Wege in die solidarische Lebensweise – „Es geht um die Freiheit, nicht mehr auf Kosten anderer leben zu müssen.“
Die globalen Krisen spitzen sich zu. Doch wo sind Antworten und Lösungen? Das I.L.A. Kollektiv um Maximilian Becker und Jonas Lage hat sich auf die Suche nach neuen Lebensstilen und Wirtschaftsformen begeben, die nicht auf Kosten anderer und der Natur gehen. Die zentrale Frage: Wie kann ein gutes Leben für alle aussehen? In ihrem Buch „Das Gute Leben für Alle“ versuchen sie, Antworten zu geben.
Es sei eine Tatsache, dass sich bereits jetzt Menschen an vielen Orten für ein zukunftsfähiges, demokratisches sowie sozial und ökologisch gerechtes Miteinander einsetzten. All ihre Projekte böten konkrete Alternativen im Hier und Jetzt. Was Mut mache: „Die derzeitige imperiale Lebensweise – wie sie das I.L.A. Kollektiv in seinem ersten Buch ‚Auf Kosten anderer?‘ thematisiert – ist die Folge politischer Entscheidungen und unseres alltäglichen Handelns. Eine andere Welt ist also machbar. Welche Wege in die solidarische Lebensweise führen, zeigt dieses Buch eindrücklich auf – mit zahlreichen anschaulichen Infografiken.“
Die Autoren
Jonas Lage, 28, I.L.A.-Kollektiv (Imperiale Lebensweise und solidarische Alternativen), hat ein Masterstudium Energy and Environmental Management an der Europa-Universität Flensburg absolviert und ist dort Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Norbert Elias Center for Transformation Design and Research. Er forscht unter anderem über Suffizienz, Stadtentwicklung und die Transformation von Energiesystemen.
Maximilian Becker, 28, ebenfalls I.L.A.-Kollektiv, studierte Betriebs- und Volkswirtschaft und Wirtschaftsrecht und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag bei Caren Lay, einer Abgeordneten der Linksfraktion. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den Chancen einer sozialökologischen Transformation. Er ist unter anderem bei Ende Gelände Leipzig und im Netzwerk Plurale Ökonomik aktiv und einer der Sprecher von #unteilbar Sachsen. Er war Co-Herausgeber des Buches „Anders wachsen!“.
Alexandra Endres hat beide in der Zeit interviewt (und hat Solarify dadurch erst auf das Buch gebracht) – der Titel des Gesprächs: „Wir reden über Utopien. Die muss man machen und erkämpfen“ – Die Energiewende sei mehr als neue Technik, sagen beide: Grundrecht auf Energie, autofreie Straßen, gutes Leben für alle. Wie soll das gehen? Jedenfalls reiche es nicht für eine richtige Energiewende. „Falls wir unseren heutigen Energieverbrauch auf erneuerbare Energien übertrügen, bräuchten wir in Zukunft extrem viele Windräder und Solaranlagen – und entsprechend viele Rohstoffe, also seltene Erden, Neodym, Zinn und anderes, um sie herzustellen.“ E-Mobilität bringe „dem Klima erst dann richtig etwas, wenn wir gleichzeitig das Verkehrssystem grundlegend umbauen“. Die Stadtplanung müsste umdenken, Wohnen, Einkaufen, Arbeitsplätze und Treffpunkte für die Nachbarschaft müssten näher beieinander liegen. Das müsse „noch nicht einmal Verzicht bedeuten, im Gegenteil: Es wird ganz selbstverständlich und sogar angenehm“.
Wenn aber alle 47 Millionen Autos auf E-Antrieb umgestellt würden, wäre der Strombedarf kaum komplett durch Erneuerbare Energien zu decken. Wir müssten eher fragen, was sinnvolle Verkehrswege seien oder ob es wirklich notwendig sei, persönlich ein Auto zu besitzen, oder alle zwei Jahre ein neues Handy.
Lage und Becker „orientieren sich an dem chilenischen Ökonomen Manfred Max-Neef. Er definiert neun Grundbedürfnisse, unter anderem nach Subsistenz, Zuwendung, Teilhabe, Sicherheit, Freiheit. Aber die Wege, diese Bedürfnisse zu befriedigen, können sehr unterschiedlich sein.“ Die Frage sei, ob Wohlstand immer materiell definiert sein müsse.“ Zentral ist, den Menschen eine Alternative anzubieten. „Wir sehen Energie auch als Grundrecht, das heißt: Jeder Mensch hat ein Recht auf eine Basisversorgung. Die könnte kostenlos sein. Wer mehr verbraucht, zahlt, und der Preis pro Kilowattstunde steigt mit der verbrauchten Menge.“ Zunächst würden solche Ideen meist als utopisch abgetan. „2Aber Utopien sind noch nie Realität geworden, weil man sie für realistisch gehalten hat, sondern weil sie gemacht und erkämpft wurden.“
„(Das Buch) zeigt, wie toll, sinnstiftend, gemeinschaftlich und erfüllend ein Leben jenseits des Hyperkonsums, des unendlichen Wirtschaftswachstums und der klassischen Erwerbsarbeit sein kann.“ Ilona Koglin, Für eine bessere Welt.
Folgt: Das Vorwort