Schon 44 % des Stromverbrauchs in Deutschland
Im ersten Halbjahr 2019 lag der Anteil von Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen an der Deckung des Stromverbrauchs in Deutschland erstmals bei 44 Prozent. Dies haben vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ergeben. Im ersten Halbjahr 2018 betrug der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch 39 Prozent.
Mit 55,8 Mrd. kWh war die Windkraft an Land erneut der größte Erzeuger von Ökostrom (1. Halbjahr 2018: 47,3 Mrd. kWh, Zuwachs: 18 Prozent). Photovoltaikanlagen lieferten 24 Mrd. kWh (1. Halbjahr 2018: 23 Mrd. kWh). Die höchste Zuwachsrate erzielte mit 30 Prozent auf 12 Mrd. kWh erneut die Windkraft-Offshore (1. Halbjahr 2018: 9,2 Mrd. kWh). Aus sonstigen Erneuerbaren Energien, dazu zählen vor allem Biomasse und Wasserkraft, stammten 36,7 Mrd. kWh (1. Halbjahr 2018: 37,2 Mrd. kWh). Der hohe EE-Anteil ist auch auf außergewöhnliche Witterungsverhältnisse zurückzuführen: Der März verzeichnete einen Windrekord, aber auch in den übrigen Monaten lagen die Winderträge durchgängig über den langjährigen Durchschnittswerten.
Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer: „Der Ökostrom-Rekord ist eine erfreuliche Momentaufnahme, darf aber nicht über die tieferliegenden strukturellen Probleme hinwegtäuschen: Bei einem ‚Weiter-so‘ landen wir 2030 bei lediglich 54 Prozent Erneuerbare Energien. Um das für den Klimaschutz notwendige 65-Prozent-Ziel der Bundesregierung zu erreichen, müssen wir bestehende Hemmnisse aus dem Weg räumen: Dazu zählen die Flächenbeschränkungen für Photovoltaik- und Windkraftanlagen an Land sowie die Ausbau-Deckel für Wind offshore und Photovoltaik außerhalb des Ausschreibungsregimes“.
Prof. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, ergänzt: „Wir brauchen dringend einen stärkeren Ausbau Erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz in allen Sektoren, um das Klimaschutzziel 2030 zu erreichen. Dazu sollten wir die politischen Rahmenbedingungen anpassen. Infrage kommt dafür ein CO2-bezogener Zuschlag auf die Preise für fossile Energien, der den Verbrauchern auf anderen Wegen zurückgegeben wird. Wenn soziale Härten abgefedert werden, ist davon auszugehen, dass entsprechende Maßnahmen für mehr Klimaschutz von der Bevölkerung mitgetragen werden.“
Ökostrom-Anteil könnte wieder zurückgehen
Dem Berliner Tagesspiegel zufolge kann es aber sein, dass der EE-Anteil am Strommix in den kommenden Jahren stagniert oder sogar sinkt. Denn ab 2021 liefen die 20 Jahre alten EEG-Förderspannen für alte Windkraftanlagen – bereits zum ersten Januar betreffe das Anlagen mit einer Kapazität von 4000 Megawatt. In vielen Fällen dürfte der Weiterbetrieb dann unwirtschaftlich werden, es drohe Abschaltung. Stattdessen neue, leistungsstärkere Windräder aufzustellen, komme vielerorts nicht infrage, da inzwischen Vorschriften verschärft worden seien, die regelten, wie nah eine Anlage an einem Wohngebiet stehen dürfe.
Ohnehin rutscht die Onshore-Windkraft-Branche gerade in eine tiefe Krise. Denn wegen strenger Umweltverträglichkeitstauflagen, wachsender lokaler Widerstände und entsprechend vieler Gerichtsprozesse ist der Ausbau dieser Art von Energieerzeugung im Frühjahr praktisch zum Erliegen gekommen. Das belegen Zahlen der Fachagentur Wind an Land.
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