450 Forscher arbeiteten drei Jahre Arbeit an IPBES-Bericht

Staatengemeinschaft berät über globalen Bericht zum Zustand der Natur

Am heutigen Montag, dem 29.04.2019, begannen Vertreter von 132 Mitgliedstaaten in Paris mit den Beratungen des Weltbiodiversitätsrats (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services – IPBES) über den ersten globalen Bericht seit 2005 zum Zustand der Natur. Bis zum 04.05.2019 soll ein weltweit akzeptierter gemeinsamer Sachstandsbericht zur Lage der Natur, den Problemen und möglichen Lösungen geschaffen werden – der soll dann am 06.05.2019 veröffentlicht werden – teilte das Bundesumweltministerium mit.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Beim Klimaschutz waren die Berichte des Weltklimarats entscheidende Wegbereiter für das Pariser Klimaschutzabkommen und die weltweiten Anstrengungen, das Klima zu schützen. Das Artensterben ist eine ähnlich große globale Herausforderung wie der Klimawandel. Ich hoffe daher, dass der Weltgemeinschaft hier Ähnliches gelingt: Wenn wir uns auf einen gemeinsamen, wissenschaftlich fundierten Sachstand einigen können, kann uns das helfen, auch gemeinsam Lösungen zu entwickeln.“

Drei Jahre lang haben Wissenschaftler aus der ganzen Welt an den Grundlagen für die nun beginnenden Beratungen im Weltbiodiversitätsrat gearbeitet. Insgesamt haben sich etwa 450 Autorinnen und Autoren aus mehr als 50 Ländern zusammengeschlossen, um gemeinsam den weltweiten Wissensstand zu folgenden Fragen zu erarbeiten:

    • Wie haben sich die biologische Vielfalt und die Leistungen der Ökosysteme in den vergangenen 50 Jahren weltweit verändert?
    • Was sind die wichtigsten Ursachen für die festgestellten Veränderungen?
    • Wo stehen wir in Bezug auf die Erreichung wichtiger internationaler Verpflichtungen wie dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) und den Zielen für Nachhaltige Entwicklung (SGDs)?
    • Was zeigen die Prognosen bis 2050 zur Entwicklung der biologischen Vielfalt und der Leistungen der Ökosysteme?
    • Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um den Verlust der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen zu stoppen?
    • Regenwald brennt südlich von Boavista, Roraima, Brasilien 1991 – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die sogenannte Zusammenfassung für Entscheidungsträger wird nun von den  Mitgliedsstaaten beim 7. IPBES-Plenum vom 29.04. bis 04.05.2019 in Paris diskutiert und verabschiedet, damit er am 06.05.2019 ebenfalls in Paris präsentiert werden kann. Parallel dazu tagen die G7-Umweltminister in Metz, Frankreich, die sich dieses Jahr auch besonders mit dem Thema Artensterben und dem Erhalt der biologischen Vielfalt beschäftigen werden.

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES ist ein zwischenstaatliches Gremium zur wissenschaftlichen Politikberatung für das Thema biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen. IPBES ist vergleichbar mit seiner älteren Schwester IPCC für das Klima („Weltklimarat“). Aktuell sind 132 Staaten (inkl. Deutschland) Mitglied im IPBES. Deutschland ist einer der größten Finanzgeber; das Sekretariat des Weltbiodiversitätsrats hat seinen Sitz in Bonn.

Prof. Josef Settele vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) leitet seit 2016 als Ko-Vorsitzender die Erstellung des Globalen Sachstandsberichts, an dem insgesamt 40 deutsche Autorinnen und Autoren beteiligt sind.

BMU und BMBF unterstützen die Arbeit der Wissenschaftler und die Geschäftsstelle für die Erstellung des globalen Berichts mit Fördermitteln. Darüber hinaus haben beide Ministerien  2014 die deutsche IPBES-Koordinierungsstelle eingerichtet.

Medienberichte zum Entwurf des IPBES Global Assessment Report

Die IPBES stellt fest, dass Nachrichtenartikel erschienen sind, in denen ein vertraulicher Entwurf der Zusammenfassung für Entscheidungsträger des IPBES Global Assessment Report on Biodiversity and Ecosystem Services zitiert wird. Die IPBES möchte klarstellen, dass sich der Bericht noch im Entwurfsstadium befindet, da der Überprüfungsprozess durch Regierungen und Experten noch nicht abgeschlossen ist. Daher wird die IPBES den Bericht erst dann veröffentlichen oder kommentieren, wenn er fertig gestellt ist. Es ist wichtig zu beachten, dass der Text des Berichtsentwurfs zwischen den Entwürfen und auch noch während der Plenarsitzung geändert werden kann – das ist die letzte Gelegenheit für Feedback von den 132 IPBES-Mitgliedstaaten und den führenden Wissenschaftlern des Berichts.

Die IPBES fordert, dass dieser wichtige zwischenstaatliche Prozess eingehalten wird, damit den Autoren und Regierungen die notwendige Zeit eingeräumt werden kann, um diese umfassende, dreijährige wissenschaftliche Arbeit abzuschließen.

Die IPBES wird sich während der laufenden Arbeiten nicht zu dem Berichtsentwurf äußern.

Die IPBES hat unter strenger Vertraulichkeit den Entwurf der zweiten Verordnung des Berichts, einschließlich eines ersten Entwurfs der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger, zur Überprüfung durch Experten und Behörden im vergangenen Jahr verteilt. Mehr über den Review-Prozess hier: https://www.ipbes.net/assessment-reports

Dieser Überprüfungsprozess ist von entscheidender Bedeutung, damit IPBES einen umfassenden, präzisen, objektiven und transparenten Bericht vorlegen kann, in dem unsere Autoren jeden erhaltenen Kommentar berücksichtigen müssen. Gemäß unseren von den IPBES-Mitgliedstaaten vereinbarten Regeln und Verfahren werden Berichte erst dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wenn ihre Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger genehmigt und der zugrunde liegende Bericht akzeptiert wurde. Wie bei der üblichen Praxis des Peer-Reviews ist dieser Prozess darauf ausgerichtet, den Bericht genauer, umfassender und objektiver zu gestalten.

Eine genehmigte Version der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger wird voraussichtlich am Samstag, dem 04.05.2019, unter einem strengen Embargo (bis zur Medienpräsentation am 06.05.2019, um 13:00 Uhr MESZ) für die Medien freigegeben.

Vorbereitet von 150 führenden internationalen Experten aus 50 Ländern, welche die Vertretung der Natur- und Sozialwissenschaften mit zusätzlichen Beiträgen von weiteren 310 Experten ausbalancieren, wird der Global Assessment of Biodiversity and Ecosystem Services in den kommenden zehn Jahren bessere Strategien und Maßnahmen liefern.

Der Welt-Schstandsbericht der IPBES, der drei Jahre Entwicklung mit Gesamtkosten von mehr als 2,4 Millionen US-Dollar umfasst, stützt sich auf fast 15.000 Literaturhinweise, darunter wissenschaftliche Arbeiten und Regierungsinformationen. Es ist auch die erste globale Bewertung überhaupt, die indigenes und lokales Wissen, Themen und Prioritäten systematisch untersucht und berücksichtigt.

Die IPBES, oft als „IPCC for BioWeltbiodiversitätsrartdiversity“ bezeichnet, ist das globale wissenschaftspolitische Forum, dessen Aufgabe es ist, allen Entscheidungsträgern für Mensch und Natur die besten verfügbaren Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen.

->Quellen: