Erste e-Highway-Strecke auf deutscher Autobahn

Hessen eröffnet Teststrecke für Elektro-Lkw mit Oberleitung

Auf der A5 in Hessen ist einer Medienmitteilung des BMU zufolge am 07.05.2019 die erste deutsche Teststrecke für Oberleitungs-Hybrid-Lkw (OH-Lkw) eröffnet worden. Bis Mitte 2020 sollen fünf OH-Lkw mehrmals am Tag die Strecke zwischen Weiterstadt und Langen/Mörfelden befahren. Sie verfügen über einen Elektro- und einen Dieselmotor sowie Batterien, die sich über Oberleitungen rasch aufladen lassen.

E-Lkw – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Das Bundesumweltministerium hat die  Anlage mit 14,6 Millionen Euro gefördert. Für die Durchführung des Feldversuchs in Hessen, der bis Ende 2022 läuft, stehen weitere 15,3 Millionen Euro zur Verfügung. Die Straßenbaubehörde Hessen Mobil koordiniert das Projekt und ist für den operativen Betrieb des e-Highways verantwortlich. Beteiligt sind zudem die Technische Universität Darmstadt, die Siemens Mobility GmbH sowie die ENTEGA AG. Die fünf OH-Lkw fahren im Auftrag verschiedener Speditionen.

Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatsekretärin im BMU: „Elektrisch betriebene Oberleitungs-Lkw sind eine besonders effiziente Lösung auf dem Weg zu einem klimaneutralen Güterverkehr. Wir haben sie viele Jahre auf einer nicht-öffentlichen Teststrecke erprobt. Jetzt startet der Praxistest auf der A 5 zwischen Frankfurt und Darmstadt. Zwei weitere Teststrecken in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg werden noch folgen.“ Insgesamt hat das BMU bisher über 70 Millionen Euro zur Entwicklung der OH-Lkw zur Verfügung gestellt. Interessant ist die Technologie vor allem für den Teil des Lkw-Verkehrs, der sich mittel- bis langfristig nicht auf die Schiene verlagern lässt.

Der hessische Umweltstaatssekretär Jens Deutschendorf: „Hessen unterstreicht damit seine führende Rolle beim Übergang in eine zukunftsfähige, klimaschonende Mobilität und seine Offenheit, neue Technologien im Verkehrsbereich auszuprobieren“. Gerd Riegelhuth, Präsident von Hessen Mobil erklärt dazu: „Die Besonderheit des hessischen Testfeldes ist es, klimaschonende Technologien in den Systemverbund des kooperativen automatisierten Verkehrs zu integrieren. Damit kann der Verkehr der Zukunft zugleich umweltfreundlicher, sicherer und effizienter gestaltet werden.“

Zur Technik

Sensoren im Lkw-Dach erkennen, ob sich darüber eine Oberleitung befindet. Die Abnehmer werden daraufhin ausgefahren und versorgen den Elektromotor des Lastwagens mit Strom und laden eine mitgeführte Batterie auf. Bei dem Stromabnehmer handelt es sich um eine Weiterentwicklung des in Bahnen bewährten Systems. Einen Unterschied gibt es allerdings: Endet die Oberleitung oder will ein Lkw überholen, springen entweder die Batterie oder ein Dieselmotor ein. Die Lastwagen sind also mit einer Hybridtechnik ausgestattet und können in jeder Situation sowohl elektrisch als auch mit Diesel fahren. Das Herstellen oder Lösen der Verbindung mit der Oberleitung erfolgt automatisch im fließenden Verkehr, ohne dass die Geschwindigkeit verringert werden muss. So ist das Weiterfahren des Fahrzeugs immer gesichert.

Prof. Manfred Boltze vom Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik (IVV) der TU Darmstadt:„Durch einen breiten, interdisziplinären Forschungsansatz kann unsere Universität in diesem Projekt zahlreiche Fragen klären, die bei einem großflächigen Systemeinsatz auftreten werden“. Und Roland Edel, Technologiechef der Siemens Mobility GmbH, sieht in der Einweihung des ersten deutschen e-Highways in Hessen einen „Meilenstein für die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs in Deutschland. Die Siemens Mobility-Innovation kombiniert die Vorteile elektrifizierter Bahnen mit der Flexibilität des Straßengüterverkehrs und bietet damit eine effiziente, ökonomische und umweltschonende Alternative zum Lkw-Transport mit Verbrennungsmotoren“.

Die ENTEGA-Vorstandsvorsitzende Marie-Luise Wolff beschreibt ihre Rolle: „Die ENTEGA wird als Projektpartner die energietechnischen und planungsrechtlichen Fragestellungen erarbeiten und ein Konzept für ein Abrechnungssystem erstellen. Außerdem wird sie die Evaluation aus Sicht der Energieversorgungsunternehmen leiten und als Ansprechpartner für alle energierechtlichen und regulatorisch-rechtlichen Fragen zur Verfügung stehen“.

„ELISA“ = Elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen

Im Klimaschutzprogramm 2020 hat die Bundesregierung unter anderem beschlossen, einen Feldversuch zur Erprobung elektrischer Antriebe von schweren Nutzfahrzeugen durchzuführen. Damit sollen die Aktivitäten der Projekte ENUBA und ENUBA2 fortgesetzt werden, in dessen Rahmen das BMUB Forschungs- und Entwicklungsarbeiten gefördert hat, die zu einem im öffentlichen Verkehrsraum einsetzbaren Gesamtsystem mit oberleitungsgebundenem, elektrischem Betrieb von schweren Nutzfahrzeugen für den Güterverkehr führen sollen.

Wörtlich heißt es auf der Internetseite von ELISA: „Das Projekt ELISA zielt auf die proaktive Unterstützung der Vision eines klimaneutralen Fahrens im Rahmen logistischer Wertschöpfungsketten bei gleichbleibender Transportkapazität ab. Ziel der Verbundpartner ist die pilothafte Realisierung eines elektrischen Verkehrssystems mit Oberleitungsinfrastruktur.“ Auf Deutsch etwa: ELISA soll im Rahmen der aktuellen Wertschöpfungsketten die Vision unterstützen, emissionsfrei Güter zu transportieren, das aber bei gleicher Transportkapazität.

Die Pilotanlage

Der Streckenabschnitt Langen/Mörfelden-Weiterstadt verbindet als wichtige Nord-Süd-Verbindung im europäischen Fernverkehrsnetz die Oberzentren Frankfurt am Main und Darmstadt. Für den Güterverkehr besitzt die Strecke insbesondere als Anbindung der Cargo City Süd des Frankfurter Flughafens sowie des Gewerbegebiets Darmstadt-Nord/Weiterstadt große Bedeutung. Die ausgewählte Versuchsstrecke besitzt daher ein hohes Potenzial für den Einsatz von oberleitungsgebundenen schweren Nutzfahrzeugen und sorgt für eine hohe öffentliche Sichtbarkeit des Projekts.

Das Projekt ELISA soll nachweisen, dass die Elektrifizierung von Autobahnstrecken mit Hilfe von Oberleitungen straßen- und verkehrsrechtlich möglich ist. Die Erfahrungen aus dem Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen in einem Handlungsleitfaden dokumentiert werden. Darüber hinaus werden die Anforderungen verkehrstechnischer, straßenbaulicher und -betrieblicher Art im realen Verkehrssystem im Zusammenwirken mit bestehenden Strategien des Verkehrsmanagements evaluiert. Insgesamt soll ein valides Gesamtkonzept für den planerischen Handlungsbedarf entstehen.

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