusammen

Tesla, Elektroautos überhaupt, sind ideal für die Umwelt, wenn sie mit regenrativem Strom fahren. Im Vergleich zu Elektrobussen verblassen sie jedoch: Laut einem Bericht von Bloomberg New Energy Finance (BNEF: „Forget Tesla, It’s China’s E-Buses That Are Denting Oil Demand“) werden Elektrobusse täglich 2019 erstaunliche 270.000 Barrel Dieselbedarf einsparen – jeden Tag, schreibt Marc Prosser auf dem amerikanischen Internet-Portal Singularity Hub. Die überwältigende Mehrheit der Elektrobusse – 99 Prozent – läuft in China, wo sich viele Megastädte den 100-prozentigen elektrisch betriebenen öffentlichen Verkehrsmitteln nähern.

Während der BNEF-Artikel jedoch auf vielversprechende zukünftige Sachverhalte verweist, gibt es laut Prosser ein wenig Kleingedrucktes zu beachten: Busse spielen eine zentrale Rolle im öffentlichen Personenverkehr der ganzen Welt. Aufgrund ihrer Größe und ihres ständigen Einsatzes verdrängen 1.000 Elektrobusse nach Berechnungen des BNEF täglich 500 Barrel Dieselbedarf. Zum Vergleich: 1.000 Elektroautos ersetzen 15 Barrel Ölbedarf pro Tag. Heute sollen fast 400.000 Elektrobusse in Betrieb sein.

Die chinesische Regierung hat eine konzertierte Anstrengung für die Förderung von Elektrofahrzeugen unternommen, mit dem Hauptziel, die heftige Luftverschmutzung Chinas zu senken, die für 1,6 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr verantwortlich sein soll. Die Bemühungen umfassten direkte und indirekte Subventionen; Berechnungen des Internetdienstes Quartz zeigen, dass der in Shenzhen ansässige Fahrzeughersteller Build Your Dreams (BYD) im Jahr 2016 rund 1 Milliarde Dollar an Subventionen für seine Elektrofahrzeuge erhielt.

Während die wirtschaftlichen Vor- und Nachteile des Ansatzes diskutiert werden (Teile der Branche kämpfen jetzt, da die Regierung die Subventionen kürzt), ist China mit 1,2 Millionen verkauften Batterie- und Hybridfahrzeugen 2018 mit Abstand der weltweit größte Markt für Elektrofahrzeuge (US-Umsatz 2018 rund 361.000).

Shenzhen, schnell wachsende Megacity mit 12 Millionen Einwohnern, ist mit einer Flotte von 16.000 die Vorhut der Elektrobusse. Mehr als 30 chinesische Städte haben Pläne, bis 2020 den öffentlichen Nahverkehr zu 100 Prozent zu elektrifizieren.

Eliminierung oder Verlagerung von Verschmutzungen?

Auf den ersten Blick sund Elektrobusse ein Segen. Bis Ende 2019 werden Elektrobusse 270.000 x 365 = 98,55 Millionen Barrel Diesel eingespart haben. Ein Barrel sind 159 Liter, so dass die gesamten Dieseleinsparungen in etwa 15.7 Millionen Tonnen beträgt. Laut EPA emittiert jede Gallone Dieselkraftstoff 10.180 Gramm (etwas über 10 Kilogramm – pro Liter: 2.678 Gramm) CO2. Damit sparen die Busse etwas mehr als 42 Millionen Tonnen CO2.

Diese Zahlen sind jedoch nicht die ganze Wahrheit. Denn der Strom für den Antrieb der Busse muss von irgendwo herkommen. Im Falle Chinas geht es dabei oft um einen der schlimmsten CO2-Verursacher überhaupt: Kohle. Auch die Produktionskosten von Elektrofahrzeugen sind sowohl wirtschaftlich als auch energetisch tendenziell höher, zum Teil aufgrund ihrer Batteriesysteme.

Außerdem sind wir uns noch nicht sicher, was wir mit den Batterien machen sollen, wenn sie recycelt werden müssen. Kurz gesagt, wie viel umweltfreundlicher ein Elektrofahrzeug im Vergleich zu einem dieselbetriebenen ist, hängt von vielen Faktoren ab. Obwohl Verallgemeinerungen immer schwierig sind, zeigen Zahlen aus Deutschland, dass ein mittelgroßes Elektroauto 125.000 Kilometer zurücklegen muss, um mit einem Dieselauto gleichzuziehen. Andere Berechnungen ergeben viel weniger (popularmechanics.com/tesla-battery-emissions-study-fake-news).

Studien zeigen jedoch, dass Elektrofahrzeuge weitaus energieeffizienter sind (Umwandlung von Strom in Mobilität) und dass ihre Umweltauswirkungen von der Wiege bis zur Bahre geringer sind. Darüber hinaus haben die Emissionen aus den Auspuffen konventioneller Fahrzeuge im Vergleich zu Elektrofahrzeugen enorme gesundheitliche Auswirkungen.

Wachsender Trend bei Elektrobussen

Während China solide an der Spitze steht, wollen andere Länder aufholen. Neben den gesundheitlichen Vorteilen und den geringeren Emissionen setzen sie auch deshalb auf Elektrofahrzeuge, weil die Zukunft der Energie  zunehmend auf Erneuerbaren Energien aufbauen wird. China ist ein gutes Beispiel, da es stark in Windenergie investiert. Es stellt sich die Frage, was mit der Überschussproduktion bei geringer Nachfrage, z.B. nachts, zu tun ist.

Elektrische Busse bieten eine ausgezeichnete Teilantwort. Da sie tagsüber laufen und nachts aufladen, können die Busse zur Stabilisierung des Energienetzes beitragen. Sie könnten auch eine kostengünstige Möglichkeit bieten, die Energiespeicherkapazität ernsthaft zu erhöhen.

Elektrobusse sind jedoch nicht unbedingt für eine hügelige städtische Umgebung geeignet – zumindest noch nicht. Das wachsende Angebot an Elektrofahrzeugen deutet jedoch darauf hin, dass sich dies bald ändern könnte. Man könnte argumentieren, dass die Elektromobilität im Vergleich zu ihren fossil befeuerten Vettern erst in den vergangenen Jahren mit ernsthaften Forschungs- und Entwicklungsbudgets ausgestattet worden sind und die Vorteile großer Produktionslinien spüren. Beide Faktoren deuten darauf hin, dass Elektrofahrzeuge leistungsfähiger werden und eine größere Reichweite bekommen, und dass die wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen ihrer Herstellung abnehmen werden. Dies macht die Investition in mehr von ihnen zu einem immer attraktiveren Angebot.

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