Speichertechnologien entfesseln – Übertragungsnetzbetreiber bändigen!
Clemens Triebel fordert im Fachblatt ERNEUERBARE ENERGIEN, die Netzbetreiber müssten sich in den Dienst der Energiewende stellen, wenn wir zu einer stärker dezentralisierten Energiewelt kommen wollten: „Ein Erneuerbares Energiesystem ist ohne Speicher technisch gesehen eine Illusion. Das war schon in den frühen 2000er Jahren klar, als wir mit Solon Labs und später Younicos die Protagonisten des Energiespeichermarktes mit gegründet haben. Unsere Motivation war es, die Systemgrenze beim Ausbau der volatilen Wind- und Solarkraftwerke durch die Markteinführung von Speichern zu überwinden.“
Sie hätten damals eine ganz einfache Rechnung aufgemacht, die auf zwei wesentlichen Faktoren basiert habe: Erstens – je höher der volatile Anteil an der Stromerzeugung, desto weniger reiche der räumliche Ausgleich über Stromnetze aus, und desto mehr komme es auf die Verfügbarkeit des zeitlichen Ausgleichs durch Stromspeicherung an. Zweitens: „In dem Maße, wie wir den Anteil der Erneuerbaren erhöhen, könnte man meinen, dass der Anteil der fossil-nuklearen Versorgung sinkt. Aber dem ist nicht so. Wir halten derzeit noch unsere Kraftwerkskapazitäten vor (‚Winterreserve‘), um die Netzstabilität über die großen rotierenden Massen der Großkraftwerke zu stabilisieren. Um überhaupt zu einem Regenerativenergie-System gelangen zu können, müssen wir diese Frequenzregler durch andere ersetzen. Das geht nur mit schneller Leistungselektronik und Batterien.“
Also sei klar gewesen, dass neue Speichertechnologien für eine erfolgreiche Energiewende her mussten: „Aus der Ingenieursperspektive ging es uns aber nun darum, Speichertechnologien auf eine neue Ebene zu stellen und deren Potenziale zu steigern, um es so möglich zu machen, die fossilen Energiespeicher in Frieden in der Erde ruhen zu lassen.“ Zunächst aber habe die Politik „den Bock zum Gärtner gemacht“, indem sie „den Übertragungsnetzbetreibern große Machtbefugnis und Entscheidungskompetenz über die Zukunft unserer Energieversorgung eingeräumt hat“. Denn „warum sollte jemand, der sein Geld damit verdient, Netze auszubauen, sich für die Entwicklung und den Einsatz von Speichertechnologien stark machen?“
Triebel fordert logischerweise, die Übertragungsnetzbetreiber stärker in den Dienst der Energiewende zu stellen, und „den Verteilnetzbetreibern müssen größere Spielräume auf lokaler Ebene gegeben werden“.
Clemens Triebel war unter anderem Mitgründer der Solon Labs und Younicos und ist seit 2006 Mitglied im Kuratorium der Reiner Lemoine Stiftung.
->Quelle und kompletter Artikel: erneuerbareenergien.de/speichertechnologien-entfesseln-uebertragungsnetzbetreiber-baendigen