„Reallabore sterben den Tod der Verwaltung“
Knie kritisierte, dass wir zwar die technischen Möglichkeiten hätten, aber mit einem Energiewirtschaftsgesetz („aus den 30er Jahren“) und dem Personenbeförderungsgesetz („ebenfalls aus den 30er Jahren – wir erinnern uns, wer damals an der Macht war“) sowie einem „kaputten EEG – damit kriegen wir nichts hin“. Es gebe einige „EEG-Inseln, aber nur mit Grenzüberschreitungen kriegen wir Innovationen gebacken“, in dem überregulierten Bereich gehe ohne die nichts. Das bestätigte Schlögl: „Der regulatorische Rahmen drückt uns einfach ab. Warum bemüht man sich nicht, wenigstens für die hochgepriesenen Reallabore Ausnahmeregelungen zu bekommen? Das geht eben nicht. So sterben sie den Tod der Verwaltung.“ Schlögl wünschte sich von der Politik ein verlässliches Ziel – „wohin wollen wir?“
Creutzig wies auf problematisch lange Entwicklungszeiten von 50, 60, 70 Jahren bis zur Marktreife hin – „wir müssen uns im Klaren darüber sein: So viel Zeit haben wir nicht“. Er fragte noch einmal: „Müssen wir denn eigentlich das ganze Zeug auf der Straße haben?“ Wir müssten mehr Druck auf die Politik ausüben. Auch Creutzig plädierte für ein „Verbot der Verbrenner“ (2015, 2030); dann komme Drucks aufs System und dann andere Technologien.
Entschieden gegen Verbote plädierte Neumann: Was fehle, sei „Motivation“, die müsse über mehr Bildung erreicht werden; er klagte über „zunehmenden Opportunismus“: 85 Prozent oder mehr seien für Energiewende und Erneuerbare Energien, „aber nicht bei mir!“ wenn es um Leitungen etc. gehe. Umweltbildung tue not, die spiele etwa in Schweden eine ganz andere Rolle.
Schlögl räumte ein, „natürlich braucht das „Ausrollen von Technik Zeit, aber wenn wir jetzt nicht anfangen, geschieht gar nichts. Es hat aber keinen Sinn, von der Wissenschaft schnell neue Technologien zu verlangen. Dennoch müssen wir jetzt handeln.“ Wenn wir aber „jetzt irgendein Element zu verbieten, was machen wir dann mit Schwerlastwagen, mit Baumaschinen? Also sehr vorsichtig mit solchen Verboten!“ In Deutschland hätten wir lediglich 40 Millionen von weltweit aber 1.500 Millionen weltweit. „Wir müssen systemisch mit integrierten Maßnahmen beginnen.“
„Ohne Verbote geht im Verkehr gar nichts!“
Knie wurde rigoros: „Ohne Verbote geht im Verkehr gar nichts! Fast alle großen europäischen Städte haben heute Verbote für Verbrenner ausgesprochen. Wir aber können uns nicht verabschieden. Ob Steinkohle, Braunkohle: Wir knechten lieber die Bestimmungen – dann halt einfach die Grenzwerte höher setzen! Wir sind einfach zu blöd, laufen ständig hinterher. Ganze 85.000 batterie-elektrische Fahrzeuge haben wir derzeit in Deutschland, aber 47 Millionen andere. Wir müssen den politischen Willen haben!“
Schlögl nahm den Diesel in Schutz: „Der Dieselmotor kann eigentlich nichts dafür, dass er von uns missbraucht wird. Nur können wir dann keine Grenzwerte einhalten, wenn wir Rechtsanwälte einschalten. Der Diesel an sich ist nicht bös, sondern wie wir ihn einsetzen.“ Schlögl warnte vor Extrempositionen und mahnte zur Vorsicht: „Länder, die keine Autoindustrie haben, tun sich leicht – Verbote sind letzte Maßnahmen.“
„Nicht ständig Klimaschutz gegen Export ausspielen“
Creutzig brachte ein drastisches Bild, warum Verbote sein müssten: „Ich darf auch nicht einfach meinen Müll auf die Straße schmeißen.“ Wir dürften einfach alles nicht, was anderen Menschen schade, also auch zu viel CO2 in die Luft pusten. Zudem dürften wir nicht ständig Klimaschutz gegen Export ausspielen. Unsere Hauptindustrie in Deutschland sei inzwischen die Motorenherstellung, alles andere sei praktisch ausgelagert. Wie gingen wir damit um?
Neumann monierte, dass inzwischen 160 Milliarden für die Energiewende geflossen seien. Knie: Er kenne kein Land, das sich 37.000 Arbeitsplätze für 40 Milliarden Euro gönne. „Der Mensch will einen Diesel haben, und wenn wir ihm den wegnehmen, wählt er AfD.“ Berlin sei aber eine der Städte, wo man prima ohne Auto leben könne. Wir müssten jetzt neue Dinge schaffen, und das schnell.
Berit Erlach sprach dann über Biomasse. Die dürfe man nur aus Rest- und Abfallstoffen nutzen; frische Biomasse schaffe eine falsche Nachfrage, etwa Wälder abzuholzen. Selbst wenn wir alle zur Verfügung stehende Biomasse nutzten, stelle sie keine Alternative dar. Sie sei zwar generell sinnvoll, aber statt sie für Strom zu verbrennen, wäre Verschwendung. Creutzig wandte sich generell gegen den Einsatz von Biomasse, sie sei mit ihren 5 Milliarden Jahren zwar die älteste Energieträgerart, sei aber „total ineffizient – sie sollte im Verkehr keine Rolle spielen.“ Denn wir hätten neben dem Klimawandel ein zweites, genauso gravierendes Problem: Den Verlust der Biodiversität. Eine Senke konzedierte Creutzig für die Biomasse – den Holzbau. Creutzig räumte ein, dass E-Autos in Bezug auf den Energiebedarf während der Batterieproduktion „nicht ohne“ seien – „aber wenn wir nicht anfangen, kommen wir nie dahin.“