Lesehinweis: Batterie oder Wasserstoff?

„Wer entscheidet den Technologiewettkampf auf der Schiene?“

Die Erfolgsgeschichte der Brennstoffzellenzüge bekommt gerade einen herben Dämpfer: Wie die Kieler Nachrichten meldeten, könnten ab 2022 zwar Elektrozüge durch Schleswig-Holstein rollen, voraussichtlich aber welche mit Batterien und nicht mit Wasserstoff. Entschieden sei dies allerdings noch nicht, weil der Triebwagenhersteller Alstom derzeit noch gegen das Ausschreibungsverfahren klage.

Ausgang offen: Brennstoffzelle oder Batterie? – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

David Lommatzsch, Beust & Coll, beantwortet auf die Titel-Frage in einem Gastkommentar auf energate: „Ein erheblicher Teil des deutschen Schienennetzes ist nicht elektrifiziert. Noch fahren dort Züge mit Dieselantrieb. Neue Technologien könnten allerdings eine Wende bringen. Der Technologiewettkampf Batterie gegen Wasserstoff läuft. Die Schiene ist neben dem Automobilsektor zum zweiten Schauplatz geworden.“ Im Gegensatz zum Automobilsektor sei das Thema Batterie oder Wasserstoff auf der Schiene allerdings „keine industriepolitische Grundsatzentscheidung, sondern vielmehr eine betriebstechnische Frage“.

So spiele die Batterie für die letzten 100 Kilometer von einem Verkehrsknotenpunkt mit Oberleitung in entlegenere Gebiete ihre Vorteile aus: „Der Batteriezug kann große Strecken auf der bestehenden Infrastruktur bedienen und anschließend unter Batterie die letzten Kilometer in ländlichen Regionen bedienen. Geladen wird auf den Streckenabschnitten unter Oberleitung. Für Fahrgäste ergibt sich ein Komfortgewinn, da aktuell übliche Umstiege in lokale Dieselzüge entfallen.“

Nebeneinander der Antriebstechnologien

Allerdings seien „lokale Strecken weder infrastrukturell noch betriebstechnisch gut an überregionale, elektrifizierte Strecken angebunden“. Hier müssten lange Strecken ohne Oberleitung bedient werden und der Wasserstoffzug biete aufgrund einer höheren Reichweite Vorteile. Die benötigte Wasserstoff-Infrastruktur kann regionalspezifisch – etwa in Kooperation mit lokalen Industriebetrieben – angeboten werden. Entsprechende Pilotprojekte laufen bereits.

Lommatzschs Antwort: „Die industriepolitische Grundsatzfrage für eine emissionsfreie Mobilität auf der Schiene stellt sich somit nicht. Statt einem ‚Entweder-oder‘ zwischen Batterie und Wasserstoff ist eher von einem Nebeneinander der Antriebstechnologien auszugehen. Landespolitik und regionale Verkehrsbetriebe werden zum Gestalter künftiger Mobilitätskonzepte auf der Schiene.“

 

->Quellen und vollständiger Kommentar: