BSW kritisiert: „Glaubwürdige Klimapolitik und Förderstopp für Solardächer passen nicht zusammen“
Die sonnigen Tage des Juni bescheren Deutschland einen neuen Solarstromrekord: Im ersten Halbjahr 2019 lieferten die mehr als 1,7 Millionen Photovoltaikanlagen rund 24,5 Milliarden Kilowattstunden sauberen Strom. Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von rund vier Prozent. Wie der Bundesverband Solarwirtschaft am 26.06.2019 mitteilte, lasse sich mit dieser Menge Solarstrom rechnerisch der Jahresbedarf von sieben Millionen Drei-Personen-Haushalten decken. Insgesamt sichere die Solarenergie etwa acht Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland und ersetze damit zunehmend schmutzigen Kohlestrom, so der BSW. Insgesamt erreichten die Erneuerbaren im ersten Halbjahr 2019 einen Rekord von 44 Prozent (siehe solarify.eu/erneuerbare-energien-auf-halbjahres-rekord).
„Der neue Solarstromrekord darf nicht davon ablenken, dass es für die Bundesregierung höchste Zeit zum Handeln ist: Das ganze Klimakabinett weiß, dass wir in den ersten Monaten des nächsten Jahres auf einen herben Einbruch des Solarausbaus zusteuern, wenn nicht endlich der nahende Förderstopp für Solardächer beseitigt wird. Die Bundesregierung kann ihre Klimaziele nur mit der Vervielfachung und Entfesselung der Solarenergie erreichen, nicht aber mit einer bevorstehenden Vollbremsung beim Ausbau“, so Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft.
Im Erneuerbare-Energien-Gesetz wurde im Jahr 2012 der Förderstopp für Solardächer bei dem Erreichen der Marke von 52 Gigawatt eingeführt. Zwar stehe im Gesetz, dass „rechtzeitig“ eine Anschlussregelung geschaffen werden solle. Bis heute habe das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aber noch keine Vorlage für den künftigen Solarausbau veröffentlicht. Wissenschaftliche Regierungsberater erwarteten, dass der Ausbau von Solardächern ohne Anschlussregelung auf ein Drittel des derzeitigen Ausbauvolumens schrumpft. so Körnig weiter. Ebenerdig errichtete große Solarparks befänden sich bereits an der Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit. Strom aus neuen Solardächern sei jedoch noch für einige Jahre auf die gesetzlich geregelte Investitionshilfe und Marktprämie angewiesen.
Die Wissenschaftler seien sich ebenfalls einig, dass die Bundesregierung ihr selbst gestecktes Klimaziel für das Jahr 2020 verfehlen wird. Damit zumindest das im Koalitionsvertrag verankerte 2030er-Ziel mit 65 Prozent regenerativ erzeugtem Strom erreichbar bleibe und die Kohlekraftwerke nach und nach abgestellt werden könnten, sei nach Berechnungen der EE-Branche jedes Jahr der Neubau von Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von mindestens 10 Gigawatt erforderlich. Das entspriche einer Verdrei- bis Vervierfachung des derzeitigen Ausbautempos. Im Jahr 2018 seien gerade einmal rund 3 Gigawatt Solarkapazität hinzu gekommen. Körnig: „Solarstrom ist günstig, sicher und bei Bürgern sehr beliebt. Eine glaubwürdige Klimapolitik und ein Förderstopp für Solardächer passen nicht zusammen. Ein schnelles Machtwort der Kanzlerin muss die Verhandlungsblockade beim Klimaschutz jetzt lösen und den Weg für eine Gesetzesänderung frei machen.“
Drei von vier Bürgern (76 Prozent) forderten, dass Solardächer weiter gefördert werden. Nur sechs Prozent der Bundesbürger wollten am Förderdeckel festhalten. Das hätten jüngste Repräsentativbefragungen im Auftrag des BSW ergeben, so der Verband. Am 27.06.2016 sind die Energiepolitiker der Koalition zu einer letzten Verhandlungsrunde vor der parlamentarischen Sommerpause zusammen gekommen.
->Quelle: Solarwirtschaft.de/sonniger-juni-treibt-solarstromernte-im-ersten-halbjahr-auf-neuen-rekord