Klimawandel kommt schneller als alle denken
Gastbeitrag von Gernot Kloss am 9. Juli 2019 – mit freundlicher Genehmigung von Cicero
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Ingenieur und Innovator Gernot Kloss setzt sich in seinem – erstmals in Cicero am 09.07.2019 erschienen – Aufsatz mit den Mythen des Klimawandels und der Energiewende auseinander. Er zeigt auf, was der Gesellschaft nicht deutlich gemacht wird – und wie ernsthaft unser Planet bereits bedroht ist. Kloss: „Dieser Bericht ist ein Auszug aus meinem demnächst erscheinenden Buch „Wir verwirken unsere Zukunft und die unserer Kinder“, für das noch ein seriöser Verlag gesucht wird. Das Buch erklärt die auf uns und unsere Kinder zukommenden, existenziellen Gefahren, nennt deren Ursachen und Verursacher und entwickelt intelligente, für alle zumutbare Lösungen.
Ein bedrückendes Szenario bietet der Klimawandel, von ewig Gestrigen entweder geleugnet oder durch Untätigkeit verstärkt. In Amerika ist es der republikanische Präsident und seine Mitstreiter, in Deutschland sind es die großen, konservativen Wirtschaftsteile von CDU/CSU und FDP, die AfD als Ganzes und inzwischen größere Teile der SPD. Den meisten fehlt das Wissen, den Klimawandel zu verstehen. Den Medien fehlt ein Mehr an Wissen, und da viele von ihnen sich politisch gebunden fühlen, der Wille zur sachlichen Aufklärung. Dabei erstaunt es, wie gespalten die Medien sind, die ja eigentlich aufklären sollen. So gibt es unter ihnen eine große Zahl, die beim Thema Klimawandel weggucken und andere, die den Klimawandel sogar leugnen.
Als hartnäckigste Leugner haben sich hier der deutsche Journalist Tichy mit seiner erzkonservativen Zeitschrift TICHYS EINBLICK und der Journalist Henryk M. Broder mit seinem ähnlich zu bewertenden Webblog Die Achse des Guten hervorgetan.
Die Wissenschaft vermag es nicht, einfach zu erklären
Aber auch „normal“ denkende Menschen sind verunsichert. Dies liegt daran, dass die heutige Klimaforschung, einschließlich der deutschen, nicht oder noch nicht in der Lage ist, den Klimawandel fundiert zu erklären, besonders nicht dessen genaue Abläufe.
Es ist keine sachdienliche und besonders nicht für die Medien verwertbare Aussage, die bei wissenschaftlich-technischen Darstellungen grundsätzlich ihre Probleme haben, wenn gesagt wird, dass siebenundneunzig Prozent aller Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Klimawandel befassen, von einer durch Menschen gemachten Erderwärmung ausgehen. Besonders das Paradoxon, dass der Klimawandel stärker voranschreitet, obwohl die Welttemperatur im Mittel zur Zeit nur mäßig ansteigt, ist von der Wissenschaft immer noch nicht geklärt. Statt darüber jeden Tag neu überrascht zu sein, wie schnell der Klimawandel voranschreitet, wäre es besser, die wahren Gründe hierfür zu erforschen. Das würde helfen, selbst die härtesten Leugner des Klimawandels zu überzeugen. Antworten darauf sind sowohl vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel als auch vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erwartet worden. Dies wäre schon deshalb sinnvoll gewesen, um die besonders uneinsichtigen Skeptiker aus der Politik, der Wirtschaft und den Medien zu überzeugen.
Doch wieder einmal vermochten es unsere heutigen Wissenschaftler nicht, den Menschen Abläufe in einfacher Form sinnvoll zu erklären. Besonders unsere Politikerspitzen hätte man durch intelligente Denkansätze dazu bringen müssen, endlich intensiver über die drohenden Extremefahren der Klimaerwärmung nachzudenken als bisher. Oder ist hier neben einer gewissen Fachignoranz nicht auch Ängstlichkeit zu erkennen, die ein konsequenteres Handeln verhindert? Und liegt es vielleicht auch daran, da alle Institute von staatlichen Subventionen abhängen, dass man aufgrund der Gefahren durch den Klimawandels sehr massiv Stellung gegen die Umweltpolitik unserer Regierenden hätte nehmen müssen, es sich mit ihnen aber nicht verderben wollte? Dies wäre für eine freie Wissenschaft fatal und für die Politik beschämend, nicht in der Lage zu sein, ihre Wissenschaftler in einem der wohlhabendsten Länder der Welt ausreichend mit Geld zu versehen, dass diese völlig frei und unabhängig arbeiten und werten können.
Die Welttemperatur steigt nicht linear, sondern progressiv
So ist die fehlende Klarheit über die Abläufe des Klimawandels wohl in der Unsicherheit der heutigen Klimaforschung begründet, die zwar Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels kennt, nicht aber deren genaue Zusammenhänge und diese deshalb nicht erklären kann. Vor allen Dingen nicht, weshalb der Klimawandel immer schneller voranschreitet. Dies erstaunt, da die Zusammenhänge aufgrund ihrer einfachen physikalischen Abläufe den Menschen sehr leicht zu erklären wären. Es bringt wenig, stets nur in eine Richtung zu denken. Allein das Sammeln wissenschaftlicher Daten ersetzt keine Analysen und führt nicht zu neuen Erkenntnissen. Sehr viel wichtiger als zu wissen, dass etwas geschieht, ist zu wissen, wie und weshalb etwas geschieht.
Erstaunlicherweise sind Intellektuelle oft „völlig taub“, wenn es um Fakten geht (Harvardpsychologieprofessor Steven Pinker). So geht die Klimaforschung immer noch davon aus, dass der Klimawandel im Gleichklang mit der weiteren Zunahme von CO2 auf der Erde linear zunimmt. Das heißt, man misst den CO2-Gehalt in der Luft, der beispielsweise zu einer Erwärmung der Welttemperatur von einem Grad Celsius geführt hat und nimmt dann an, dass die gleiche Menge CO2 zu einer weiteren Erhöhung der Welttemperatur von einem Grad Celsius führen wird. Hier irren die Klimaforscher, denn die Welt- Temperatur steigt nicht linear, sondern progressiv an. Deshalb ist selbst die Aussage einiger Klimaforscher, dass, wenn wir so weitermachen wie bisher, der Klimawandel sich bereits in rund zwölf bis fünfzehn Jahren nicht mehr umkehren lässt, Wunschdenken.
CO2 erst in mehr als tausend Jahren völlig abgebaut?
Durch den CO2-Gehalt der Luft wird die Wärme-Rückstrahlung von der Erde ins All permanent erschwert. Und dies über sehr lange Zeiträume. Schätzungen gehen davon aus, dass sich das CO2 in der Luft in hundert Jahren, teilweise erst in über tausend Jahren völlig abbauen wird. Erst wenn dies genauer erforscht ist, lässt sich die Geschwindigkeit mit der der Klimawandel sich langfristig entwickeln wird, exakt bestimmen. Während der gesamten Zeit wirkt das in der Luft enthaltene CO2 temperatursteigernd.
