Euler Hermes-Studie verdammt EU-CO2-Richtlinie

Angeblich 160.000 Jobs in Autobranche in Gefahr

Nicht der Brexit oder drohende Autozölle – so eine drastisch dick auftragende Studie von Euler Hermes -, sondern die neue CO2-Richtlinie der EU sei gegenwärtig das größte Problem für die europäischen Autobauer. Denn aktuell erfülle kein einziger von ihnen die Vorgaben und es drohten hohe Geldbußen. Selbst mit schnellen Anpassungsstrategien würden sie maximal 30% der Ziele erreichen. Wenn bei den Emissionen nicht nachgebessert werde, gerieten bis zu 160.000 Jobs in Gefahr; bei 30 % Zielerfüllung wären immer noch vermutlich 60.000 Arbeitsplätze gefährdet. Es sei ein Teufelskreis: Geldbußen führen zu höheren Produktionskosten, deren Weitergabe an die Kunden zu sinkendem Absatz.

Katastrophales Szenario

„Dunkle CO2 Wolken zeigen sich am Horizont: Die europäischen Automobilhersteller müssen gemäß der Richtlinie die CO2-Emissionen innerhalb von nur zwei Jahren um -20% senken. Zum Vergleich: In den letzten 10 Jahren waren es -25%. Das ist mehr als sportlich“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes-Gruppe und stellvertretender Chefvolkswirt der Allianz. „Hinzu kommen weitere ehrgeizige Ziele, die sie bis 2025 und 2030 erreichen sollen. Das wird ein Wettlauf mit der Zeit, den die Autobauer sehr wahrscheinlich verlieren werden.“ Die neuen Emissionsziele könnten für die Automobilindustrie laut der Studie gar ein katastrophales Szenario auslösen. Aktuell erfüllt kein Hersteller die geforderten Abgasnormen.

Wolken am Horizont: Hohe Geldbußen in Sicht – bis zu 160.000 Arbeitsplätze in Gefahr

„Für die Autohersteller ist es gleich in dreierlei Hinsicht eine riesige Herausforderung: industriell, finanziell und kommerziell“, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Es erfordert zum einen eine schnelle und drastische Anpassung des Antriebsstrangmix‘ zugunsten von alternativ angetriebenen Fahrzeugen, insbesondere Elektrofahrzeugen. Zum anderen drohen bei Nichterreichen hohe Geldbußen: Wenn man von den Zahlen von 2018 ausgeht, könnten sich diese auf 30 Milliarden Euro summieren. Das entspricht der Hälfte der gesamten Nettogewinne der Automobilhersteller.“

Die Produktionskosten könnten bis Ende 2020 um +7 % und bis 2025 um +15 % steigen. Diese Steigerungen auf die Preise draufzuschlagen würden zu Einbußen bei den Autoverkäufen um 9% bis Ende 2020 und um18% bis 2025 führen.

„Wenn man also vom schlimmsten Fall und den aktuell erreichten Emissionswerten der europäischen Autobauer ausgeht, würde dies sowohl das französische als auch das deutsche BIP-Wachstum in den Jahren 2019 und 2020 mit jeweils -0,1 Prozentpunkten belasten. Das würde etwa 160.000 Arbeitsplätze gefährden“, sagt Subran. „Darüber hinaus würde ein zunehmender Wettbewerb der Elektro-Hersteller den Abwärtsdruck auf Umsätze und Margen erhöhen. Die Automobilhersteller werden jedoch ihr Bestes tun, um diesen perfekten Sturm zu vermeiden – aber es wird ein Kraftakt, der manchem an die Substanz geht.“

Lauter E-Autos auf Hannover Messe 2014 – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Selbst mit schnellen Anpassungen sind nur etwa 30% machbar – 60.000 Jobs gefährdet

Europäische Autobauer dürften nach Einschätzung der Euler Hermes Experten die vorhandenen finanziellen Puffer nutzen, versuchen weiter Kosten zu senken und „Superkredite“ zu nutzen. Auch Partnerschaftsverträge und sogenannte „Pools“ sowie eine weitere Konsolidierung werden wahrscheinliche Folgen sein.

„Es ist eine fast sichere Gewissheit, dass die Automobilhersteller die geforderten CO2-Ziele nicht einhalten werden“, sagt Van het Hof. „Selbst mit einer schnellen Anpassungsstrategie werden sie voraussichtlich maximal ein Drittel der Ziele erreichen. Wir erwarten daher bis Ende 2020 einen Anstieg der durchschnittlichen Pkw-Preise um etwa +2,6 % und in der Folge einen Rückgang der Neuzulassungen um -3,1%. Das dürfte zu einem Minus von 2,9 Mrd. EUR bei den verkauften Fahrzeugen führen und dadurch etwa 60.000 Arbeitsplätze gefährden.“

Weitere Unsicherheiten wie die weiterhin drohenden Zölle auf europäische Autos in den USA sowie durch den Brexit kommen hinzu. Angesichts der Größe der europäischen Automobilindustrie, auf die 13 % der Produktion im verarbeitenden Gewerbe und 13,3 Mio. direkte und indirekte Arbeitsplätze entfallen, werden vermutlich Verbraucher und Regierung gefordert sein, um das Szenario abzumildern – so die Euler-Hermes-Studie.

Die Euler Hermes SA, eine Tochter der Allianz SE, ist eine Kreditversicherungsgruppe mit Sitz in Courbevoie bei Paris. Mit rund 35 Prozent Marktanteil ist sie weltweit Marktführer im Warenkreditversicherungsgeschäft. Mit 6.140 Mitarbeitern in über 50 Ländern setzt Euler Hermes 2013 knapp 2,5 Milliarden Euro um und versicherte Ende 2012 weltweit Transaktionen im Wert von mehr als 770 Milliarden Euro.

Solarify meint: Noch immer wurden einschneidende Maßnahmen zu bremsen versucht – egal wie notwendig oder gar unausweichlich sie waren: So läuteten die Autoschmieden angesichts des seinerzeit drohenden Katalysators das Totenglöcklein für ihre Branche – und was geschah? Nichts.

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