Wie können Rebound-Effekte vermieden oder gar umgekehrt werden?
Zahlreiche Haushalte in Deutschland sind auf Ökostrom-Anbieter umgestiegen oder erzeugen mit eigenen Erneuerbare-Energien-Anlagen selbst Strom oder Wärme. Das Forschungsprojekt „EE-Rebound“ untersucht, ob und wie sich der Wechsel auf erneuerbare Energien auf den Energieverbrauch auswirkt. Sinkt etwa durch das gute Gewissen – „ich beziehe ja umweltfreundlichen Strom“ – oder durch Einsparungen bei den laufenden Kosten – die Bereitschaft zum Energiesparen? Oder beeinflusst der Umstieg den Energieverbrauch nicht oder führt sogar zu einer Reduktion? In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt arbeiten das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, die RWTH Aachen und das Fraunhofer ISI daran, Wege zu finden, wie Rebound-Effekte, die der Umwelt schaden, vermieden werden und Haushalte ihren Energieverbrauch weiter senken können.
Psychologische und soziale Gründe für Rebound-Effekte
Rebound-Effekte treten auf, wenn trotz Effizienzverbesserungen der Verbrauch einer Ressource nicht in dem Maße sinkt, wie es eigentlich zu erwarten wäre. Häufig werden hierfür finanzielle Gründe angeführt: Wenn Verbraucher Strom sparen, reduzieren sich ihre Ausgaben, das reale Einkommen steigt. Mit diesem Geld können sie mehr vom gleichen oder andere Produkte konsumieren.
Beim Umstieg auf erneuerbare Energien sei das anders, erklärt Projektleiterin Julika Weiß vom IÖW: „Da grüner Strom meist teurer ist als herkömmlicher, gehen wir davon aus, dass Kosteneinsparungen beim Umstieg auf erneuerbare Energien wahrscheinlich nur bedingt eine Rolle für Änderungen im Verbrauchsverhalten spielen. Wir können deshalb besonders gut untersuchen, welche Rolle soziale Normen, Einstellungen und psychologische Effekte spielen.“
Um herauszufinden, welche Faktoren zu Rebound-Effekten führen und in welcher Größenordnung diese auftreten, führt das Projektteam Interviews und quantitative Erhebungen durch. Mit diesen Daten sollen ökonomische und ökologische Auswirkungen eines Umstiegs auf Ökoenergie abgeschätzt und Vorschläge entwickelt werden, wie Rebound-Effekte vermieden und energiesparende Tendenzen besser unterstützt werden können.
Im März 2019 startete der empirische Teil des Projekts mit qualitativen Interviews in knapp 40 Haushalten in den Regionen Unterfranken und Südbaden. Die befragten Haushalte erzeugen und nutzen Strom und/oder Wärme aus eigenen Solaranlagen – es handelt sich um sogenannte Prosumer. Mit den Interviews wollen die Forscher die unterschiedlichen Arten von Rebound-Effekten in den Haushalten identifizieren, um nachvollziehen zu können, wie sie entstehen.
Praxispartner tragen Forschungsergebnisse in Beratung und Dienstleistungen
In das Vorhaben sind eine Reihe von Praxispartnern eingebunden: Verbraucherzentralen, Klimaschutzagenturen sowie Unternehmen, die Dienstleistungen für die Eigenerzeugung und den Bezug erneuerbarer Energien anbieten. Dadurch können Forschungsergebnisse direkt in die Beratung und das Angebot von Dienstleistern und Energieerzeugern einfließen. Für politische Akteure wird das Projektteam Empfehlungen zur Gestaltung der Rahmenbedingungen entwickeln.
Über das Projekt
Das Projekt „Rebound-Effekte durch Umstieg auf Erneuerbare Energien? Untersuchung von Konsumenten und Prosumer-Haushalten (EE-Rebound)“ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Fördermaßnahme „Rebound-Effekte aus sozial-ökologischer Perspektive“ des Förderschwerpunkts Sozial-ökologische Forschung (SÖF). Die Fördermaßnahme verfolgt das Ziel, Wissen zum Umgang mit Rebound-Effekten zu generieren und daraus abzuleiten, welche Maßnahmen erforderlich sind, um diese Effekte einzudämmen und damit den Ressourcenverbrauch substanziell und nachhaltig zu reduzieren. Sie ist Teil der Forschungsagenda „Green Economy“ der Bundesregierung.
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