Wobei jede weitere CO2-Anreicherung in der Luft zwingend zu einem progressiven Anstieg der Welttemperatur führen muss. Wenn diese zur Zeit nur mäßig und scheinbar linear ansteigt, hat das einen sehr wichtigen physikalischen Grund. Ursache hierfür ist das weltweite Schmelzen von Gletschereis. Dafür werden an Schmelzwärme insgesamt die gleichen Wärmemengen benötigt, die erforderlich sind, um das Wasser im Eis der schmelzenden Gletscher auf über achtzig Grad Celsius zu erhitzen. Diese für den Schmelzprozess benötigten gewaltigen Wärmemengen müssen der Umgebungsluft entnommen werden. Entsprechend stark kühlt diese sich ab. Somit wirkt das Schmelzen des Gletschereises als Regulativ des Weltklimas, in dem es die Atmosphäre abkühlt. Hierzu trägt auch die CO2-Aufnahme der Meere wesentlich bei, deren Aufnahmekapazität aber bald erreicht sein dürfte.
Damit entfällt ein wichtiges Regulativ des Klimawandels. Dies hätte auch für Klimaforscher erkennbar sein müssen. Da diese Kenntnis fehlte, haben sie der Öffentlichkeit auch nie klarmachen können, dass damit ein großer Teil der Schutzreserven unserer Erde gegen den Klimawandel bereits verbraucht ist. Durch den stetigen, weltweiten Schmelzprozess des Eises werden immer mehr Teile dieser Schutzreserven verbraucht. Das Schmelzen der zahlenmäßig immer weniger werdenden Gletscher und Eisflächen wird zwar weiterhin helfen, das Ansteigen der Welttemperatur zu verlangsamen, es aber immer weniger aufhalten können. Das wird bereits in wenigen Jahren das Ansteigen der Welttemperatur auf zwei Grad Celsius beweisen, trotz massiver Eisschmelzen.
Das Versäumnis des Deutlichmachens
Mit jedem Verbrennungsvorgang steigt der CO2-Gehalt der Luft weiter an und mit ihm die Welttemperatur. Da sich nach jedem Schmelzvorgang die Menge des verbleibenden Eises und damit dessen Potenzial als Temperatur senkendes Regulativ verringert, muss sich die Welttemperatur zwangsläufig immer schneller erhöhen. Bedenkt man, dass es auf der Welt rund fünfzehn Millionen Quadratkilometer an Gletschereis geben soll, das bereits zügig schmilzt, wird erkennbar, dass durch die Wärmeentnahme aus der Umgebungsluft die mittlere Welttemperatur zur Zeit nur sehr mäßig steigen kann. Dieser Zustand wird aber von relativ kurzer Dauer sein und er macht überdeutlich, dass wir uns bereits in einem sehr weit vorangeschrittenen Prozess der Klimaveränderung befinden. Dies sollte die Wissenschaft möglichst schnell erkennen und den heutigen Klimaskeptikern, vor allem aber den Regierenden, drastisch vor Augen führen.
Aber auch bei den Bürgern hätte ein einfacher Vergleich dazu beitragen können, die Sichtweise für den Klimawandel zu schärfen. Selbst das hat die Klimaforschung versäumt. So hätte sie längst deutlich machen müssen, dass eine Erhöhung der Temperatur um beispielsweise drei Grad Celsius sich zwar wenig anhört, bezogen aber auf die durchschnittliche Welttemperatur von ca. 14 bis 15 Grad Celsius eine Steigerungsrate von gut zwanzig Prozent bedeutet. Bei Zahlenangaben denken Menschen meist irrational. Ein Anstieg der Temperatur um drei Grad Celsius wird als sehr gering, eine Anstiegsrate um 20 Prozent und mehr als hoch empfunden. Auch sollte darüber nachgedacht werden, das Wort Klimawandel, das uns Menschen einen sanften, natürlichen Temperaturanstieg suggeriert, durch einen Begriff zu ersetzen, der die Gefahren des Klimawandels sehr viel deutlicher macht. Das Wort Klima-Umbruch ergäbe einen sehr viel realeren Sinn.
Eine Vielzahl von Katastrophen erwartet die Welt
Nun aber zu der für alle Menschen existenziellen Frage, was passiert, wenn das Schmelzen des Gletschereises zu Ende geht und damit jeder weitere Temperaturaustausch? Dann wird die bereits stark angestiegene Welttemperatur einen weiteren Sprung nach oben machen. Dieser Temperatursprung wird am Ende noch dadurch verstärkt, dass die nach dem Schmelzen eisfreien Erdbereiche nicht mehr in der Lage sein werden, die Wärmestrahlen der Sonne wie bisher zu reflektieren. Dadurch wird die Entwicklung des Klimawandels noch schneller voranschreiten. Wobei die daraus entstehenden katastrophalen Auswirkungen uns Menschen völlig überraschen werden.
Im weiteren Verlauf wird dann auch der übergroße Rest der Permafrostböden auftauen. Hierbei werden riesigen Mengen des besonders klimaschädlichen Methans und das in diesen Böden sehr reichhaltig vorhandene Quecksilber durch Ausspülungen freigesetzt. Dieses Quecksilber tötet zuerst das Leben in den Bächen, Flüssen und Seen, später das in den Meeren.
Diese Erkenntnisse, verstärkt durch die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen und die auch zukünftig zu erwartenden Versäumnisse durch uns Menschen, besonders aber durch die Politik, werden dafür sorgen, dass das angestrebte Vermeiden eines Temperaturanstiegs auf mehr als zwei Grad Celsius nicht erreichbar sein wird. Ein Plus von drei Grad und mehr ist viel, viel wahrscheinlicher. Globale Schäden in Billionenhöhe, extreme Hitzewellen mit Millionen Toten, Orkane in nicht gekannten Stärken, Sturzregen, Überschwemmungen, dauerhafte Überflutungen riesiger Küstenregionen, Bodenerosionen ganzer Landstriche, Wassernot, Ernteausfälle, Hungersnöte, Flächenbrände, Kriege und daraus folgend, Flüchtlingsströme in ungeahnten Ausmaßen werden zu erwarten sein und unsere Weltordnung massiv bedrohen. Dann aber lassen sich die Uhren nicht mehr zurückdrehen.
Bereits in 40 Jahren könnte es ungemütlich werden
Einige Wissenschaftler prognostizieren, wenn wir so weitermachen wie bisher und beim beim Klimawandel nicht rechtzeitig und nachhaltig gegensteuern, für das Jahr 2100, gerade in gut achtzig Jahren, eine Zunahme der Welttemperatur um fünf Grad Celsius. Auch diese Annahme basiert auf einem linear steigenden Verlauf des Klimawandels. Da dieser aber progressiv verläuft, können die für 2100 von ihnen vorausgesagten apokalyptischen Endkatastrophen bereits schon in fünfzig, vierzig oder in noch weniger Jahren eintreffen.
Dann aber wird unsere Erde von uns Menschen nicht mehr als solche empfunden werden. Damit es nicht so weit kommt, muss die Energiewende weltweit wesentlich intensiver und aggressiver durchgeführt werden und alle Hemmnisse radikal beseitigt werden. Hierzu gehört zwingend, dass zur Bekämpfung der hohen durch den Klimawandel zu erwartenden Schäden und Folgeschäden, von denen insbesondere die nachfolgenden Generationen betroffen sein werden, die besten Technologien eingesetzt werden müssen.
Nichthandelnde Verantwortliche müssen haften
Um ein weiteres Ausufern der Schäden zu vermeiden, sollte zudem eine gesetzliche Mithaftung aller Personen und Institutionen eingeführt werden, die immer noch Maßnahmen gegen den Klimawandel sabotieren. Eine solche Haftung müsste alle führenden Politiker, Manager, Unternehmen und Verbände einschließen, zudem Medien und Journalisten, deren Einfluss auf die Meinungsbildung der Menschen nicht zu unterschätzen ist. Denn die durch Umweltschäden entstehenden Kosten sind nicht nur astronomisch hoch, sie betreffen zudem alle Nationen dieser Erde – und sie sind für ewig.
Die meisten Menschen können sich die Ausmaße der Klimaveränderungen und deren extrem hohe Kosten nicht vorstellen. Deshalb ein einfaches Beispiel von vielen: Angenommen, der Meeresspiegel würde lediglich um zwanzig bis dreißig Zentimeter ansteigen, obwohl wir wissen, dass er um ein Vielfaches höher ansteigen wird. Dann genügt es nicht, alle Deiche der Welt um diese Höhe aufzustocken, da die kinetische Kraft der Wellen, die aus dieser Erhöhung des Meeresspiegels resultiert, eine weit höhere Aufstockung erfordert, nämlich eine in der dritten Potenz zum Meeresspiegelanstieg. Nun könnte man meinen, ein Aufstocken der Deiche in diesen oder ähnlichen Höhen sei kein Problem. Technisch ist es das nicht, kostenmäßig aber würde es bereits bei diesen Höhen zu einem Problem werden. Probleme würden auch die Flussabläufe ins Meer bereiten. Damit die Gewässer der Flüsse, trotz Anstieg des Meeresspiegels, weiterhin in die Meere geleitet werden können, ohne für immer das Umland großflächig zu überschwemmen und die Küstenstädte unbewohnbar zu machen, müssten die Flüsse eingedeicht werden. Aufgrund ihres in Küstenbereichen sehr geringen Gefälles würden sich daraus Flusseindeichungen ergeben, die viele, viele Kilometer ins Binnenland führen. Diese müssten bei jedem weiteren Anstieg des Meeresspiegels erhöht und verlängert werden. Allein die Kosten, die hieraus entstehen würden, wären kaum zu überschauen, obwohl dieses Problem eines der kleineren ist.
Konservativen liegt die Heimat nicht am Herzen
Es ist schon ein Paradoxon, was das Wort Klimaerwärmung in unseren Köpfen auslöst. Eigentlich sollten alle Menschen davon überzeugt sein, diese verhindern zu müssen und entsprechend danach handeln. Denn zu allen Zeiten hat die Menschheit erfolgreich versucht, sich gegen die Gefahren der Natur zu schützen. Nur die Gefahren, die sich aus der von uns Menschen selbst verursachten Klimaerwärmung ergeben, erscheinen vielen von uns immer noch als wenig real. Dabei ist das Verhindern der Klimaerwärmung für uns alle von elementarster Bedeutung und die einzig verbleibende Möglichkeit, uns und unsere Erde zu schützen. Erde ist Lebensraum und Heimat der Menschen. Um so unverständlicher ist es dann, wenn besonders Menschen mit konservativer Grundhaltung, die dem Begriff Heimat ansonsten eine völlig übergeordnete Bedeutung beimessen, extrem verbissen gegen Maßnahmen zur Vermeidung der Klimaerwärmung ankämpfen. Dass die großen Energiekonzerne dies tun, ist wesentlich verständlicher. Diese fürchten um ihren finanziellen Einfluss.
Den rückwärts gerichteten, überwiegend konservativen Politikern unseres Landes, welche die Energiewende entgegen ihren öffentlichen Beteuerungen immer wieder klammheimlich bekämpfen, hierzu zählt die Mehrheit der CSU, die Partei mit eigenem Heimatministerium, ein Großteil der CDU mit unserer Bundeskanzlerin und ihre Parteikollegen Peter Altmaier, Michael Fuchs, Dr. Georg Nüßlein und weitere Mitstreiter, ein übergroßer Teil der FDP sowie die gesamte AfD, aber auch konservative SPDpolitiker wie der Kohle-Lobbyist Sigmar Gabriel oder die Gewerkschafter Michael Vassiliadis und Reiner Hoffmann. Allen sei gesagt, ein unwirtlicher Planet kann Menschen keine Heimat sein. Heimat bedeutet ein Stück Erde auf dem man leben und sich wohlfühlen kann. Sandwüsten mit unwirtlichen Lebensbedingungen eignen sich weniger als Heimat. Und die könnten wir schon sehr bald bekommen, wenn unsere Politiker, unsere Gewerkschafter, Manager und Wissenschaftler nicht schnellstens hinzulernen.
Wir müssen aufhören, oft und überall hinzufliegen
Auffallend ist, dass sich besonders Konservative und Rechte gerne als Bewahrer alter Werte begreifen. Leider waren sie es nie und sie sind es auch heute nicht. Im Gegenteil, sie bremsen stets die Zukunft aus. Und wenn sie einmal Bewahrer sind, dann nur als Bewahrer von Machtstrukturen und die haben in einer modernen Welt keinen Platz. Diese Art Politiker sind es auch, die es zum Beispiel zulassen, dass der Luftverkehr als einer der größten Schadstoffemittenten in Deutschland immer noch subventioniert wird und, dass unsere Flughäfen stetig ausgeweitet werden, um noch mehr Passagiere möglichst billig befördern zu können. Das zusammen führt dann dazu, dass geistig unbedarfte Reisende für Kurzurlaube von lediglich drei bis vier Tagen, Flugreisen zu den Kanaren und noch weiter buchen. Der Trend, statt eines erholsamen, längeren Flugurlaubs mehrere Flugkurzurlaube zu machen weitet sich immer mehr aus. Ein völliger Schwachsinn, der keinerlei Erholung bietet, dafür aber die Umwelt und das Klima extrem stark schädigt.
Ministerium bremst Energiewende aus
In jüngster Vergangenheit wurde die Energiewende besonders oft durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ausgebremst. Unter der Leitung der Minister Gabriel und Altmaier fielen einige Besonderheiten auf: Oft, nachdem die Minister wieder einmal werbewirksam verkündet hatten, die Energiewende mit ganzer Kraft unterstützen zu wollen, kamen aus ihrem Wirtschaftsministerium Vorschriften und Erlasse, die das Gegenteil bewirkten. Wenn diese Vorgehensweise mit Zustimmung der beiden Minister der Vernebelung diente, wäre das den Bürgern gegenüber infam. Wurde dies aber von den leitenden Ministerialbeamten in Eigenregie durchgeführt, wären die ihnen vorstehenden Bundesminister überflüssig. Hierzu eine weitere Bemerkung: Was den Aufbau und die Strukturen betrifft, hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie schon immer hohen Veränderungsbedarf. Um aber in diesem Amt etwas verändern zu können, müssten sich als erstes die Sichtweisen seiner Beamten ändern.
Besonders, was Wirtschaft eigentlich ist, sollte in diesem Haus überdacht werden. Wirtschaft ist ein Produkt, dass aus der Leistung vieler Menschen besteht. Entsprechend ist das hieraus entstehende Resultat eine Gesamtleistung aller Bürger und Bürgerinnen unseres Landes. Deshalb darf es nicht sein, dass in diesem Hause traditionell immer nur die Interessen der Großunternehmen und ihrer Aktionäre gesehen werden, nicht aber die der Bürger. Diese sind es letztlich doch, die die Wirtschaftsleistung unseres Landes erbringen und nicht die Aktionäre. Aufgrund der zahlreichen Vorfälle sollte sich das Wirtschaftsministerium deshalb fragen, ob es für alle Bürger da sein will oder es sich zu einem Haus für Begünstigte und Lobbyisten entwickeln möchte.
Wir lassen uns von den Politikern belügen
Dass Politiker die Bürger täuschen, ist bekannt. Bezüglich der Energiewende wurden wir über Jahre von den letzten Bundesregierungen belogen. Damit sollten eigene Versäumnisse kaschiert werden. Regierungskonforme Medien unterstützten sie dabei nach Kräften. Immer wurden die Bürger damit beruhigt, dass bei uns alles bestens sei und wir weltweit immer noch Vorreiter im Bereich der Energiewende seien. Auf diesem hohen Level ließen es sich die Bürger dann gefallen, dass Teile der Politik die Energiewende immer wieder ausbremsten. Nach einer von McKinsey durchgeführten Studie stellt sich jetzt heraus, dass wir auf der Weltliste der besten Energiewendeländer gerade einmal den sechzehnten Platz einnehmen. Einen Platz noch hinter Malaysia. Und im europäischen Vergleich kommt die einst so hochgelobte deutsche Energiewende gerade einmal unter die ersten zehn. Dieser Befund ist beschämend und besonders bitter.
Dabei hatte unser Land alle Möglichkeiten, realer Vorreiter der Energiewende zu werden und deren elementare Vorteile zu nutzen. Wir haben das Geld und das Know-how dazu. Sollte die Energiewende in Deutschland politisch endlich einmal intelligent gesteuert werden, ergäben sich für unser Land mit der Zeit stark abnehmende Kosten und danach mittlere bis hohe Gewinne.
Wenn beispielsweise durch den Einsatz großer Energiespeicher eine hohe Anzahl von Kohlekraftwerken durch Wind- und Solarenergie dauerhaft ersetzt werden könnten, ergäben sich hierdurch enorme Einsparungen. Zudem würde dies unserer Wirtschaft weltweite Wettbewerbsvorteile bringen. Inzwischen liefern die Erzeuger regenerativer Energien elektrischen Strom zu sehr geringen Kosten. Ein Kohlekraftwerk dagegen verbraucht ständig Kohle und Wasser. Durch das Verbrennen der Kohle und das Verdampfen des Wassers in den Kühl-Türmen ergeben sich zudem hohe Belastungen der Umwelt. Der hierbei anfallende Feinstaub-, Schwermetall- und Quecksilber- Ausstoß führt zu hohen Krankenständen, die wiederum die Allgemeinheit durch hohe Produktionsausfälle und Krankenkassenbeiträge belasten. Schlimmer aber noch sind die durch den Schadstoffausstoß verursachten hohen Todesfall-Raten.
Schon jetzt könnte man alte Kohlekraftwerke abschalten
Ein Kohlekraftwerk mit einer Leistung von rund 1.000 MW verbraucht pro Tag rund 8.000 t Steinkohle. Der Verbrauch von Braunkohle liegt sehr viel höher. Bei einem angenommenen Preis von 80 Euro je Tonne sind das pro Tag 640.000 Euro. Rechnet man den Wasserverbrauch zum Kühlen hinzu, gut 650.000 Euro. Somit belaufen sich die reinen Verbrauchskosten auf gut 237 Millionen Euro pro Jahr. Hierzu kommen noch hohe Reparatur- und Wartungskosten. Die Verbrauchskosten von Gaskraftwerken liegen noch höher. So ließen sich allein durch das Abschalten eines großen Kohlekraftwerks Unterhaltskosten in Höhe von weit über 240 Millionen Euro pro Jahr sparen. Schon jetzt haben wir genügend Strom im Netz, um einige alte Kohlekraftwerke abzuschalten. Durch einen schnelleren, Flächen deckenden Zubau von Solar- und Windkraftanlagen könnten permanent weitere Kohlekraftwerke vom Stromnetz genommen werden. Leider ist es technisch noch nicht möglich, auf alle Kohlekraftwerke zu verzichten. Wohl aber auf die unrentabelsten und schmutzigsten unter ihnen.
Sollte sich der Markt für Elektrofahrzeuge zügiger entwickeln, wird ein noch schnellerer Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen, eventuell auch ein weiterer Ausbau der Stromnetze erforderlich sein. Sehr viel wichtiger aber als weitere Überlandleitungen, deren Kosten bei einer Verlegung im Boden extrem steigen werden, ist der Bau großer Energiespeicher, da Stromnetze überschüssigen Strom zwar örtlich, nicht aber zeitlich verschieben können. So werden, immer wenn Strom in den Netzen zeitlich nicht gebraucht wird, für seine Speicherung Speicher benötigt. Allein durch die Stilllegung eines schmutzigen Kohlekraftwerks, bezogen auf lediglich vier bis fünf Jahre Kraftwerk-Laufzeit, lassen sich soviel Unterhaltskosten sparen, dass dafür Energiespeicher mit gleicher Leistung neu gebaut werden können.
Alternative Großspeichervarianten stehen zur Verfügung
Als Großspeichervarianten stehen Gravitationsspeicher sowie wegen ihrer hohen Effizienz, Pumpspeicher zur Verfügung. Eine noch höhere Effizienz bei ähnlich hohem Speichervolumen und weiteren Vorteilen ergibt sich bei Pumpspeichern mit schwimmendem Speicherteil (schwimmende Wanne). Weil diese kein zweites, höher gelegenes Wasserbecken benötigen, können sie überall im Land eingesetzt werden, zum Beispiel in Küstenbereichen zur Aufnahme großer Strommengen aus Offshorewindkraftanlagen und Meereswellenkonvertern. Da ihre Wasseroberfläche durch ihr schwimmendes Speicherteil gegen Verdunstung geschützt ist, lassen sich diese Speicher langfristig auch als Wasser-Reservoire bei Dürren oder zum Löschen von Bränden nutzen. Neben großen Energiespeichern zur Speicherung elektrischer Energie werden in Zukunft zunehmend auch Wärmespeicher benötigt.
Anstatt aber den Bau moderner Großspeicher zu fördern, zumindest diese gleich wie andere Technologien zu behandeln, wurden aufgrund mangelnder Logik und fehlender Vorstellungskraft der hierfür zuständigen Politiker und Ministerialbürokraten Energiespeicher doppelt mit Abgaben belastet, weil man sie sowohl als Verbraucher als auch als Energieerzeuger einstufte. Fehlendes, zumindest mangelhaftes Wissen ist diesen Personenkreisen auch in anderen Bereichen der zu bescheinigen. So sind ihnen neuartige Varianten in der Stromerzeugung, beispielsweise Konverter zur Nutzung von Meerwellen sowie neuartige Laufwasserkraftwerke oder Höhen- bzw. Airbornewindkraftanlagen zur Nutzung starker, gleichmäßig wehender Höhenwinde unbekannt. Erst mit diesen zusammen lässt sich die Energiewende zügig und kostensparend realisieren. Hierbei muss festgestellt werden, dass unsere heutigen Politiker, einschließlich der Fachminister und Ministerialbeamte, bezüglich ihres technisches Wissen und dem Gespür für zukunftsweisende Innovationen absolute Laien sind. Leider aber werden diese noch für Jahre unsere Energiepolitik bestimmen.
Das Bausystem muss erneuert werden
Auch im Bauwesen könnte Bedeutsames verändert werden. Weit über dreißig Prozent unseres gesamten Wärmeverbrauchs entfällt auf den Wohn- und Bürobereich. Doch noch heute bauen wir wie vor zweihundert Jahren. Durch den Einsatz neuartiger Techniken ließe sich im Baubereich unter Verzicht auf zusätzliche, Wärme erzeugende Fremdmittel, die das Bauen und die Folgekosten unnötig verteuern, ein extrem niedriger Energieverbrauch erreichen. Damit verbunden wären zudem höhere Langlebigkeit und Wertigkeit der Gebäude, außerdem stark verringerte Bau- und Bewirtschaftungskosten, womit sich neben extrem verbesserten Energiebilanzen auch eine Verbesserung des Wohn- und Arbeitsumfeldes einstellen würde. So könnten Wandaufbauten in Form stabiler Blechstecksysteme eingesetzt werden, deren Füllungen aus nicht brennbaren Dämmmaterialien über 95 Prozent des Wandvolumens ausmachen. Hiermit kann ein bisher nicht realisierbarer Dämmwert erreicht werden. Da dieses Blechsystem sehr variabel und einfach im Aufbau ist, kann es selbst von Laien auf- und abgebaut werden. Somit ließen sich die Herstellungskosten von Häusern deutlich senken. Da der Dämmwert dieser Wandsysteme ohne zusätzliche Wärme erzeugende Technik mindestens dem eines Nullenergiehauses entspricht, sind heute übliche Heizanlagen übeflüssig. Eventuell für sehr kalte Tage würden kleinste Heizungen in Form von Infrarotheizkörpern benötigt. Ansonsten würde zur Erwärmung der Räume die normale Sonneneinstrahlung sowie die Körperwärme ihrer Bewohner ausreichen. Zudem benötigt die Herstellung dieser Wandsysteme weit weniger Wärmeenergie als herkömmliches Mauerwerk.
In hügeligen und bergigen Gebieten sollte man bauen
Aufgrund des extrem geringen Gewichts, der hohen Elastizität und Stabilität ist der Einsatzbereich dieser Wandsysteme sehr groß. So könnten mit ihnen nicht nur die Flachdächer von Parkhäusern und Supermärkten, sondern die fast aller Gebäude ohne Verstärkung der Gebäudestatik zu sehr geringen Kosten aufgestockt werden. Dies würde dazu beitragen, den Verbrauch an Baugrundflächen zu reduzieren. Zudem ließen sich mit dieser neuartigen Technologie große Teile bereits bestehender Wohn- und Gewerbebauten wärmemäßig optimieren. Aufgrund ihrer extremen Stabilität und Elastizität überstehen aus diesen Wandsystemen errichtete Häuser sogar Bodensenkungen und Bodenverwerfungen, so dass sie selbst Erdbeben trotzen können. Voraussetzung für den Großeinsatz dieser Wandsysteme wäre eine ausreichende Erst-Förderung durch den Staat. Dies ist aufgrund unserer rückständigen Fördermodalitäten aber nicht zu erwarten.
Eine weitere Möglichkeit, Klimaschutz und Kosteneinsparungen miteinander zu verbinden, besteht bei der Errichtung von Wohngebäuden, insbesondere in hügeligen oder bergigen Gebieten. Hier stellt abfließender Starkregen eine große Überflutungsgefahr dar. Nach Abtragen des Mutterbodens werden die Häuser mit ihren Kellern direkt auf den darunter liegenden, tragenden Grund errichtet und der abgetragene Mutterboden danach hügelförmig um die Kellerwände herum wieder angeschüttet. Somit kann auf die herkömmlichen, tiefen und teuren Ausschachtungen für die Kelleraufnahme und die teure Entsorgung des Erdaushubs verzichtet werden. Häuser in dieser Form wären zugleich optimal gegen Hochwasser geschützt. Zudem führen die Schrägen des angeschütteten Erdreichs zu einer Vergrößerung der Bodenoberfläche von bis zu vierzig Prozent. Dadurch reduziert sich die Bodenversiegelung selbst auf nur noch rund sechzig Prozent. Um weitere Bodenversiegelungen zu verhindern, könnten wir durch den Klimawandel einmal dazu gezwungen werden, nach diesem System gebaute Häuser auf Autobahnen und Straßen zu errichten.
Das Berufspendeln muss ein Ende haben
Es gibt noch weitere, ungenutzte Möglichkeiten, den Energieverbrauch unseres Landes und in erweiterter Form den weltweiten Energieverbrauch zu senken und zugleich Kosten zu sparen. Beispiel Berufsverkehr: Warum gibt es in unseren Städten immer noch über fünfzig Prozent Berufspendler? In einigen Jahren wird die Hälfte aller Menschen weltweit in Großstädten leben. Warum müssen über fünfzig Prozent der Arbeiter und Angestellten der Städte jeden Morgen von A-Stadt nach B-Stadt und etwa die gleiche Anzahl von B-Stadt nach A-Stadt zu ihren Betriebsstätten und abends wieder zurückfahren? Ließen sich nicht über Koordinierungsstellen viele dieser Arbeitsplätze untereinander austauschen und somit die Zahl der Pendler auf ein mögliches Minimum reduzieren? Die Vorteile wären, stark verminderte Umweltbelastungen, hohe Zeit- und Kostenersparnisse, keine Nerven zermürbende Staus und somit ausgeruhte, wenig belastete Menschen. Noch besser wäre es, möglichst vielen Mitarbeitern in ihren privaten Häusern und Wohnungen eine Arbeitsstätte einzurichten. Mit den uns heute zur Verfügung stehenden technischen Mitteln wäre eine Kommunikation zwischen Arbeitsstätte und Unternehmen jederzeit möglich. Dies würde zudem zu kleineren Betriebsstätten mit geringeren Flächenverbräuchen und letztlich zu zufriedenen, leistungsbereiteren Mitarbeitern führen.
Das Dienstwagenproblem
Auch bei Firmenmitarbeitern mit Dienstwagen könnten bei intelligenterer Einsetzung der Kommunikationsmittel viele Fahrten eingespart werden. Dies würde helfen, die Umweltbelastungen durch Kraftfahrzeuge deutlich zu reduzieren. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass nicht allen Mitarbeitern Dienstwagen zur Erfüllung ihrer Arbeiten zur Verfügung gestellt werden, sondern oft nur deshalb, um sie zu motivieren oder sie firmenseitig zu binden. Mitarbeitern, die im Auto immer noch ein Statussymbol sehen, ist dies oft mehr wert als ein höheres Gehalt oder ein besseres Arbeitsumfeld. Mit protzigen, besonders PSstarken Autos, deren Verbrauch entsprechend hoch ist, können sie ihre betriebliche Wertschätzung dann auch nach außen hin sichtbar machen. Um auch diesen Menschen den Klimaschutz näher zu bringen, muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Auch die monatliche Besteuerung des Firmenwagens für Privatfahrten von einem Prozent des Fahrzeug-Listenpreises verstärkt den Klimawandel. Der sich hieraus ergebende Betrag wird dem Gehalt der Mitarbeiter zugeschlagen und zusammen versteuert. Selbst dann, wenn diese mit ihren Dienstwagen wenig oder gar nicht privat fahren. Durch die Steuerprogression wird dann nicht nur der Geld werte Vorteil für die Eigennutzung, sondern das Gehalt selbst höher besteuert. Diese vom Staat diktierte, meist als ungerecht empfundene Steuererhöhung verärgert. So werden viele darauf bedacht sein, privat möglichst so viel mit dem Firmenfahrzeug zu fahren, um durch die somit entstehenden Kosten diese Ungerechtigkeit wieder auszugleichen. In vielen Fällen wird auch mehr gefahren, indem die Fahrzeuge durch die Ehepartner oder die erwachsenen Kinder genutzt werden. Für den Schutz des Klimas eine vermeidbare Entwicklung.
Kosteneinsparungen sollten überzeugen
Allein die Kosteneinsparungen durch eine intelligent durchgeführte Energiewende sollten alle überzeugen. Leider gibt es auf den politischen Bühnen zu wenige Personen, die kompetent, unabhängig und wertneutral genug sind diese Möglichkeiten nicht nur zu erkennen, sondern entsprechend auch umzusetzen. Wenn aber die Politik nicht in der Lage ist, die Energiewende voranzutreiben und weiter zu entwickeln, müssen alle Beteiligten es selbst in die Hand nehmen. Die Energiewende ist eine höchst wichtige Gemeinschaftsaufgabe und kann auch nur gemeinsam gelingen. Schon aus diesem Grunde sollten alle Beteiligten bereit sein, auf geringe Teile ihrer Privilegien zu verzichten und den Mut haben, zweckdienliche Lösungen für alle zu entwickeln. Ein kleiner Verzicht kann am Ende zu großen Gewinnen führen. Wäre zum Beispiel die Ökostrombranche bereit, darauf zu verzichten, dass der von ihr erzeugte Strom weiter wie bisher in voller Höhe subventioniert würde und statt dessen von allen Beziehern staatlicher Subventionen ein geringer Sockelbetrag zur Finanzierung großer Energiespeicher abgezogen werden könnte, wäre dies zukünftig für die gesamte Ökostrombranche ein Gewinn. Denn um die Netzspannung auch bei Stromüberschüssen halten zu können, müssen insbesondere bei sonnen- und windreichen Tagen, auch ihre Anlagen immer häufiger abgeschaltet werden. Dies lässt sich mit großen Energiespeichern vermeiden.
Neue Überlandleitungen allein können das nicht. Mit ihnen lässt sich Strom lediglich in andere Verbrauchsgebiete umleiten. Wird er dort nicht gebraucht, besteht also Stromüberschuss, muss auch dieser zu hohen Kosten entsorgt werden. Bei großen Energiespeichern ist dies anders. Durch sie ergeben sich neben einer hohen Netzstabilität für die Verbraucher hohe Kostenentlastungen durch das Einsparen teurer, zum Teil überdimensionierter Überlandleitungen. Besonders dann, wenn diese unterirdisch verlegt werden. Die größten Kostenentlastungen für die Verbraucher ergeben sich dadurch, dass durch die Speicherung des Stroms Zwangszahlungen für das Entsorgen überschüssigen Stroms ins Ausland entfallen, einschließlich der hierauf fälligen Strafzahlungen.
Strom zu Dumpingpreisen
Erklärung: Muss überschüssiger Strom ins Ausland geleitet werden, damit bei uns die Stromnetze nicht kollabieren, kann dieser nur zu Dumpingpreisen verkauft werden. Meistens sind hierauf noch zusätzliche Strafzahlungen zu entrichten. Allein in 2017 hat Deutschland Strom ins Ausland exportiert, der ausgereicht hätte, 15,4 Millionen Haushalte ein Jahr lang zu versorgen, so Frank Thelen, CEO Freigeist Capital.
Da aber allen Ökostromerzeugern in Deutschland feste Vergütungssätze garantiert sind, werden die ihnen hieraus drohenden Verluste auf die Strom- Verbraucher abgewälzt. Dies ist ein schwerwiegender Verstoß der hierfür zuständigen Politiker gegen das Verursacherprinzip. Da das Problem allein aus der Überkapazität elektrischen Stroms entsteht, müsste es ausschließlich ein Problem der Stromerzeuger sein. Alle hieraus entstehenden Kosten sollten deshalb von ihnen getragen werden.
Völlig unverständlich ist, dass diese Zusatzkosten auch noch nach Jahren immer noch den Verbrauchern in Rechnung gestellt werden. Durch diese absolut unsinnige Zusatzbelastung der Verbraucher, die von Jahr zu Jahr weiter zunimmt, wächst deren Unmut und mit ihr die Gefahr, dass hierdurch irgendwann die Energiewende insgesamt scheitert. Das ließe sich vermeiden, indem die Politik diesen Zustand endlich ändert und zudem auch die Energiepartner zu Konzessionen bereit wären, in dem sie sich an den steigenden Kosten der beteiligen. Für die Erzeuger regenerativen Stroms bedeutet das, lediglich auf geringe Beträge der Fördergelder verzichten zu müssen. Bleibt alles wie bisher und scheitert dadurch die Energiewende, dann entfallen für sie alle Fördermittel.
Solidarität in der Energiewende
Sollte alles beim Alten bleiben, dann wird bei den jetzigen Fördermodalitäten der Staat irgendwann gezwungen sein, die Subventionen für Ökostrom drastisch zu kürzen, damit die Kosten der Energiewende für die Verbraucher nicht ins Unermessliche ansteigen. Diese Kürzungen könnten für alle sehr schmerzhaft ausfallen. Wären die Ökostromerzeuger allerdings frühzeitig zu kleinen Konzessionen bereit, beispielsweise durch den Verzicht eines Cents pro erzeugter Kilowattstunde Strom ihrer oft sehr hohen Vergütungen für die Finanzierung von Energieroßspeichern, könnten sie größeres Unheil vermeiden und zukünftig als Gegenleistung sogar einen uneingeschränkten Ausbau aller regenerativen Energien einfordern. Damit wäre ihnen, der Weiterentwicklung der Energiewende und somit allen geholfen.
Diese Solidarität sollte auch von den Landwirten gefordert werden, die schon seit Jahrzehnten durch die Steuerzahler subventioniert werden. Insbesondere sollten sie ihre meist überzogenen Pachtgebühren, die sie für das Errichten fremder Windkraftanlagen oder für unterirdisch auf ihren Feldern verlegte Überlandkabel verlangen auf ein menschlich vernünftiges Maß begrenzen. Unabhängig hiervon könnte zudem überlegt werden, ob die auf diese Pachtgebühren anfallenden Steuern nicht zum Teil oder sogar ganz in die EEG-Umlage zur Entlastung aller Stromkunden ein ießen sollten. Für eine zügige Weiterentwicklung der Energiewende wird immer mehr ein tragbarer Konsens zwischen Befürwortern von Windkraftanlagen und ihren Gegnern benötig. Hierfür bedarf es neben gesetzlichen Impulsen dringend neuer technischer Entwicklungen. Diese zu entwickeln ist weniger Aufgabe der Windkraftegner, sondern vielmehr die der Windkraftindustrie und ihrer Verbände. Denn ein stetig wachsendes Problem heutiger Windkraftanlagen liegt darin, dass diese ständig an Größe zunehmen und mit ihnen ihre Flügel.
Rasche Wende? Mit heutigen Windrädern nicht
Dieser Trend zu immer größeren Flügeln wird zwar nur noch sechs bis acht Jahre anhalten, weil weitere Größenzunahmen dann weder wirtschaftlich, noch technisch sinnvoll sind. Ein rechtzeitiges Umdenken bei den Herstellern von Windkraftanlagen ist aber dennoch fraglich, da sich Änderungen in Deutschland meist erst nach vielen Jahren durchsetzen. Von den heutigen Politikern ist dieses rechtzeitige Umdenken schon gar nicht zu erwarten. Auch die Wissenschaft muss sich verändern. Auch ihr sollte bekannt sein, dass eine rasche Energiewende mit den heute vorherrschenden horizantal drehenden Windkraftanlagen (HAWT) nicht möglich sein wird. Es ist immer noch unverständlich, dass die zahlreichen Vorteile vertikal drehender Windkraftanlagen (VAWT) nicht endlich von den Wissenschaftlern erkannt und aufgegriffen werden. Vielleicht sind es gerade deren zahlreiche Vorteile, dass die Wissenschaft den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Dies würde auch die jüngste Durchführung eines im Jahr 2018 an die Universität Bochum vergebenen Forschungsauftrags zur Flügeloptimierung von Windkraftanlagen erklären, bei der es die Wissenschaft selbst war, die einseitig ausgerichtet, das Einbeziehen von Flügeln vertikal drehender Windkraftanlagen in das Forschungsobjekt rigoros ablehnte. Das Volumen der Fördermittel hierfür lag vorab bei immerhin 4,5 Millionen Euro.
Psychische Belastungen durch Windräder
Für von der Windkraft betroffene Anlieger ergeben sich durch die ständigen Größenzuwächse HAWT zunehmend psychische Belastungen. Diese entstehen dadurch, dass bei ihnen die Schattenwürfe der Flügel nicht seitwärts an den Betrachtern vorbei, sondern von oben herab auf diese zueilen. Je größer die Windkraftanlage, umso größer ihre Flügel. Je größer ihre Flügel, um so größer deren Schattenwürfe und Geschwindigkeiten mit der sich diese auf die Betrachter zubewegen. Bei Umlaufeschwindigkeiten der Flügelspitzen bis dreihundert Kilometer pro Stunde werden diese Schattenwürfe von allen Menschen als sehr beängstigend empfunden. Hinzu kommt, dass eine Größenzunahme der Flügel in der Regel auch mit höheren Geräuschen verbunden ist. Von Tieren weiss man, dass sie von der Seite kommende Gefahren gut einzuschätzen wissen und schnell lernen, damit umzugehen. Bei Gefahren, die von oben aus der Luft drohen, ist dies völlig anders. Da sie solche Gefahren nicht einschätzen können, führt das bei ihnen zu schwerem Stress. Die Psyche des Menschen reagiert ähnlich. Auch für die menschlichen Betrachter macht es einen großen Unterschied, ob sich vor ihren Augen ein Objekt mit großer Geschwindigkeit vorbei- oder von oben direkt auf sie zubewegt.
Dabei gibt es längst bessere Alternativen zu den heute üblichen HAWT – die bereits erwähnten VAWT. Hierbei nehmen H-Rotoren eine besondere Stellung ein. Leider wird ihre Weiterentwicklung in Deutschland seit Jahrzehnten vernachlässigt. Dabei bieten sie enorme Vorteile. Wie immer bei neuen Techniken dauert es in Deutschland besonders lange bis sie sich durchsetzen. Sehr gute Techniken brauchen noch länger, weil die Hersteller alter Techniken diese massiv zu verhindern wissen. Die optischen Vorteile von Vertikalläufern sind: Die Flügelschlagschatten kommen von der Seite, die Flügel sind kleiner und bewegen sich erheblich langsamer. Trotz weiterer, systembedingter Vorteile wie höhere Lebensdauern, weit geringere Herstellungs- und Unterhaltskosten, kleinere Fundamente, Entfall von Turmlagern und Nachführungen, Skalierbarkeit der Flügel, besseres Ansprechverhalten, niedrige Schallemissionen, kleinere Schlagschatten sowie geringere Abstände zu Wohngebieten bei gleichen Turmhöhen aufgrund geringerer Gesamthöhen wird man in Deutschland noch lange an HAWT festhalten.
20 bis 30 Jahre brauchen Reformen
Um in die Zukunft gerichtete Innovationen oder Reformen durchsetzen zu können, bedarf es in unserem Land meist zwanzig bis dreißig Jahre. Warum sollte sich das in diesem Fall ändern? Änderungen wird es wohl erst dann geben, wenn Untersuchungen ergeben sollten, dass der von HAWT ausgehende Infraschall der Gesundheit von Anliegern schadet. Erst dann werden H-Rotoren wohl zur Standard-Technik erhoben. Dies ist schon deshalb nicht verständlich, da man seit Jahren erfolglos versucht, die immer größer werdenden Probleme und Nachteile, die sich aus dem Größenwachstum sowie der systembedingten Bauform horizontal drehender Windkraftanlagen ergeben, durch technische Korrekturen zu verbessern. Dabei ist Fachleuten klar, dass diese alte Technik weitgehend ausgereizt ist und nur noch marginal verbessert werden kann.
Doch die Politik schläft wieder einmal und unterstützt solche marginalen Entwicklungen bei Horizontalläufern weiterhin mit hohen Fördermitteln. Selbst die bereits 2006 von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission „Forschung und Innovation“ (EFI) fordert regelmäßig für alle Bereiche der Energiewende neuartige Technologien und Innovationen an, da mit den herkömmlichen Technologien der Klimawandel nicht beherrschbar ist. Bisher ohne Erfolg. Der bisherige Nachteil von VAWT gegenüber HAWT, eine 20 bis 30 Prozent geringere Leistung, könnte schon heute durch H-Rotoren mit neuartig gestalteten Flügeln und einer verbesserten Flügelaufhängung ausgeglichen werden.
Höhere Leistungen durch Vertikaldrehung
Wissenschaftliche Studien sagen inzwischen voraus, dass es mit VAWT sogar möglich sein müsste, höhere Leistungen als mit HAWT zu erzielen. Außerdem haben VAWT, insbesondere H-Rotoren, wie bereits aufgeführt, gegenüber HAWT gravierende Vorteile. Sie sind zudem robuster, sehr viel kostengünstiger, ausbaufähiger, visuell erträglicher und extrem leise im Vergleich zu HAWT. Aufgrund ihrer visuellen und akustischen Vorteile würden sich zumindest kleine bis mittelgroße Anlagen sogar für den Einsatz auf Gewerbe- und Wohnbauten eignen. Auch Verwaltungsgebäude und Hochhäuser, ja selbst Schulen und Krankenhäuser, würden sich aufgrund ihrer Gebäudehöhen dafür eignen und könnten so einen großen Teil ihres Strombedarfs selbst decken.
Diese Möglichkeiten wurden von der Politik aus Unwissenheit noch nie in Erwägung gezogen. Im Gegenteil, man fokussiert sich weiterhin auf HAWT mit ihren bekannten Nachteilen. Dieser beschränkten Sichtweise entsprachen dann auch die von der Politik festgelegten Mindest- Abstände zwischen Wohnbebauungen und Windkraftanlagen. Schon der in Bayern festgelegte Mindestabstand von Windkraftanlagen zu Wohnbebauungen, der das Zehnfache der Höhe betragen muss, sorgte bei Fachleuten für Unverständnis. Nordrheinwestfalen als selbsternannter Vorreiter der Windenergie schaffte es mit Hilfe der FDP danach so gar, den Mindestabstand auf 1.500 Meter zu erhöhen. Begründet wurde diese Sinn freie Entscheidung damit, dass man einer „Verspargelung“ der Landschaft durch Windkraftanlagen entgegenwirken musste, um so die Akzeptanz der Bürger für den weiteren Bau von Windkraftanlagen zu erhalten. Zynischer lässt sich die Abneigung gegen Windkraftanlagen nicht ausdrücken.
(Für die fünfte Mobilfunk-Generation (G5) dagegen, die in erster Linie von Unternehmen sowie für das autonome Fahren von Fahrzeugen benötigt wird, müssen aufgrund ihrer geringen Sendeweite demnächst zehntausende neuer Alle Medien leben von aktuellen Ereignissen. Je schneller die Nachricht Funkmasten errichtet werden. Diese dürfen dann auf Wunsch der FDP auch übermittelt wird, desto vorteilhafter ist es. Jeder möchte der erste sein. Dies ist in unserer vernetzten Welt nicht immer leicht. Leider wird durch diesen auf Wohngebäuden, Krankenhäusern und Altenheimen errichtet werden. Elektrosmog gleich mitgeliefert. Damit werden nicht nur die Landschaften optisch belastet, sondern auch noch die Wohnbereiche. So facettenreich kann liberale Politik sein.)
Vorteil von VAWT: Platz sparen
Ein zusätzlicher Vorteil von H-Rotoren ergibt sich in Windparks, in denen sie aufgrund ihrer geringen Wirbelbildung in sehr komprimierter, platzsparender Form aufgestellt werden können. So konnten einer amerikanischen Studie zur Folge im Off-Shore-Bereich auf der Fläche eines mit HAWT bestückten Windparks eine vielfach höhere Anzahl von vertikal drehenden Windkraftanlagen eingesetzt werden. Zur Optimierung wurden dabei gegenläufig drehende H-Rotoren verwendet. Erreicht wurde dies dadurch, dass man hierbei die Flügel wechselseitig hundertachtzig Grad um ihre waagerechte Achse drehte und die Rotoren gegensätzlich laufen ließ.
Mit den heutigen HAWT geht das nicht. Diese drehen stets in eine Richtung. Dadurch bremsen die Flügelwirbel benachbarter Anlagen einander ab. Sollten auch diese Windkraftanlagen mit gegensätzlich drehenden Flügeln eingesetzt werden, müssten hierfür neue, diametral gestaltete Flügel, einschließlich der hierfür benötigten Formen und Vorrichtungen entwickelt werden. Da dies aus Kostengründen nicht sinnvoll ist, muss man bei HAWT weiterhin mit sehr großen Abständen leben. Somit wird viel Platz verschenkt. Im Binnenland ließen sich mit H-Rotoren aufgrund der höheren Verdichtung sogar große Teile der Landschaft von Windkraftanlagen freihalten. Wenn hier die doppelte oder gar dreifache Anzahl an Windkraftanlagen mit H-Rotoren auf der Fläche, die HAWT benötigen, installiert werden könnte, wäre der Platzbedarf für Windkraftanlagen für die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre gedeckt.
Wechsel auf Vertikaldrehung
Nimmt man die Energiewende wirklich ernst, wäre allein dies ein Grund, auf VAWT zu wechseln. Eine Energiewende im Strombereich allein mit den heutigen HAWT erreichen zu wollen ist völlig illusionär. Zudem ergeben sich für die Natur- und Vogelfreunde durch den Einsatz von Windkraftanlagen mit H-Rotoren weitere Vorteile. Neben ihren wesentlich geringeren visuellen und akustischen Beeinträchtigungen gegenüber horizontal drehenden Windkraftanlagen bewegen sich ihre Flügel bedeutend langsamer. Dies minimiert nicht nur die Geräuschemissionen, sondern verhindert auch sehr wirksam das beklagenswerte Schreddern von Vögeln.
Für Gebiete mit geringem Luftverkehr bieten sich zukünftig Höhenwindkraftanlagen an, auch als Airbornewindkraftanlagen bezeichnet. Sie benötigen weder Türme noch Fundamente, ihre Herstellungskosten sind deshalb extrem niedrig. Durch das Nutzen der nur in großen Höhen vorkommenden, konstant wehenden Starkwinde ergibt sich eine durchgehende, wesentlich höhere und vor allem gleichmäßigere Strom-Erzeugung als das bei Boden oder See gebundenen Windkraftanlagen der Fall ist. Eine neuartige, jahresdurchgängig arbeitende Entwicklung in diesem Bereich ermöglicht es, ganz auf Kohle- und Gaskraftwerke zu verzichten. Eine verlässliche Energiequelle mit hohem Potenzial sind auch Konverter, welche die Kraft von Meereswellen in elektrische Energie umwandeln. Bisher wurde das Potenzial einer alle Technologien umfassenden Energiewende, bezogen auf die uns heute bereits zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten, nur in ganz wenigen Bereichen genutzt. Und das nicht immer intelligent.
300 bis 500 Milliarden Euro Kosten für Energiewende
Eine intelligent und schnell durchgeführte Energiewende kostet uns, da wir uns noch am Anfang der Klimaschädenentwicklung befinden, bei Nutzung aller uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Einsparungen rund dreihundert bis fünfhundert Milliarden Euro. Dies ist zwar ein recht hoher Betrag, der sich auf längere Sicht aber wieder einsparen lässt und später durch Einsparungen zu hohen Gewinnen führt. Allein für Amerika wurden die im Jahr 2018 durch den Klimawandel verursachten Schäden auf vierhundert Milliarden Dollar beziffert. Die Höhe dieses Betrags entspricht der Hälfte des jährlichen Gesamt-Steueraufkommens unseres Landes. Dabei stehen wir erst am Anfang der Schadenentwicklung. Eine zögerlich durchgeführte Energiewende wie zur Zeit kann uns langfristig geschätzte zwei bis drei Billionen Euro für die Minderung, beziehungsweise Beseitigung der Schäden kosten. Eine Aufgabe der Energiewende mit der Rückführung schon erreichter Ziele würde uns und den folgenden Generationen sogar Kosten in Höhe von fünfbis zehn Billionen Euro bescheren sowie eine unbewohnbare Welt.
Wir sind abhängig von anderen Nationen
Natürlich sind wir bei der weltweiten Bekämpfung des Klimawandels auch von anderen Nationen abhängig. Aber je besser und nachhaltiger wir unsere Technologien und Strukturen entwickeln und einsetzen, um so geringer wird unsere Abhängigkeit. Für den anzunehmenden Fall, dass die Temperaturen aufgrund der weltweiten Versäumnisse Leben bedrohende Ausmaße erreichen, können wir deren Folgen mit den so entwickelten Technologien voraussichtlich auf ein für uns Menschen erträgliches Maß reduzieren und diese weltweit gewinnbringend verkaufen. Diese Technologien können zudem helfen, auch andere Bereiche unseres Lebens zu verbessern. Mit der Zeit werden alle anderen Nationen von unseren Erkenntnissen lernen, so dass sich die Entwicklungsstände untereinander immer mehr angleichen. Es ist nicht die Dummheit, die uns Menschen umbringen wird, es ist die Ignoranz, Dummheiten nicht sehen zu wollen.
Dennoch besteht die Hoffnung, dass der Klimawandel doch noch rechtzeitig genug bekämpft wird. Nämlich dann, wenn die Reichen und Mächtigen dieser Welt merken, dass sie wesentlich mehr zu verlieren haben, als die einfachen Bürger. Wenn dies schnell geschieht, kann der Klimawandel weltweit sogar zu einer alles vereinenden Kraft werden, da alle Menschen gemeinsam sich vor seinen Auswirkungen schützen müssen. Im schlimmsten Falle, nach dem wir Menschen alle unsere Chancen haben verstreichen lassen, bliebe als einziger Ausweg ein extrem energie- und kostenaufwändiges, aus heutiger Sicht wenig sinnvolles Verfahren, das Herausfiltern von Kohlenstoff aus der Luft. Zu vergleichen mit einem riesigen durch Chemikalien verseuchten Trinkwasser-Reservoir, bei dem versucht wird, durch technisch sehr aufwändige, zigfache Filterungen das Wasser wieder trinkbar zu machen. Für die Rettung der Menschheit wäre dies dennoch eine Chance – allerdings die letzte.
Gernot Kloss ist Ingenieur und Leiter eines Innovationsbüros für technische Zukunftsentwicklungen und erneuerbare Energien in Bochum.