Wissenschaftskommunikation im Bundestag

Bundesregierung: „Wissenschaftler sollen stärker mit der Öffentlichkeit kommunizieren“

Zu deren Einleitung stellen die Grünen fest, dass die Gesellschaft auf eine „solide finanzierte und unabhängige Wissenschaft angewiesen“ sei. Denn die schaffe die „Basis für eine evidenzbasierte, vorsorge-orientierte und weitsichtige Politik zum Wohle aller“. Eine starke Wissenschaft „zeichnet sich zudem durch vielfältige und kreative Interaktionsformen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aus“. Gerade für unsere Wissensgesellschaft sei die Kommunikation aktueller Forschungsergebnisse in die Breite der Gesellschaft von hoher Bedeutung.

Wissenschaftskommunikation umfasse unterschiedliche Formen der Vermittlung: Sie könne direkt stattfinden, zum Beispiel bei Dialogveranstaltungen, Science Slams, Tagen der offenen Tür, bei Citizen Science-Projekten, aber auch medial erfolgen. Auch Wissenschaftsjournalismus, wissenschaftsbezogene Massenkommunikation, Public Relations und Öffentlichkeitsarbeit können Bestandteil der Wissenschaftskommunikation sein.

Pressedemonstration in EMIL und Bessy II – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Im deutschen Wissenschaftssystem habe sich Wissenschaftskommunikation als wichtige Aufgabe etabliert. Bürgerinnen und Bürger sollen über wissenschaftliche Themen informiert, durch Dialoge zu konkreten Fragen der Wissenschaft einbezogen und beispielsweise durch Citizen Science an Forschung beteiligt werden. Für unsere Wissensgesellschaft sei Wissenschaftskommunikation in die Breite der Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Gelungene Wissenschaftskommunikation stärke die Wissenschaftsmündigkeit der einzelnen Menschen, schaffe grundsätzliches Vertrauen der Bürger in Wissenschaft sowie die Demokratiefähigkeit der Gesellschaft insgesamt.

Öffentlich finanzierte Wissenschaft und Forschung diene zuallererst der Erkenntnis. Sie diene aber auch zur Orientierung der Öffentlichkeit. Gleichzeitig könne Wissenschaft durch einen Austausch mit der Gesellschaft wichtige Forschungsimpulse erhalten. In diesem Sinne könne Wissenschaftskommunikation und Bürgerbeteiligung in der Forschung die Wissenschaft selbst stärken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.

Auch im europäischen Kontext spiele Wissenschaftskommunikation eine wichtige Rolle. Insbesondere nennt die Bundesregierung das Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 und die Planungen für das Nachfolgeprogramm Horizont Europa. Durch den Austausch mit der Öffentlichkeit zu wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen, der Beteiligung von Bürgern an Forschungsprojekten sowie der Teilhabe der Zivilgesellschaft und anderen Akteuren an forschungspolitischen Prozessen soll der Dialog gestärkt werden.

Wissenschaftsbarometer 2017 – Foto © wissenschaft-im-dialog.de

Die Frage nach dem Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern in Wissenschaft sei erstmals seit 2017 vom Wissenschaftsbarometer*) erhoben worden. Während die Befragten eher weniger an der Expertise und der Integrität von Wissenschaftlern zweifelten, stimme eine deutliche Mehrheit (76 Prozent 2017 und 67 Prozent 2018) (eher) zu, dass man Wissenschaftlern misstrauen könne, weil sie stark abhängig von ihren Geldgebern seien. In eine ähnliche Richtung wiesen auch weitere Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2018 hin. Danach zeigten sich 46 Prozent der Befragten bei der Frage unentschieden, ob Wissenschaftler zum Wohl der Gesellschaft arbeiten – 40 Prozent stimmen (eher) zu; 12 Prozent stimmen (eher) nicht zu. Die Bundesregierung hält es deshalb für erforderlich, dass Wissenschaftler selbst stärker mit der Öffentlichkeit kommunizieren und sich an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen beteiligen. Darüber hinaus will die Bundesregierung die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Forschung (Citizen Science) in Deutschland voranbringen. So soll das Bewusstsein für die hohe Bedeutung der Wissenschaft für die Weiterentwicklung der Gesellschaft gestärkt werden. (hib/ROL)

*) Vor gut zwei Jahren fragte das Wissenschaftsbarometer Probanden, was sie von dem Satz hielten: „Die Menschen vertrauen zu sehr der Wissenschaft und zu wenig ihren Gefühlen und dem Glauben.“ 38 Prozent stimmten „voll und ganz“ oder „eher“ zu. Eine erschreckende Zahl: Ganz abgesehen davon, dass es keinen Grund zur Annahme gibt, in der Wissenschaft sei die Anzahl schwarzer Schafe geringer als im Rest der Menschheit, und ebenso abgesehen davon, dass es genügend Anlass gibt, trotz Peer-Reports und anderer Falsifizierungs-Mechanismen skeptisch gegenüber so manchem als „wissenschaftlich“ daherkommenden Ergebnis zu sein (fast jede Zahnpasta ist schließlich laut Werbung „medizinisch“ getestet) – inzwischen misstraut die Hälfte den Ergebnissen der Forschung, und zieht „Gefühl“ und „Glauben“ als Richtschnüre vor. (siehe: solarify.eu/kommunikationsproblem)

Solarify erlaubt sich den Hinweis, dass auch dieses Portal ein Form des Wissenschaftsjournalismus darstellt…

->Quellen: